Ernst Thälmann – Stalins ergebener Diener: Vor 80 Jahren lässt Hitler ihn ermorden

Ernst Thälmann – Stalins ergebener Diener:  Vor 80 Jahren lässt Hitler ihn ermorden

Das KZ Buchenwald auf dem Ettersberg bei Weimar vor fast genau 80 Jahren: Es ist der 18. August 1944 kurz nach Mitternacht. Die Wachen sind darüber informiert, dass eine geheime Hinrichtung stattfinden soll, wieder einmal. Deshalb öffnen sie sofort das Tor, als die schwarze Limousine vorfährt. Alles läuft reibungslos und nach Plan. Der Gefangene wird aufgefordert aus dem Wagen zu steigen. Gestapo-Leute und SS-Männer folgen ihm. Nur wenige Sekunden später, direkt vor dem Lagerkrematorium, eröffnen die Bewacher das Feuer. Drei Schüsse treffen den Mann in den Rücken. Der vierte ins Genick soll sicherstellen, dass er auch wirklich tot ist. „Weißt du, wer das war?“, fragt ein SS-Aufseher den anderen. Flüsternd kommt die Antwort: „Das war der Kommunistenführer Thälmann.“

„Feige von Faschisten ermordet“, wird es später in der DDR heißen. Da ist das Schicksal des einstigen KPD-Chefs Ernst Thälmann längst zum Gründungsmythos erstarrt und der Mann selbst zum übergroßen Helden verklärt. Zum „unfehlbaren“, „aufrechten“ und „mutigen Kämpfer gegen den Faschismus“. Keine Stadt in der DDR ohne Thälmann-Straße oder Thälmann-Platz.

Einer der populärsten Politiker der Weimarer Republik: der Hamburger Ernst Thälmann (1886-1944). Der einstige KPD-Chef wurde 1933 von den Nazis verhaftet und nach elf Jahren in Isolationshaft am 18. August 1944 im KZ Buchenwald ermordet. Sein Todestag jährt sich zum 80. Mal. Hier ein Foto, das um 1930 herum entstand.
dpa

Einer der populärsten Politiker der Weimarer Republik: der Hamburger Ernst Thälmann (1886-1944). Der einstige KPD-Chef wurde 1933 von den Nazis verhaftet und nach elf Jahren in Isolationshaft am 18. August 1944 im KZ Buchenwald ermordet. Sein Todestag jährt sich zum 80. Mal. Hier ein Foto, das um 1930 herum entstand.

Ernst Thälmann: Mit 16 büxt er aus, lebt im Obdachlosenasyl und wird Landarbeiter in den USA

Wer war Thälmann wirklich – jenseits aller Mythen? Auf jeden Fall einer der populärsten Politiker der Weimarer Republik. Geboren wird er am 16. April 1886 in Hamburg. Seine Eltern betreiben einen kleinen Gemischtwarenladen an der Wandsbeker Chaussee. Als 16-Jähriger büxt er aus, wohnt zeitweise im Obdachlosenasyl. Er schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch. Für kurze Zeit ist er als Landarbeiter in den USA tätig.

Not und Elend der arbeitenden Klasse erlebt er am eigenen Leib. Er ist 17, als er 1903 in die SPD eintritt. Im Jahr darauf wird er, der ungelernte Arbeiter, Mitglied der Transportarbeitergewerkschaft und steigt bald zum Vorsitzenden der Abteilung Fuhrleute auf.

Während des Ersten Weltkriegs kämpft er an der Westfront. Nach der Niederlage schließt er sich der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) an, die sich aus dem linken Flügel der SPD gebildet hat. Thälmann ist begeistert von der Revolution in Russland.

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Als sich im Oktober 1920 die USPD im Streit auflöst, gehört er zu den 350.000 Genossen, die zur KPD übertreten. Sie – bis dahin eine politische Randgruppe –  wird erst dadurch zur Massenpartei. Es beginnt Thälmanns Aufstieg zu einem der führenden deutschen Kommunisten.

Ernst Thälmann und seine Frau Rosa um 1919.
MOPO-Archiv

Ernst Thälmann und seine Frau Rosa um 1919.

