Gerichtszoff bei Hagenbeck: Warum der Kurs des Tierpark-Chefs ein Vermögen kostet

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Sie brüllten mit den Löwen um die Wette: Anlässlich der Hagenbeck-Dschungelnächte fand am Samstag eine Demonstration vor dem Haupteingang des Zoos in Stellingen statt. Mitglieder verschiedener DGB-Gewerkschaften sowie Politiker von SPD, Grünen und Linke zeigten sich solidarisch mit den Tierpark-Angestellten, die seit Jahren für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen. Schätzungen zufolge gehen die Kosten für die Auseinandersetzung inzwischen in die Millionen.

Zuletzt hatte es so gewirkt, als sei Ruhe im Zoo eingekehrt. Seit dem Ende des letzten Streiks im September vergangenen Jahres hatte es keine Aktionen mehr gegeben. Doch der Schein trügt.

Zoff bei Hagenbeck: Allein dieses Jahr schon 43 juristische Auseinandersetzungen

Wie Rechtsanwalt Andreas Kilian, der den Hagenbeck-Betriebsrat vertritt, gegenüber der MOPO erklärte, hat er in seiner Kanzlei allein in diesem Jahr bereits 43 Aktenzeichen in Sachen Hagenbeck angelegt. Das sind mehr als doppelt so viele wie in den Vorjahren, wo es seit 2020 durchschnittlich 20 pro Jahr gab – allein das ist schon eine beträchtliche Zahl.

Es geht um Dienstpläne, die Arbeitszeit, Mitbestimmungsrechte, Urlaube, Kündigungen und die Arbeitsbedingungen insgesamt. „Hier ist keineswegs Ruhe eingekehrt“, erklärte Rechtsanwalt Kilian. Der Streit mit dem wegen seines autoritären Führungsstils umstrittenen Geschäftsführer Dr. Dirk Albrecht gehe weiter.

Ausgetragen wird der Zoff inzwischen fast ausschließlich vor Gericht. Seit September läuft eine große Einigungsstelle zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat, in der es um die allgemeinen Arbeitsbedingungen im Zoo geht. In den Monaten Februar bis Juni gab es fünf weitere Einigungsstellen. Zudem gibt es Güteverhandlungen, Mediationstermine und mehrere Klagen – so wie die Kündigungsschutzklage des Betriebsratsvorsitzenden Thomas Günther, den Dr. Albrecht seit Jahren gerne loswerden würde und den er deshalb mit Kündigungen überzieht. Bisher erfolglos.

Kosten für gerichtliche Auseinandersetzungen bei Hagenbeck gehen in die Millionen

Schätzungen der Gewerkschaft IG BAU zufolge gehen die Kosten für die Verfahren inzwischen in die Millionen. Schon eine einzige Einigungsstelle kostet zwischen 10.000 und 15.000 Euro. Für Dirk Johne von der Gewerkschaft IG BAU ist das ein Skandal: „Der Tierpark Hagenbeck ist eine gemeinnützige GmbH. Mit den sinnlosen Verfahren werden öffentliche Gelder verschwendet.“

Hintergrund: Hagenbeck-Chef Albrecht weigert sich seit Jahren, Tarifverhandlungen mit der IG BAU aufzunehmen und so für faire Arbeitsbedingungen zu sorgen. Stattdessen hatte er immer wieder betont, er brauche keine Gewerkschaften und möchte lieber innerbetriebliche Lösungen, die er mit dem Betriebsrat zu erarbeiten gedenke. Nur: Genau das findet nicht statt.

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„Die Geschäftsführung versucht kaum noch ernsthaft, mit dem Betriebsrat zu verhandeln, sondern ruft direkt die Einigungsstelle an oder will es gerichtlich klären lassen“, so Rechtsanwalt Kilian. Albrecht begründete seine Vorgehensweise gegenüber der MOPO schon mehrfach damit, dass er „Rechtssicherheit“ wolle. Unverständlich bleibt, warum die Eigentümerfamilien Hagenbeck und Weinlig-Hagenbeck dem ganzen Schlamassel weiterhin tatenlos zusehen.

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