Erst EM, dann Olympia? Hamburger Leichtathletik-Ass (20) vor dem ganz großen Wurf

Erst EM, dann Olympia? Hamburger Leichtathletik-Ass (20) vor dem ganz großen Wurf

Am Freitagvormittag wird der Diskus aus der Hand von Mika Sosna durch die römische Luft fliegen. Und hoffentlich auch am Abend. Dann hätte der 20-Jährige aus Bergedorf die Qualifikation für den EM-Endkampf geschafft. Und er will mehr: Sosna, Hamburger Leichtathletik-Ass, steht vor seinem ganz großen Wurf – der Qualifikation für die Olympischen Spiele. Die Norm dafür hat er bereits erreicht.

„Mich fasziniert, im Ring zu stehen und die Scheibe fliegen zu sehen, wie sie schön und weit durch die Luft segelt“, sagt Sosna, der am Mittwoch in die italienische Metropole geflogen ist und am Samstag schon wieder zurückreist. Dazwischen soll der perfekte Wurf gelingen – noch besser vielleicht als im April in Oklahoma, als sein Diskus bei 68,96 Metern landete. Fast zwei Meter über der Olympia-Norm. „Es gibt so viele Techniken, wie es Menschentypen gibt“, beschreibt er die ewige Suche in der Sportart, die schon Teil des antiken olympischen Fünfkampfs war.

Mika Sosna investiert viel Geld ins Diskuswerfen

Bis zu 30 Wochenstunden investiert Sosna in seinen Sport – und auch einiges Geld. 1350 Euro für den Flug nach Oklahoma streckte er selbst vor, bekam sie dann allerdings von der TSG Bergedorf ersetzt. „Der Verein unterstützt mich großartig. So viel Geld auf der Seite zu haben, ist nicht so einfach.“


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Denn mit Diskuswerfen wird man nicht reich, wo­rauf nicht nur Robert Harting, Olympiasieger von 2012, immer wieder hingewiesen hat. „Ohne die Fördergruppen wäre Leistungssport in Deutschland nicht möglich“, spricht Sosna von Bundeswehr und Bundespolizei. Er selbst ging auf die Eliteschule Sport am Alten Teichweg und ist nun Sportsoldat – mit kritischer Haltung zum für ihn mangelnden Stellenwert des Sports: „Dass im digitalen Zeitalter oft die Konsole den Sportverein ersetzt, werden wir in der Gesellschaft merken.“

Vor zwei Jahren machte sich Sosna mit dem U20-Weltrekord (71,37 Meter mit einer leichteren Scheibe) einen Namen in der Szene. In Bergedorf kannte man ihn schon vorher. „Damals war er ein kräftiger Schlaks von 15 Jahren mit langen Haaren und den gebeugten Schultern eines Teenagers“, erinnert sich TSG-Fitnesstrainer Marcel Alt an seine erste Begegnung im Jahr 2018: „Heute ist er top fokussiert und ehrgeizig, ohne es zu übertreiben.“

Leichtathletik-Ass Sosna blieb TSG Bergedorf stets treu

Und hat auch an Masse zugelegt, 120 Kilo bringt Sosna inzwischen auf die Waage. Der TSG ist er trotz anderer Anfragen treu geblieben: „Das Geld ist nicht alles, das Familiäre ist sehr viel wichtiger.“ Das demonstriert Sosna tatkräftig, wenn er bei normalen Vereinsveranstaltungen Teppichrollen verlegt oder auf andere Weise bei der Organisation hilft. Die Familie war auch buchstäblich prägend: Schon seine Mutter Michaela warf den Diskus, sein Großvater Vaclav ist sogar Senioren-Weltmeister.

„Ich habe relativ früh damit angefangen, Steine ins Meer zu ditschen“, erinnert sich das Talent an die früheste Suche nach dem perfekten Wurf, der ihn nun bis zu den Olympischen Spielen befördern soll. Drei deutsche Werfer haben die Olympianorm erfüllt, drei weiteren ist es im Kampf um die drei Fahrkarten nach Paris noch zuzutrauen.

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Wer ein Olympia-Ticket löst, entscheidet sich vermutlich erst bei den Deutschen Meisterschaften am 29. Juni in Braunschweig. Die EM in Rom ist auch ein Schritt dorthin. „Wenn er einen Wurf richtig trifft, ist mächtig Dampf im Kessel“, sagt TSG-Fitnesscoach Alt: „Das wünsche ich ihm.“

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