Ernst Thälmann ist ein Heißsporn, will die Revolution lieber heute als morgen

Es gibt damals zwei Grundströmungen in der KPD: Die Realpolitiker glauben, bevor es zur Revolution kommt, muss die Partei erst die Mehrheit der Massen erringen, und streben bis dahin eine „Einheitsfront“ mit anderen Arbeiterorganisationen oder der SPD an. Die radikalen Linken dagegen lehnen Kompromisse ab, sie wollen die Revolution möglichst sofort. Zu diesen Heißspornen zählt auch Thälmann.

Das erklärt die zweifelhafte Rolle, die er im Herbst 1923 spielt, als Hyperinflation, Hunger und Arbeitslosigkeit die Weimarer Republik in eine tiefe Krise stürzen und Massenstreiks das Land erschüttern. Die Kommunistische Internationale (Komintern), der Weltverband aller kommunistischen Parteien mit Sitz in Moskau, glaubt, die Zeit sei reif für eine deutsche Oktoberrevolution – Thälmann ist Feuer und Flamme.

Entsprechend groß seine Wut, als die „rechte“ KPD-Führung um Heinrich Brandler im letzten Moment die Notbremse zieht. Thälmann ist entschlossen, auf eigene Faust den bewaffneten Aufstand ins Volk zu tragen: Putschisten überfallen am 28. Oktober 1923 Hamburger Polizeiwachen, erbeuten Waffen, errichten Barrikaden. Nach nur zwei Tagen schlägt die Polizei den schlecht vorbereiteten Aufstand nieder. Bilanz: 100 Tote.

Thälmann gelingt das Kunststück, aus der Niederlage auf der Straße einen Sieg in der Partei zu machen

Im ehemaligen Wohnhaus Thälmanns in der Hamburger Tarpenbekstraße (Eppendorf) gibt es seit 1969 eine Thälmann-Gedenkstätte
dpa

Im ehemaligen Wohnhaus Thälmanns in der Hamburger Tarpenbekstraße (Eppendorf) gibt es seit 1969 eine Thälmann-Gedenkstätte

Obwohl Thälmann die Kämpfe aus sicherer Entfernung verfolgt hat, wird er auf dem nächsten Parteitag als „Held der Barrikade“ gefeiert, und ihm gelingt das Kunststück, aus der Niederlage auf der Straße einen Sieg in der Partei zu machen. Er wirft Brandler vor, die Revolutionäre in Hamburg im Stich gelassen zu haben. Daraufhin erobert eine Gruppe von Linken um die Österreicherin Ruth Fischer und den Ukrainer Arkadij Maslow die Parteiführung. 

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Als Einziger in der neuen Führung ist „Teddy“, wie alle ihn kumpelhaft nennen, kein Intellektueller. Er trägt Schiffermütze, hält laute, kämpferische Reden, reißt sich dabei gerne theatralisch die Krawatte vom Kragen und reckt die Faust gen Himmel. Ein Rhetorik-Genie ist er nicht gerade, aber seine Art kommt an. Thälmann wird zum proletarischen Aushängeschild der Partei. Jetzt nimmt auch Moskau Notiz von ihm: Grigori Sinowjew, enger Weggefährte Stalins, nennt ihn „das Gold der Arbeiterklasse“.

Seit er 1924 Reichstagsabgeordneter geworden ist, hält er sich nur noch selten in Hamburg auf. Ehefrau Rosa, die er 1915 geheiratet hat, und Tochter Irma, die im November 1919 zur Welt gekommen ist, sehen ihn kaum noch. Ist er in Berlin, wohnt er zur Untermiete bei einem kommunistischen Ehepaar namens Kluczynski in Charlottenburg. Mit Martha Kluczynski, seiner Vermieterin, beginnt Thälmann ein Verhältnis. Ihr Mann Hans zieht sich diskret in die Gartenlaube zurück, wann immer der Nebenbuhler zum Schäferstündchen kommt.

Wahlwerbung der KPD zur Reichspräsidentenwahl 1925 in Essen: „Thälmann musst du wählen.“ Aus der Wahl geht Paul von Hindenburg als Sieger hervor.
Bundesarchiv

Wahlwerbung der KPD zur Reichspräsidentenwahl 1925 in Essen: „Thälmann musst du wählen.“ Aus der Wahl geht Paul von Hindenburg als Sieger hervor.

