Haifischbecken Politik: „Hatte Angst, dass es eine sexistische Attacke auf mich ist“

Haifischbecken Politik: „Hatte Angst, dass es eine sexistische Attacke auf mich ist“

Natalia Sahling (30, SPD) macht Politik, seit sie als 16-Jährige in der Schülerkammer für die Primarschule gekämpft hat. Damit ist die junge Psychologin fast ein alter Hase im Politik-Geschäft. Doch was für ein Haifischbecken die Hamburger Politik sein kann, das weiß sie erst heute. Denn ihr wurde gezielt geschadet. Der Staatsschutz ermittelt, es gab Razzien – kaum zu glauben: Die Spur führt zu Sahlings eigenen Genossen!

„Dass im Wahlkampf ganz gezielt immer meine Plakate gestohlen oder zerrissen wurden, das hat sich wirklich schlimm angefühlt“, erinnert sich die junge Politikerin an die Zeit im April und Mai vor den Bezirkswahlen in Harburg. „Denn es war klar, dass das was Persönliches ist, es waren immer nur meine Plakate weg.“ Selbst wenn sie und ihr SPD-Genosse Frank Richter – mit dem sie als Doppelspitze angetreten war – Plakate gemeinsam an einem Laternenpfahl befestigt hatten, so waren immer nur ihre entfernt worden. „Als sei da jemand gezielt sexistisch unterwegs.“

SPD Harburg: Genossen stehlen Plakate von Fraktions-Vize

Einmal seien alle 60 Plakate, die sie an einem Nachmittag aufgehängt hatte, bereits am nächsten Morgen komplett verschwunden gewesen. Und das sei immer wieder vorgekommen. Auch ein finanzieller Schaden, denn die Frau aus Neugraben bezahlte alle Plakate aus eigener Tasche. „Ich wollte, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden und habe mehrfach Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt.“

Dies ist eins der Plakate von Sahling, die zerstört wurden. Die Plakate aus Plastik wurden hingegen gleich ganz entfernt.
hfr

Dies ist eins der Plakate von Sahling, die zerstört wurden. Die Plakate aus Plastik wurden hingegen gleich ganz entfernt.

Heute – zwei Monate später – sitzt Sahling trotz der versuchten Wahl-Manipulation wieder mit gutem Wahlergebnis in der Bezirksversammlung Harburg, wo sie die SPD-Fraktion mit Frank Richter als Doppelspitze führt. Aber froh und erleichtert die Ärmel hochkrempeln und anstehende Themen wie die Koalitionsverhandlungen, den Karstadt-Standort oder die Wahl der neuen Bezirksamtsleitung angehen, das kann sie nicht mit voller Kraft.

Denn die Frau aus Neugraben weiß jetzt, dass ihre Plakate wahrscheinlich nicht von politischen Gegnern oder persönlichen Neidern entwendet wurden, sondern von Konkurrenten aus der eigenen Partei, die ebenfalls zur Wahl standen. Und mit denen sie nun in der neuen Fraktion konstruktiv zusammenarbeiten soll.

Staatsanwaltschaft: Razzien bei sechs Verdächtigen der SPD

Mittlerweile ist öffentlich, dass die Staatsanwaltschaft Hamburg gegen fünf Männer und eine Frau aus der SPD ermittelt und es im Juni und Juli bei allen sechs Hausdurchsuchungen gegeben hat. Dabei geht es um „politisch motivierte Kriminalität“, deshalb ist der Staatsschutz des LKA zuständig. Ein hauptsächlich Beschuldigter soll demnach mit drei weiteren Personen zwei Jugendliche angeworben haben, um Natalia Sahlings Wahlplakate abzureißen und zu entsorgen. Danach habe er seine eigenen Plakate dort aufhängen wollen.

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Drei der Beschuldigten sind erst 17 Jahre alt, die anderen 20, 26 und 30 Jahre. Dabei wurden laut einer Senatsanfrage des CDU-Abgeordneten Dennis Gladiator in allen Fällen Mobiltelefone sichergestellt. Bei einem Beschuldigten wurden zudem Wahlbenachrichtigungen und Briefwahlunterlagen von Personen gefunden, die dort nicht wohnten. Aus dem Zusammenhang der Ermittlungen lässt sich schließen, dass die Aussagen der Jugendlichen zu den Ermittlungen gegen die Erwachsenen führten.

Bei dem Drahtzieher soll es sich laut Insidern um einen internen Konkurrenten handeln, der jetzt gemeinsam mit Natalia Sahling in der Fraktion sitzt. Ebenso eine Frau, die beteiligt gewesen sein soll. Auf die Frage, ob sie die beiden zur Rede gestellt habe, verneint Sahling. „Noch weiß ich doch überhaupt nicht, gegen wen ermittelt wird. Ich habe jetzt Akteneinsicht bei Gericht beantragt.“

Aber sie hat Vermutungen und weiß ja auch, wer seine Plakate dort aufgehängt hat, wo zuvor ihre 60 verschwanden. Doch darüber behält sie Stillschweigen, will keine falschen Beschuldigungen erheben. „Aber wenn sich die Ermittlungen bestätigen und das alles wahr ist, dann muss das Folgen haben.“

Haifischbecken Politik: „Hatte Angst, dass es eine sexistische Attacke auf mich ist“ wurde gefunden bei mopo.de

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