Hamburger Tennis-Star Korpatsch: „Mein Ziel? Die French Open gewinnen!“

Hamburger Tennis-Star Korpatsch: „Mein Ziel? Die French Open gewinnen!“

Sie ist die Nummer eins in Hamburg, die Nummer zwei in Deutschland und steht aktuell auf Platz 76 der Tennis-Weltrangliste. Tamara Korpatsch aber will noch deutlich höher hinaus. Im Interview mit der MOPO spricht die 29-Jährige, die zuletzt wegen Rückenproblemen pausieren musste, über ihr anstehendes Comeback bei den French Open und einen großen Traum, den sie sich in Paris erfüllen möchte.

MOPO: Die French Open sind das einzige Grand-Slam-Turnier, bei dem Sie es noch nie in die zweite Runde geschafft haben. Woran liegt’s?

Tamara Korpatsch: Ich weiß nicht, warum ich da immer so schlecht gespielt habe. Vielleicht bin ich zu aufgeregt. Vielleicht ist mir das Turnier zu wichtig. Die French Open sind mein Lieblings-Grand-Slam. Ich liebe die französischen Fans, die mich immer toll unterstützen. Jetzt komme ich ja mit dem Wissen, dass ich bei den letzten drei Grand-Slam-Turnieren immer die zweite Runde erreicht habe. Und wer weiß, manchmal tut so eine Pause ja auch gut.

Tamara Korpatsch fiel auf der WTA-Tour lange verletzt aus

Sie konnten seit dem 1. April kein Match mehr auf der WTA-Tour spielen.

Ich habe schon seit Januar nur unter Schmerzen gespielt. Die wurden immer schlimmer. Ich hatte ein Knochenmarködem am Iliosakralgelenk und ein Nerv an der Wirbelsäule war gereizt. Jetzt geht es mir zum Glück besser.


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Sie treffen in Paris in der ersten Runde auf die US-Amerikanerin Ashlyn Krueger, anschließend könnte die chinesische Mitfavoritin Qinwen Zheng ihre Gegnerin sein. Wie lautet Ihr Ziel beim größten Sandplatz-Turnier der Welt?

Mein Ziel war es immer, die French Open zu gewinnen (lacht). Das klingt nach einem sehr, sehr großen Ziel, aber es ist nicht unmöglich. Aber ich weiß auch, dass es angesichts der Pause keine Katastrophe wäre, früh auszuscheiden. Das erste Los ist machbar, aber ich habe in Peking gegen Krueger verloren. Ich werde gegen sie gut aufschlagen müssen.

Für die Olympia-Nominierung wird die Weltrangliste direkt nach den French Open ausschlaggebend sein. Über dieses Ranking werden 56 Plätze vergeben. Sie stehen in diesem Olympia-Ranking aktuell auf Platz 55. Heißt: Mit einem Erstrunden-Sieg in Paris könnten Sie schon das Olympia-Ticket lösen. Schwirrt das im Hinterkopf herum?

Ich denke jeden Tag daran. Olympia, das ist einer meiner größten Träume. Der allergrößte Traum wäre es, eine Medaille mit nach Hause zu bringen, am liebsten die goldene (lacht), aber überhaupt teilzunehmen, das wäre etwas super Besonderes. Es gibt nicht viele Menschen auf dieser Welt, die bei Olympischen Spielen dabei sein dürfen. Ich bin jetzt 29, ich will nicht noch einmal vier Jahre darauf warten. Es wäre so schön.

Korpatsch über Olympia-Regelung: „Es war ein Schock“

Dürften sie denn starten? Die Bedingung für eine Olympia-Teilnahme ist, dass man im Nationenwettbewerb, dem Billie-Jean-King-Cup, gespielt haben muss.

Es war ein Schock, als ich das erfahren hatte. Ich konnte ja nichts dafür, dass ich dort nicht gespielt habe. Ich wurde einfach nicht nominiert. Aber nun ist zum Glück alles geklärt. Es gibt eine Ausnahmegenehmigung von der ITF (Tennisweltverband; d. Red.). Ich werde bei Olympia spielen dürfen, wenn ich mich qualifiziere.

Früher haben Sie mit Ihrer Familie bei Turnieren im Auto geschlafen oder auf dem Parkplatz gezeltet, weil Sie sich Flüge und Hotels nicht leisten konnten. Hat der Deutsche Tennis Bund ihre Karriere ausgebremst?

Ja. Ich habe keine Förderung bekommen, habe nie eine Wildcard erhalten. Andere wurden mit 17 zum Fed Cup eingeladen, um die Atmosphäre kennenzulernen. Ich wurde nie zu irgendwas eingeladen. Es waren sehr harte Jahre für uns. Als ich irgendwann ein Turnier gewonnen habe, konnten wir uns von dem Preisgeld ein Wohnmobil leisten. Das war furchtbar hässlich, aber, hey, wir mussten nicht mehr im Auto schlafen. Ich war damals auch neidisch, dass andere alles bekommen haben und ich gar nichts. Den Grund dafür kann mir bis heute niemand erklären. Vielleicht mochte mich einfach jemand nicht.

Auf der Damen-Tour scheint es unter den Spielerinnen oft nicht sehr freundschaftlich zuzugehen. Täuscht der Eindruck?

Eher nicht (lacht). Also, ich habe keine Freundin auf der Tour. Auf der Damen-Tour geht es oft sehr angespannt oder zickig zu. Du erlebst oft, dass eine Spielerin in der Weltrangliste plötzlich vor dir steht und dann so tut, als würde sie dich gar nicht mehr kennen. Es gibt viele Zicken, aber zum Glück auch Ausnahmen. Ons Jabeur zum Beispiel ist eine große Sportlerin. Insgesamt gehen die Herren schon entspannter miteinander um.

Ende Juli soll ein WTA-Turnier in Hamburg stattfinden. Das Problem: Es gibt keine Spielstätte. Am Rothenbaum kann nicht gespielt werden, im Stadtpark nun auch nicht. Mittlerweile gibt es Gespräche mit dem ETV. Wie erleben Sie diese Situation?

Beim ETV habe ich ja als kleines Mädchen angefangen. Es wäre total witzig und cool, auf der Anlage ein WTA-Turnier zu spielen. Ich hoffe, dass die das schaffen. Aber natürlich wäre der Rothenbaum die beste Lösung gewesen. Auch dort habe ich schon gespielt, als ich sieben Jahre alt war. Schade, dass das nicht klappt. Richtig bitter wäre, wenn wir gar kein Turnier in Hamburg spielen könnten. Das darf nicht passieren.

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