Nach Lenins Tod 1924 reißt in der Sowjetunion Stalin alle Macht an sich, räumt sämtliche Konkurrenten aus dem Weg, lässt sie zum Tode verurteilen oder ermorden oder treibt sie in den Suizid. Stalin weiß, dass es nicht reicht, die KPdSU auf Linie zu bringen, wenn er die absolute Macht behalten will. Er muss sich auch die kommunistischen Parteien außerhalb der Sowjetunion unterwerfen. Vor allem die deutsche. Dabei kommt Thälmann eine besondere Rolle zu.

Ernst Thälmann ist vollständig abhängig von der Gunst Stalins, wird dessen ergebener Diener

1925 muss nach dem Tod von Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) ein neues Staatsoberhaupt gewählt werden. Ernst Thälmann, der von der KPD als Kandidat aufgestellt ist, tourt als Wahlkämpfer von Stadt zu Stadt, sodass bald jeder im Reich seinen Namen kennt.

Ernst Thälmann (auf dem Balkon über dem „O“) spricht 1928 auf einer Kundgebung im Berliner Lustgarten: Es ist das 4. Reichstreffen des Roten Frontkämpferbundes.
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Ernst Thälmann (auf dem Balkon über dem „O“) spricht 1928 auf einer Kundgebung im Berliner Lustgarten: Es ist das 4. Reichstreffen des Roten Frontkämpferbundes.

Im ersten Wahlgang erhält er lediglich sieben Prozent der Stimmen. Es ist klar, dass er nicht gewinnen kann. Würde er sich im zweiten Wahlgang zurückziehen und seinen Anhängern empfehlen, ihre Stimme Wilhelm Marx zu geben, dem Kandidaten von SPD und Liberalen, dann könnte er den Sieg von Ex-Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg verhindern, der von den Ultrarechten nominiert ist. Aber Thälmann hält ganz bewusst seine Kandidatur aufrecht, am Wohlergehen der Weimarer Republik ist er nicht interessiert. Hindenburg – der Mann, der acht Jahre später Adolf Hitler zum Reichskanzler ernennen wird – , gewinnt mit drei Prozent Vorsprung.

Thälmann wird zum Chef des Roten Frontkämpferbundes (RFB), der Kampftruppe der KPD, und ist jetzt ungeheuer populär. Die Chance, nun auch die Macht in der Partei zu übernehmen, bietet sich ihm, als die Vorsitzende Ruth Fischer es wagt, mehr Unabhängigkeit von Moskau zu fordern. Dafür wird sie von der Komintern scharf attackiert, und Thälmann – wie immer Moskau treu ergeben – nutzt die Gelegenheit, seine einstige Verbündete als „ultralinke Abweichlerin“ abzuservieren. Als neuer KPD-Chef schließt er sie im Jahr darauf sogar aus der Partei aus. 

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Aus dem Mann, der mal angetreten war, die Welt zu verbessern, ist ein machtbesessener Intrigant geworden. Sein autoritärer Führungsstil gibt bald Anlass zur Kritik. Frühere Weggefährten nennen ihn einen Helden der linken Phrase, einen Opportunisten reinsten Wassers. Die einflussreiche Kommunistin Clara Zetkin, einst eine enge Freundin, wirft ihm „Selbstverblendung“ und „Größenwahnsinn“ vor.

Das KZ Buchenwald auf dem Ettersberg bei Weimar: Am 18. August 1944 wurde hier Ernst Thälmann erschossen. Der einstige KPD-Chef war nicht Lagerinsasse. Er wurde eigens für die Liquidierung nachts aus seiner Gefängniszelle im Zuchthaus Bautzen abgeholt und zum KZ Buchenwald gefahren, wo seine Leiche dann auch eingeäschert wurde.
dpa

Das KZ Buchenwald auf dem Ettersberg bei Weimar: Am 18. August 1944 wurde hier Ernst Thälmann erschossen. Der einstige KPD-Chef war nicht Lagerinsasse. Er wurde eigens für die Liquidierung nachts aus seiner Gefängniszelle im Zuchthaus Bautzen abgeholt und zum KZ Buchenwald gefahren, wo seine Leiche dann auch eingeäschert wurde.

