Fixer, Crackheads, Glassplitter: Drogen-Hotspot Altona – doch es gibt Hoffnung

Fixer, Crackheads, Glassplitter: Drogen-Hotspot Altona – doch es gibt Hoffnung

Die „Sicherheitsoffensive“ am Hauptbahnhof hat eine unschöne Folge: Die Drogenszene verlagert sich in andere Viertel. Besonders betroffen: Die Gegend rund um den Holstenplatz in Altona. Wer aus dem S-Bahnhof kam, musste teilweise Slalom um Süchtige laufen, die auf den Wegen hockten und lagen. Mittlerweile treibe es Abhängige sogar auf die umliegenden Spielplätze, klagen Anwohner. Dennoch gibt es erste Signale der Besserung – aus zwei Gründen.

Bis vor ein paar Monaten schien es, als würde den S-Bahnhof Holstenstraße ein ähnliches Schicksal erleiden wie sein großer Bruder: Während der Hauptbahnhof als unsicherster Bahnhof Deutschlands gilt und die Polizei daher dort massiv gegen das Drogenelend vorging, prägten in Altona immer öfter Fixer, Trinker und Rauchwolken aus Crackpfeifen das Straßenbild.

S-Bahnhof Holstenstraße: Der Schandfleck Altonas?

„Meine Kinder weinen jedes Mal, wenn ich mit ihnen an der Holstenstraße vorbeifahre. Ich nehme mittlerweile extra einen Umweg“, sagt ein Vater von zwei Mädchen im Alter von drei und fünf zur MOPO. Ihn störe dabei gar nicht so sehr der Drogenkonsum an sich. Das lautstarke, teils übergriffige Verhalten vieler Konsumenten von Crack und Alkohol schrecke ihn viel mehr ab.

Blaue Pillen am Wegesrand. Am Holstenplatz ist sind wohl nicht nur Haribos in einer „bunten Tüte“
Alexander Palm

Blaue Pillen am Wegesrand: Am Holstenplatz werden wohl nicht nur Haribos konsumiert.

Eines ist dem Vater, der in unmittelbarer Nähe der Stresemannstraße aufwuchs, ein großes Rätsel: „Altona und Ottensen sind mittlerweile so schön, nur die Gegend um den Holstenbahnhof ist immer schlimmer geworden. Das hätte ich mir nie vorstellen können.“ 

Der „Abenteuerspielplatz“ am Zeiseweg

Auch umliegende Spielplätze seien schon zur Anlaufstelle geworden. Die Tagesmütter Gila (64) und Angela (59) können dies bezeugen. Seit Jahren sind sie tagtäglich auf dem Spielplatz am nahen Zeiseweg, erlebten Höhen und Tiefen. Die ganzen Bierbuddeln, Glasscherben und Zigarettenstummel hätten auf einem Spielplatz nichts zu suchen, schimpfen sie. „Tagsüber ist es eigentlich ruhig, aber abends nicht. Das sehen wird dann immer am nächsten Morgen.“ 

Vor zwei Monaten dann der Tiefpunkt: Als Gila morgens mit Kindern auf dem Spielplatz war, entdeckte sie, wie sich ein Heroinabhängiger gerade eine Spritze setzen wollte. „Er war aber freundlich. Als ich ihn darauf ansprach, dass das hier nicht sein müsse, ging er.“

Auch ein Drogenversteck konnte die Tagesmutter in einem Busch versteckt im Frühjahr bereits entdecken: „Ich hab die Polizei angerufen, das lieber nicht angefasst.“ 

Eine andere Perspektive: Der Holstenplatz als Erfolgsgeschichte

Die Lage um den Holstenplatz wird von vielen jedoch auch anders bewertet. Carsten Hokema, Pastor der Christuskirche Altona, beteuert, dass das Areal „mittlerweile wirklich harmlos“ ist. Vor drei Jahren noch hätten regelmäßig rund 60 Abhängige an der Suttnerstraße offen Drogen konsumiert, Dealer direkt aus dem Auto verkauft. Dank einer aktiven Nachbarschaft seien solche Zustände jedoch Geschichte. 

„Drogen – Hier bitte nicht!“ Das Schild stellte ein ehemals heroinabhängiger Hausmeister der Kita Regenbogenkinder am Holstenplatz vor rund 20 Jahren auf.
Alexander Palm

„Drogen – Hier bitte nicht!“ Das Schild stellte ein ehemals heroinabhängiger Hausmeister der Kita Regenbogenkinder am Holstenplatz vor rund 20 Jahren auf.

So werde jeden Mittwoch der sogenannte „Fire-Abend“ ausgerichtet – ein Nachbarschaftstreff, bei dem die Anwohner zusammen grillen, sich austauschen und Entwicklungen um das Areal kontrovers diskutiert werden. Auch Obdachlose und Abhängige würden hin und wieder vorbeischauen: „Die holen sich dann eine Portion Essen ab und kommen mit uns ins Gespräch. So tauscht man sich aus.“

Initiativen gegen Vewahrlosung: Ein ganzer Bezirk arbeitet zusammen

Die Polizei sowie das Bezirksamt Altona erklären auf Anfrage der MOPO, dass die Polizeipräsenz immens hochgefahren worden sei. Manchmal komme es zwar noch zu Zwischenfällen, aber „die tun echt genug“, sagt etwa Pastor Hokema. Auch die Straßenreinigung würde im Akkord arbeiten, um das Areal gar nicht erst verdrecken zu lassen. Letztlich soll auch der umfangreiche Umbau des Holstenplatzes nachhaltige Besserung gebracht haben: „Da wo vorher die Junkies standen und Crack rauchten, stehen jetzt Personen und warten auf ihren Bus.“ 

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Kamo (37), Inhaber des nahen „Holsten Döner“, bestätigt, dass der Umbau die Lage erheblich verbessert hätte. Auch Goekhan G. (43), Inhaber des „Schanzenbäcker“ nebenan, spürt tagsüber eine erheblich Aufwertung der Lage, sagt jedoch: „Das liegt nur an der Polizei, nicht an dem Umbau.“ So bleiben die Bewertungen vielfältig, die Erfolgschancen ungewiss, aber die Anwohner durchaus hoffnungsvoll.

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