Hagenbeck-Boss will Betriebsratschef feuern – und kassiert eine Klatsche

Hagenbeck-Boss will Betriebsratschef feuern – und kassiert eine Klatsche

Niederlage für den Hagenbeck-Chef: Das Arbeitsgericht Hamburg hat die von Dr. Dirk Albrecht ausgesprochene fristlose Kündigung des Betriebsratsvorsitzenden im Zoo zurückgewiesen. Wird das Kriegsbeil jetzt begraben?

Der Flur vor dem Verhandlungsraum am Arbeitsgericht in Barmbek-Süd ist rappelvoll an diesem Montagmorgen. Zahlreiche Kollegen sind gekommen, um den beliebten Betriebsratsvorsitzenden Thomas Günther, der bei Hagenbeck seit mehr als 30 Jahren als Tierpfleger arbeitet, zu unterstützen. Aber auch Gewerkschafter und Betriebsräte von anderen Hamburger Unternehmen kamen, um ihre Solidarität auszudrücken.

Zoff bei Hagenbeck: Arbeitsgericht weist Kündigung des Betriebsratsvorsitzenden zurück

„Es ist deutlich zu sehen, dass es zwischen Ihnen knirscht“, erklärt die Richterin gleich zu Beginn mit Blick auf die Parteien, wobei von beiden Seiten nur Thomas Günther anwesend ist. Hagenbeck-Chef Albrecht lässt sich durch seinen Anwalt vertreten – wie schon bei jedem anderen der mehr als 30 Verfahren, die der Zoff zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat schon gekostet hat.

Schnell wird deutlich, in welche Richtung die Entscheidung gehen wird. Denn die Richterin weist jeden einzelnen der acht zusätzlich gestellten Anträge zurück, mit denen Albrecht versucht hatte, der Kündigung mehr Gewicht zu verleihen. Sie stellt klar, dass Thomas Günther anders als von der Geschäftsführung dargestellt, nicht als Einzelperson handelt, sondern als Vorsitzender eines siebenköpfigen Gremiums, das von der Belegschaft gewählt wurde und über seine Vorgehensweise per Abstimmung entscheidet. So wie es das Betriebsverfassungsgesetz vorsieht.

Der Betriebsratsvorsitzende Thomas Günther arbeitet seit mehr als 30 Jahren bei Hagenbeck.
Marius Roeer

Der Betriebsratsvorsitzende Thomas Günther arbeitet seit mehr als 30 Jahren bei Hagenbeck.

Auch Dirk Albrechts Versuch, Thomas Günther per Gerichtsentscheid seines Amtes zu entheben, scheitert. „Es hat keine Pflichtverletzung im Amt gegeben“, stellt die Richterin in mehreren Punkten fest.

Gewerkschaft IG BAU: Hagenbeck-Geschäftsführung will Betriebsrat unter Druck setzen

Erleichterung bei Thomas Günther: „Die Gerechtigkeit hat gesiegt“, freut sich der 52-Jährige. Das Urteil habe gezeigt, dass die von Dr. Albrecht erhobenen Vorwürfe haltlos seien. „Was mich stört, ist mit was für unlauteren Mitteln hier vorgegangen wird, in dem einfach unwahre Dinge behauptet werden.“

Auch die Gewerkschaft IG BAU, die im Tierpark stark vertreten ist, zeigt sich erfreut über die richterliche Entscheidung. „Der Geschäftsführung geht es einzig und allein darum, den Betriebsrat unter Druck zu setzen und vor der Belegschaft zu diskreditieren”, so der stellvertretende Regionalleiter Dirk Johne. Hintergrund sei, dass der Betriebsrat den Plänen des für seinen autoritären Führungsstil bekannten Geschäftsführers entgegensteht.

Hagenbeck-Chef Dirk Albrecht will Urteil prüfen

Der Streit zwischen dem Betriebsrat und der Geschäftsführung zieht sich schon mehr als vier Jahre hin. Thomas Günther geht davon aus, dass der Druck auch trotz der Entscheidung des Gerichts nicht nachlassen wird. Unterkriegen lassen will er sich davon aber nicht. „Ich lasse mich nicht einschüchtern. Dafür bin ich nicht gewählt worden.“ Und: „Die Arbeit, die wir als Betriebsrat tun, tun wir ja nicht gegen die Geschäftsführung, sondern für unsere Kollegen.“

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Dr. Albrecht selbst wollte sich gegenüber der MOPO nicht dazu äußern, ob er das Urteil akzeptieren oder in die nächste Instanz gehen wird. Seine Sprecherin erklärte lediglich: „Nach Rücksprache mit unserem Geschäftsführer Herrn Dr. Albrecht darf ich Ihnen ausrichten, dass wir das Urteil prüfen werden.“

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