1928 kommt es zu einem Ereignis, das für den Fortgang der Geschichte von großer Bedeutung ist: Die sogenannte „Wittorf-Affäre“ macht Schlagzeilen. John Wittorf, von Thälmann eingesetzter Leiter des KPD-Bezirks Wasserkante, hat 3000 Mark aus der Parteikasse genommen, um seinen aufwendigen Lebensstil zu finanzieren. Als herauskommt, dass Thälmann seinen Freund gedeckt und versucht hat, die Sache unter den Teppich zu kehren, wittern seine Gegner ihre Chance. Das ZK der Partei entbindet Thälmann von all seinen Aufgaben. 

Nicht die Nazis, sondern die Sozialdemokraten erklärt Thälmann zum wichtigsten Gegner

Doch Stalin spricht ein Machtwort – und nach nur zehn Tagen ist er wieder in Amt und Würden. Thälmann ist jetzt vollständig anhängig von Stalin, dessen ergebener Diener, folgt kritiklos jeder Weisung. Thälmann beginnt damit, die KPD endgültig in eine zentralistische, undemokratische Führerpartei zu verwandeln. Wer selbstständig denkt, wer von der Generallinie der Komintern abweicht, muss gehen.

Zu dieser Generallinie gehört auch die sogenannte Sozialfaschismusthese, die besagt, dass der Hauptfeind der Kommunisten nicht etwa die Nazis sind, sondern die Sozialdemokraten. Die SPD binde die Arbeiter an das bürgerliche System und halte sie so vom Klassenkampf ab – deshalb sei sie nichts weiter als der linke Flügel des Faschismus. So die offizielle Parteimeinung. Verhängnisvoll, denn das hat zur Folge, dass die KPD die SPD bekämpft, statt sich mit ihr gemeinsam Hitler in den Weg zu stellen. 

Thälmann hat nie einen Zweifel daran gelassen, was sein Ziel ist: Er will den bürgerlichen Staat zerschlagen, eine Diktatur nach sowjetischem Vorbild errichten. Wenn es ihm nützt, arbeitet er dabei sogar mit der NSDAP zusammen – etwa 1932 bei dem Versuch, die sozialdemokratische Regierung Preußens per Volksentscheid zu stürzen.

Thälmann wurde 1944 unmittelbar vor dem Krematorium des KZ Buchenwald erschossen. Anschließend wurde dort seine Leiche verbrannt.
dpa

Thälmann wurde 1944 unmittelbar vor dem Krematorium des KZ Buchenwald erschossen. Anschließend wurde dort seine Leiche verbrannt.

Es gehört zur Tragik Thälmanns, dass auf die Weimarer Republik, die er so unerbittlich bekämpft hat, ein Staat folgt, der auch gegen ihn schonungslos vorgeht: Am 30. Januar 1933 wird Adolf Hitler Reichskanzler. Als keine vier Wochen später der Reichstag brennt, schiebt der neue Machthaber den Brandanschlag den Kommunisten in die Schuhe und bläst zur Jagd auf seine politischen Gegner.

Thälmann sitzt elf Jahre in Isolationshaft, ist der persönliche Gefangene des „Führers“

Thälmann steht ganz oben auf der Fahndungsliste. Doch statt sich in eine konspirative Wohnung zu begeben, hält er sich – als wäre nichts geschehen – in der Wohnung der Kluczynskis in Charlottenburg auf, wie üblich. Der Parteiselbstschutz hat nicht einmal Wachen für ihn abgestellt. Warum nicht? Bis heute gibt es darauf keine Antwort.

Am Nachmittag des 3. März 1933 wird Thälmann verhaftet, von der Gestapo misshandelt und gefoltert. Die Nazis wollen von ihm das Geständnis, dass er einen Staatsstreich vorbereitet hat, dann können sie ihn vor Gericht stellen und zum Tode verurteilen. Aber Thälmann gibt nichts zu, er bleibt standhaft. Ein Prozess wird ihm daher nicht gemacht, stattdessen sitzt er als persönlicher Gefangener des „Führers“ elf endlose Jahre in verschiedenen Gefängnissen in Isolationshaft, zuletzt im Zuchthaus Bautzen.

Thälmann gezeichnet von der Haft: Als seine Tochter Irma dieses Foto 1943 heimlich macht, sitzt ihr Vater schon zehn Jahre im Gefängnis. Das Foto entstand in Thälmanns Zelle in Hannover.
dpa

Thälmann gezeichnet von der Haft: Als seine Tochter Irma dieses Foto 1943 heimlich macht, sitzt ihr Vater schon zehn Jahre im Gefängnis. Das Foto entstand in Thälmanns Zelle in Hannover.

