Er war beinahe ausgestorben: Doch jetzt erobert der Fischotter Hamburg zurück!

Er war beinahe ausgestorben: Doch jetzt erobert der Fischotter Hamburg zurück!

Selbst die meisten Hamburger Naturschutz-Experten haben ihn in freier Wildbahn noch nie zu Gesicht bekommen, so scheu ist dieser Jäger. Der Fischotter erobert still und heimlich Hamburgs Gewässer zurück, dabei gilt der perfekte Schwimmer in vielen Regionen Deutschlands noch als ausgestorben. Otter rutschen gern, machen es sich in verlassenen Burgen gemütlich und was Brücken angeht, scheinen sie etwas abergläubisch zu sein. Die WochenMOPO auf Spurensuche.

Ausgerechnet ein toter Otter war das erste Lebenszeichen des scheuen Fischjägers in Hamburg – nach Jahrzehnten, in denen er als ausgestorben galt. 2006 wurde ein totes Tier in Reitbrook gefunden wurde. Große Aufregung! Erstmals merkte man in Hamburg überhaupt, dass der elegante Schwimmer an die Elbe zurückgekehrt ist. Seitdem spürt ihm die Umweltbehörde gemeinsam mit dem Otterzentrum Hankensbüttel nach.

Fischotter in Hamburg: Heimliche Existenz

Und das ist gar nicht so einfach. Der ebenfalls nach Hamburg zurückgekehrte Biber etwa hinterlässt unübersehbare Hinweise seiner Existenz, weil er Bäume fällt und Gewässer aufstaut. Der Otter hingegen ist ein Heimlichtuer. Er ist nachtaktiv und seine Bauten liegen so versteckt im Schutz von Uferrädern, dass sie niemand entdeckt. Da hilft nur Videoüberwachung mit Wildtierkameras. Und die Auswertung von sogenannten Trittsiegeln (Fußspuren) und Kot. Und der glitzert manchmal. „Denn Otterkot enthält Fischschuppen“, erklärt Frederik Landwehr von der Loki Schmidt Stiftung. Er ist zwar Biber-Experte, aber der Otter ist quasi der kleine Bruder des Bibers – wo der eine sich wohlfühlt, kommt der andere hinterhergedackelt.

Ein Fischotter nachts unter einer Brücke in Hamburg. Erwischt von der Wildkamera der Umweltbehörde.
BUKEA

Ein Fischotter nachts unter einer Brücke in Hamburg. Erwischt von der Wildkamera der Umweltbehörde.

Denn der Biber sorgt für neue bessere Strukturen in und an Gewässern, wodurch die Zahl der Fische steigt „und das wiederum gefällt dem Otter“, so Landwehr. Und die beiden Tierarten machen sich auch keine Konkurrenz, da der Biber Vegetarier ist und der Otter sich als Fleischfresser von Fisch, Vögeln, Schlangen und kleinen Säugern ernährt.

Besonders viele Otter im Süden Hamburgs

„Otter gehen sogar gern in verlassene Biberburgen“, erzählt Landwehr. Und da haben sie auch ausreichend Platz. Denn während ein Biber an die 30 Kilo auf die Waage bringt, sind es beim Otter eher zehn. Dabei ist er mehr als einen Meter lang. Landwehr: „Wäre der Otter so dick wie der Biber, würde er keinen einzigen Fisch fangen.“ Dem Biber hingegen läuft das Futter aus Zweigen, Wurzeln, Obst und mehr ja nicht weg.

„Generell ist wieder überall in Hamburg mit dem Auftreten des Fischotters zu rechnen“, bestätigt die Sprecherin der Umweltbehörde Franziska Fleischhauer. „Wir gehen von ungefähr 15 bis 20 Tieren aus, die sich regelmäßig in Hamburg aufhalten könnten.“ Im Norden leben die ausdauernden Taucher vor allem in großen Revieren an Wandse und Alster. Im Süden entlang der Elbarme. Ein toller Erfolg, denn der Fischotter gilt in weiten Teilen Deutschlands noch als ausgestorben.

Findelbaby Henry ist erst wenige Wochen alt. In der Natur bleiben Otter ein ganzes Jahr bei der Mutter.
Bettina Blumenthal

Findelbaby Henry ist erst wenige Wochen alt. In der Natur bleiben Otter ein ganzes Jahr bei der Mutter.

In Wandsbek hat die Deutsche Wildtier Stiftung sogar einen Fischotter-Laufsteg unter einer vierspurigen Brücke gebaut. „Denn Otter schwimmen grundsätzlich nicht unter Brücken hindurch“, so Frederik Landwehr. Niemand weiß warum. Können sie nicht am Ufer unter der Brücke entlanglaufen, so kommen sie aus dem Wasser und überqueren die Straße. Wobei sie leicht von Autos erfasst werden.

Was auch noch nicht erforscht ist: Warum der Otter sich am Wasser Rutschen baut und von dort aus mit Begeisterung auf dem Bauch ins Gewässer rutscht. „Vielleicht einfach aus Spaß, man weiß es nicht“, sagt Landwehr.

Fischotter gelten in Teilen Deutschlands als ausgestorben

Begradigte Flüsse, zubetonierte Uferzonen und immer mehr Straßen. Und dann auch noch die Jäger. Das sind nur einige der Gründe, warum der Fischotter in Westdeutschland nahezu ausgestorben war. In den 80er und 90er Jahren gab es nur noch einzelne Tiere ganz im Norden an der Ammersbek. Warum er jetzt aus Osten wieder einwandert? „Das liegt am gesetzlichen Schutzstatus und dem Jagdverbot“, sagt Martin Schmelz, Leiter der Tierforschung im Otterzentrum Hankensbüttel. „Sehr wichtig sind auch Renaturierungen von Gewässern und dass es mittlerweile weniger Schadstoffe in den Gewässern gibt.“

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Christian Erdmann baut in der Wildtierstation in Klein Offenseth-Sparrieshoop gerade das dritte Ottergehege. Denn weil es wieder mehr Otter gibt, werden auch mehr verletzte Tiere gefunden und müssen versorgt werden. Wie zuletzt „Fiete“ aus Finkenwerder. Erdmann hatte allein im August gleichzeitig acht Otter, die er jetzt nach und nach auswildert. „Die Jungtiere natürlich erst, wenn sie hier richtig jagen gelernt haben und in der Wildnis zurechtkommen.“

Er war beinahe ausgestorben: Doch jetzt erobert der Fischotter Hamburg zurück! wurde gefunden bei mopo.de

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