Für Bauprojekt: Dieser Hamburger Park wird jahrelang gesperrt

Für Bauprojekt: Dieser Hamburger Park wird jahrelang gesperrt

Wohnen, Forschen, Arbeiten: Bis 2040 entsteht im Hamburger Westen ein komplett neues Hightech-Quartier, die Science City Bahrenfeld. Uni und Forschung sollen dort nicht mehr abgetrennt vom Rest der Stadt in Laboren vor sich hin experimentieren, sondern Teil eines geplanten neuen Stadtviertels mit tausenden Wohnungen, Sport- und Freizeitangeboten werden. Das Herzstück: Eine unterirdische Experimentierhalle. Der darüber liegende Park wird allerdings voraussichtlich deutlich länger gesperrt als ursprünglich geplant – und auch mehrere Sportplätze sind von den Planungen betroffen.

„Meiner Ansicht nach gelangen viel zu wenige Informationen zu diesem Projekt nach außen“, sagt Niclas Krukenberg. „Viele wissen überhaupt nicht, dass Teile des Parks in Zukunft gesperrt sein werden.“ Der 29-Jährige sitzt für die Linken in der Bezirksversammlung Altona, an diesem Tag führt er die MOPO durch den 14 Hektar großen Lise-Meitner-Park, der zwischen den Straßen Blomkamp, Stiefmütterchenweg und Flottbeker Drift liegt.

Lise-Meitner-Park: Teile werden jahrelang gesperrt

Ausnahmeweise scheint in Hamburg für längere Zeit die Sonne und es ist angenehm warm. Unterwegs begegnen uns immer wieder Radfahrer und Mütter mit Kinderwägen, die das schöne Wetter für einen kleinen Ausflug nutzen. „Besonders für die anwohnenden Familien ist die Grünanlage super wichtig“, sagt Krukenberg.

Linken-Politiker Niclas Krukenberg (29) kritisiert die Intransparenz bei dem Bauvorhaben im Lise-Meitner-Park.
Florian Quandt

Linken-Politiker Niclas Krukenberg (29) kritisiert Intransparenz bei dem Bauvorhaben im Lise-Meitner-Park.

Genannt wird der Park übrigens aufgrund seiner Nähe zum gleichnamigen Forschungszentrum auch „Desy Wiesen“. In der Science City Bahrenfeld wird das Desy eine zentrale Rolle einnehmen und soll sich laut den Planern nicht nur mit der Universität Hamburg vernetzen, sondern auch stärker für die Umgebung öffnen. Aktuell ist dessen Gelände an vielen Stellen mit Hilfe von Maschendrahtzaun vom Park abgegrenzt.

Projekt „Petra IV“ mit unterirdischer Experimentierhalle

Besonders stolz ist man im Desy auf die „Petra III“, nach eigenen Angaben eine der hellsten Speicherring-Röntgenstrahlungsquellen der Welt. Diese kommt zum Beispiel bei sehr kleinen Proben-Untersuchungen zum Einsatz oder wenn stark gebündeltes, kurzwelliges Röntgenlicht benötigt wird. Das kann in der Medizinforschung der Fall sein, aber auch in der Nanotechnologie.

Laut den Verantwortlichen hat diese Anlage allerdings noch mehr Potenzial: Sie soll zu einem hochauflösenden 3D-Röntgenmikroskop umgebaut werden – genannt „Petra IV“. „Dazu muss der vorhandene Beschleunigerring von ,Petra III‘ im Lise-Meitner-Park entfernt werden und teilweise durch eine große, unterirdische Halle ersetzt werden“, erklärt Desy-Sprecher Thomas Zoufal auf MOPO-Anfrage. Ist sie einmal fertig, sollen Teile ihres Dachs sogar von oben begehbar sein.

Fünf Jahre Bauarbeiten im Lise-Meitner-Park in Bahrenfeld

Bis zu fünf Jahre lang sollen diese Bauarbeiten im mittleren und östlichen Teil des Parks voraussichtlich dauern – drei Jahre länger, als es Desy-Chef Helmut Dosch bei der ersten öffentlichen Veranstaltung zur Science City Bahrenfeld im Jahr 2020 angekündigt hatte. Dazu kommt: Auch drei Sportplätze und eine Tennishalle sind direkt davon betroffen und werden jahrelang nicht nutzbar sein. Laut Zoufal werden alle Sportanlagen vom Bezirk Altona während der Desy-Bauphase komplett überarbeitet und neugestaltet.

Der Lise-Meitner-Park muss wegen Bauarbeiten jahrelang geschlossen werden.
Florian Quandt

Der Lise-Meitner-Park muss wegen Bauarbeiten jahrelang geschlossen werden.

Sowohl im Rahmen des Bebauungsprozesses als auch für die Sportanlagen habe es eine öffentliche Beteiligung gegeben, betont der Sprecher. Aus Krukenbergs Sicht reicht das allerdings lange nicht: „Selbst wir in der Bezirkspolitik haben manchmal Schwierigkeiten, diese Planungsprozesse zu 100 Prozent nachzuvollziehen“, sagt er und bemängelt Intransparenz bei den Verantwortlichen. „Die Anwohner müssen Schritt für Schritt dabei mitgenommen werden.“

Das könnte Sie auch interessieren: S-Bahn-Pläne gefährden neuen Hamburger Hightech-Stadtteil

Los gehen kann es mit den Arbeiten an „Petra IV“ übrigens erst drei Jahre nach einer offiziellen Genehmigung des Bundesforschungsministeriums. Diese wurde allerdings noch nicht erteilt, beim Desy hofft man auf einen zügigen Prozess bei der Behörde. Allein für die nächste Genehmigungsphase werden Planungsmittel in Höhe von 44 Millionen Euro benötigt.

Für Bauprojekt: Dieser Hamburger Park wird jahrelang gesperrt wurde gefunden bei mopo.de