„Hat Hamburg einen Sex-Club?“ Beth Ditto und Gossip heizen den Fans im Stadtpark ein

„Hat Hamburg einen Sex-Club?“ Beth Ditto und Gossip heizen den Fans im Stadtpark ein

Gossip sind zurück! Wegen der großen Nachfrage wurde das Konzert der US-Band von der Großen Freiheit in den Stadtpark hochverlegt. 3000 Leute tanzten hier am Mittwochabend zu Hymnen wie „Heavy Cross“ und erfreuten sich an den witzigen Ansagen von Frontfrau Beth Ditto.

Am Anfang gibt es Nena. Das Disco-Rocktrio Gossip, das live im Stadtpark zur fünfköpfigen Formation anschwillt, spielt „99 Luftballons“ an, und Frontfrau Beth Ditto singt ein bisschen auf Deutsch dazu. „Ich habe mich bemüht, den Song zu lernen, aber bin wohl gescheitert“, sagt sie und versucht sich trotzdem noch an der englischen Version des Achtziger-Klassikers.

Gossip live im Stadtpark: Hommage an Hamburg

Was für eine nette Hommage an Hamburg und nicht die einzige Huldigung der Sängerin aus Portland, Oregon für ihre deutsche Lieblingsstadt! Doch erst mal gibt es Musik. Mit „Listen Up!“ und „Four Letter Word“ legen Gossip los. Ditto braucht keine Aufwärmphase für ihr kraftvolles Gesangsorgan und geht vorne bis an den gräsernen Bühnenrand, um den Fans an diesem Abend voller leichtem Nieselregen einzuheizen – und 3000 Leute tanzen im Stadtpark.

Bei ihrem Konzert im Stadtpark flirtete Gossip-Frontfrau Beth Ditto immer wieder mit dem Publikum.
Fabian Lippke

Bei ihrem Konzert im Stadtpark flirtete Gossip-Frontfrau Beth Ditto immer wieder mit dem Publikum.

„Dieser Spielort ist so verdammt nett“, meint Ditto. Vor sechs Jahren ist sie als Solistin hier aufgetreten. Denn von 2016 bis 2023 waren Gossip vorerst Geschichte. Mit dem Album „Real Power“ aus dem vergangenen Jahr feierten sie ihre Wiederauferstehung.

Wie sich die Zeit ohne ihre Mitstreiter Nathan Howdeshell an den Saiteninstrumenten sowie Hannah Blilie hinter dem Schlagzeug anfühlte, macht Ditto sinnbildlich anhand der Stadtpark-Bühne deutlich. „Wenn ich zu euch nach vorne komme, habe ich das Gefühl, dass ich meine Band alleine lasse. Und wenn ich zurück zur Band gehe, habe ich das Gefühl, euch zurückzulassen. Es ist wie Himmel und Hölle.“

Stadtpark Konzert: Ditto flirtet immer wieder mit Menschen

Und wie schön Queer-Ikone Ditto aussieht! Sichtlich wohl fühlt sie sich in nichts weiter als Stilettos, einer kurzen Bluse mit ausladenden Ärmeln und einem schwarzen Body, der den Blick freigibt auf ihre Schenkel. Sämtliche Cellulite-Diskussionen führt sie ad absurdum. In Sachen Selbstliebe kann man von dieser Frau nur lernen! Ihr Haar leuchtet orangefarben. „Es ist eine Perücke! Aber meine Großmutter war eine echte Rothaarige“, kommentiert sie. Später beim Song „Crazy Again“ wird sie das Teil einem Security-Mitarbeiter im Fotograben aufsetzen, der das tapfer über sich ergehen lässt, während die Menge johlt.

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Sowieso flirtet Ditto immer wieder mit den Menschen. Einige hätte sie schon draußen in der Schlange vorm Einlass beobachtet, sagt sie. Sie schmückt sich gerne mit der Regenbogenfahne, die ihr von einem Fan gereicht wird. „Happy Trans Flag“, sagt sie. „Ich bin stolz auf dich.“ Einem anderen tippt sie gleich ihre Telefonnummer ins Handy. „Schick mir nachher mal das Foto von mir rüber“, bittet sie. Und immer wieder streut sie ein niedliches „Dankeschön“ oder andere deutsche Wörter in ihre Plaudereien mitein.

Band Gossip im Stadtpark: „Gibt es in Hamburg einen Sex-Club?“

„Ich liebe Hamburg so sehr, das ist kein Witz“, so Ditto. „Berlin ist cool – aber zu cool für mich. Wenn ich da bin, frag ich als erstes nach dem nächsten Handarbeitsladen. Aber alle anderen gehen in den Sex-Club… Hat Hamburg einen Sex-Club? Ist das hier der Sex-Club? Nun, jetzt ist er es!“ Daraufhin rülpst Beth Ditto inbrünstig, sagt „Schulz“ und winkt dabei mit der Hand vor der Stirn. Wie man das hierzulande so macht.

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Nena ist auch nicht die einzige Deutsche, der Gossip huldigen. Auch ein Snippet von Nina Hagens „Born In Xixax“ findet in ihr Set. „Sollen wir ‚Men In Love‘ oder ‚Get Lost‘ spielen?“, fragt Ditto das Publikum, und die Wahl fällt auf ersteren Song. Die Abräumer des Abends sind die Selbstbestimmungshymne „Standing In The Way Of Control“, unter die Gossip „Smells Like Teen Spirit“ mischen, sowie „Heavy Cross“ in der Zugabe.

Ditto unterbricht letzteren Song allerdings, um sich bei den Deutschen für den Erfolg zu bedanken. Ihrer Mutter hätte sie von den Tantiemen ein Haus kaufen können. Zu „Wind Of Change“, eingespielt vom Band, kommen Ditto und die Band noch ein letztes Mal auf die Bühne. So schräg wurde die Scorpions-Ballade wohl noch nie gepfiffen! Das Lied habe ihr Leben verändert, meint Ditto und garniert das Stück mit „We Are The World“. Man kann die Frau nur lieben.

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