Ein Thälmann-Befreiungskomitee der Komintern nutzt die Gefangenschaft des prominenten Politikers propagandistisch aus, um die NS-Unrechtsjustiz vor der Weltöffentlichkeit anzuprangern – tut aber nichts für seine Freilassung. Als dann doch ein paar Genossen eine Befreiungsaktion planen, unterbinden die im Exil lebenden KPD-Führer dies im letzten Moment. Thälmann im Kerker nützt ihnen mehr als Thälmann in Freiheit.

Die einzige Stütze, die er jetzt noch hat, ist Ehefrau Rosa. Jahrelang hat er sie vernachlässigt und betrogen – sie steht trotzdem zu ihm, besucht ihn regelmäßig in der Haft. Ihr gelingt es, 24 Briefe, die Thälmann in seiner Zelle an Stalin schreibt und in denen er den großen Führer um Hilfe bittet, aus dem Knast zu schmuggeln.

Antwort erhält Thälmann nie. Trotzdem ist er 1939, als er vom Abschluss des Hitler-Stalin-Paktes hört, überzeugt, dass Moskau jetzt für seine Befreiung sorgt. Er hat den Glauben an Stalin immer noch nicht verloren. Dabei hat der ihn längst fallen lassen wie eine heiße Kartoffel: Anfang der 1990er Jahre werden Thälmanns Briefe in Stalins persönlichem Archiv gefunden. Einer davon trägt diese handschriftliche Notiz: „Ablage!“

SS-Chef Heinrich Himmer kritzel auf seinen Notizzettel: „Thälmann. Ist zu exekutieren“

Am 14. August 1944, drei Wochen nach dem Attentat Stauffenbergs auf Hitler, tritt Reichsführer SS Heinrich Himmler zum Rapport beim „Führer“ an. Dabei wird auch über Thälmanns Schicksal gesprochen. Hitler fällt das Todesurteil. Himmler schreibt auf seinen Notizzettel unter Punkt 12: „Thälmann. Ist zu exekutieren.“

Thälmann war der Säulenheilige der DDR: Überall gab es Thälmann-Straßen und -Plätze und -Denkmäler. Hier das Ernst-Thälmann-Denkmal von Lew Kerbel in Prenzlauer Berg in Berlin. Es wurde 1986 zum 100. Geburtstag des einstigen KPD-Chefs errichtet. Es steht immer noch.
dpa

Thälmann war der Säulenheilige der DDR: Überall gab es Thälmann-Straßen und -Plätze und -Denkmäler. Hier das Ernst-Thälmann-Denkmal von Lew Kerbel in Prenzlauer Berg in Berlin. Es wurde 1986 zum 100. Geburtstag des einstigen KPD-Chefs errichtet. Es steht immer noch.

Vier Tage später wird der berühmteste Gefangene des Dritten Reiches vom Zuchthaus Bautzen zum KZ Buchenwald gebracht und liquidiert. Der Leichnam wird noch in der Nacht im Lagerkrematorium verbrannt. Übrig bleiben nur die Schnürstiefel und eine Taschenuhr mit dem eingravierten Namen: „Ernst Thälmann“.

Nach Kriegsende kehren Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht, Stalins neue Günstlinge, aus ihrem sowjetischen Exil zurück nach Berlin. Sie, die Thälmann im Stich ließen, behaupten, angetreten zu sein, um dessen Vermächtnis zu erfüllen. Sie benutzen den toten Thälmann zur Legitimation ihres Führungsanspruchs.

Als Mythos lassen sie ihn wieder auferstehen. Die „Pionierorganisation Ernst Thälmann“ wird gegründet, die politische Massenorganisation für Kinder. Und bei der FDJ singen die Jugendlichen inbrünstig das Thälmannlied: „Thälmann und Thälmann vor allen! Deutschlands unsterblicher Sohn. Thälmann ist niemals gefallen, Stimme und Faust der Nation.“

Ernst Thälmann – Stalins ergebener Diener: Vor 80 Jahren lässt Hitler ihn ermorden wurde gefunden bei mopo.de

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