Hamburgs Olympia-Traum(a): So stehen die Chancen auf Spiele in der Stadt wirklich

Hamburgs Olympia-Traum(a): So stehen die Chancen auf Spiele in der Stadt wirklich

Plötzlich glimmt es wieder auf, das kleine Flämmchen „Olympia in Hamburg“, das ein Volksentscheid 2015 so brüsk ausgetreten hatte. Nun, wo in Paris die Spiele beginnen, um die Hamburg sich damals bewerben wollte, wirft Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) eine Idee in den Raum: Die Stadt könnte doch noch einmal Anlauf nehmen und sich – zusammen mit Berlin – für die Olympia 2036 oder 2040 bewerben. Warum sollte es diesmal klappen?

Es war ein denkwürdiger Moment, als der damalige Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) am 29. November 2015 mit versteinerter Miene das hauchdünne Ergebnis des Olympia-Referendums verkündete: 51,6 Prozent hatten „Nein“ gesagt und den Traum von den „Spielen am Wasser“ versenkt. Die Stadt war gespalten, viele hätten sich gefreut, wenn Hamburg Austragungsort geworden wäre.

Olympia in Hamburg hätte 11,2 Milliarden Euro kosten sollen

11,2 Milliarden Euro hätte das Event kosten sollen, nach Abzug der Einnahmen wären noch 7,4 Milliarden übrig geblieben, von denen die Hamburger aber „nur“ maximal 1,2 Milliarden hätten zahlen müssen, wie Scholz versprach. Vielen Hamburgern, denen damals gerade die Kosten für die Elbphilharmonie um die Ohren flogen, war das zu viel, zumal Berlin nicht fest zusagen wollte, den Rest zu übernehmen.

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Damals wollte Hamburg mit breiter Brust als alleiniger Austragungsort ins Rennen gehen (mit Kiel als Partner für die Segelwettbewerbe), diesmal wäre ein Tandem mit der Hauptstadt denkbar, denn dann wären fast alle Sportstätten bereits vorhanden – gut für die Kosten. „Diese Idee ist jedenfalls bedenkenswert“, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher dem NDR.

Im Februar 2015 bildeten Olympia-Fans eine Fackel-Kette um die Binnenalster, unter dem Motto: „Feuer und Flamme für Olympia“.
dpa

Im Februar 2015 bildeten Olympia-Fans eine Fackel-Kette um die Binnenalster, unter dem Motto: „Feuer und Flamme für Olympia“.

Wird Hamburg diesmal die Hürde nehmen, an der es 2015 gescheitert ist? Und die Zustimmung der Bevölkerung, die jetzt schon unter Wohnungsnot und jahrelangen Großbaustellen wie der U5 und dem Autobahndeckel stöhnt, bekommen? Sportstaatsrat Christoph Holstein sieht die Sache naturgemäß sportlich: „Wenn man eine Niederlage kassiert hat, rappelt man sich auf und visiert ein neues Ziel an.“ Olympia 2036 könnte schwierig werden, weil nach Europa auch mal andere Kontinente dran sind, aber 2040 sei ein mögliches neues Ziel: „Hamburg und Berlin zusammen 50 Jahre nach der Wiedervereinigung, das wäre eine starke Geschichte.“

Pro und Kontra zum Thema: Olympia in Hamburg – Chance oder Wahnsinn?

Behutsamer wolle man es diesmal angehen: „Wir werden auf keinen Fall mit dem Kopf gegen dieselbe Mauer rennen“, so Holstein zur MOPO. Mit wehenden Fahnen hatte er 2015 die Kampagne „Feuer und Flamme“ für Olympia vorangetrieben, zu einer Zeit, als ihm bei jeder Infoveranstaltung die explodierten Elphi-Kosten vorgehalten wurden. Der Bund wollte seine Beteiligung an den Olympia-Milliarden damals nicht fest zusagen, dazu gab’s Knebelvorgaben des unsympathischen Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Und dann hatten auch noch die Attentate von Paris die Menschen in Europa schwer verunsichert – und das nur wenige Tage vor der Abstimmung. Die Hamburger sagten mit knapper Mehrheit „Nein“ zu Olympia.

Juni 2015: Demo des Aktionsbündnisses „NOlympia“, das die Milliardenausgaben für das Event anprangerte
dpa

Juni 2015: Demo des Aktionsbündnisses „NOlympia“, das die Milliardenausgaben für das Event anprangerte

Das soll bei einer neuen Bewerbung anders laufen

Was soll bei einer neuen Bewerbung anders werden? Teure neue Sportstätten für Hamburg, wie die damals auf dem Kleinen Grasbrook geplante „Olympic City“, soll es nicht geben. Denkbar wären aber etwa olympische Ausdauerwettbewerbe: „Bei Marathon, Triathlon und im Radsport hat Hamburg sich international bereits einen Namen gemacht“, so Holstein.

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Ob die Doppelbewerbung Hamburg/Berlin überhaupt für Deutschland ins Rennen geschickt wird (oder die Rhein-Ruhr-Region, München oder Leipzig), entscheidet der Deutsche Olympische Sportbund. Sollte der den Daumen heben, hätten erneut die Hamburger das letzte Wort: „Auf jeden Fall würden wir vor einer Bewerbung noch einmal einen Volksentscheid durchführen“, verspricht Bürgermeister Tschentscher. „Wir würden den Bürgerinnen und Bürgern in Hamburg damit die Chance geben, Olympische Spiele in ihrer Stadt zu erleben, die nicht mit enorm hohen Kosten und großen Bauprojekten verbunden sind.“ Auf dem Kleinen Grasbrook, wo das Olympiastadion hätte stehen sollen, warten wie eh und je Schrottautos auf ihre Verschiffung.

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