„Hoffentlich geht das gut“: HSV-Legenden äußern sich zur Neuer-Debatte

„Hoffentlich geht das gut“: HSV-Legenden äußern sich zur Neuer-Debatte

Die Scheinwerfer sind auf ihn gerichtet, mehr denn je. Manuel Neuer hat in seiner Karriere schon so gut wie alles erlebt, die Situation vor dem EM-Auftakt aber ist für Deutschlands Nummer eins eine ungewohnte. Plötzlich rätselt die Nation darüber, ob der viele Jahre lang weltbeste Torwart wirklich noch der Rückhalt ist, den das DFB-Team braucht, um beim Heim-Turnier auftrumpfen zu können.

Er wird registriert haben, wie die Fans ihn empfingen. Neuers Antennen sind in diesen Tagen ausgefahren, das dürfte auch am Montag so gewesen sein, als er zum öffentlichen Training des DFB-Teams in Herzogenaurach auf den Platz trabte. Applaus der 4000 Anwesenden brandete auf. Balsam für Neuers Seele, nach Tagen, in denen wenig so war, wie es sonst immer für ihn zu sein schien.

DFB-Team hat plötzlich eine Torwart-Debatte vor der EM

Die Diskussion um Neuer wurde zuletzt leidenschaftlich geführt. Nachdem er zweimal schwerwiegend im Bayern-Trikot gepatzt hatte, folgte im abschließenden EM-Test gegen Griechenland (2:1) ein übler Bock im DFB-Gehäuse. Dass er davor und danach gut hielt – geschenkt. Verlässlichkeit ist das Zauberwort. Und die kam dem 38-Jährigen zuletzt abhanden. Nicht wenige Experten sehen eigentlich Barcelonas Marc-André ter Stegen im direkten Duell vorn. Julian Nagelsmann nicht.


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Am deutlichsten formulierte Uli Stein die Zweifel, die sich breit machten. In seiner Kolumne für das Fachmagazin „Kicker“ erklärte der HSV-Meistertorwart der 1980er-Jahre, der Bundestrainer hätte Neuer aus Leistungsgründen gar nicht für die EM nominieren dürfen. Sich so früh auf ihn als Nummer eins festzulegen, sei ohnehin falsch gewesen.

Uli Stein gegen Neuer-Nominierung für die EM

Ungewohnt harte Worte. Denn die Personalie Neuer ist so brisant, dass man dieser Tage in Torhüter-Kreisen häufig auf Schweigen stößt, auch bei sonst meinungsstarken Persönlichkeiten. Weil Torhüter in einem Boot sitzen und wissen, wie sehr es seelisch an Kollegen nagt, wenn Fehler passieren, wie sie Neuer unterliefen. Und weil man ein Denkmal wie ihn ungern kritisieren möchte.

119 Mal spielte Manuel Neuer für Deutschland. Selten war der Druck so groß wie jetzt.
WITTERS

119 Mal spielte Manuel Neuer für Deutschland. Selten war der Druck so groß wie jetzt.

Gleich mehrere Ex-Nationalkeeper wollten sich im Gespräch mit der MOPO nicht öffentlich äußern. Wie etwa Roman Weidenfeller, der 2014, beim WM-Titel in Brasilien, Neuers Stellvertreter war. Nachdem die MOPO den früheren Dortmunder telefonisch nach seiner Meinung zur Torwart-Diskussion fragte, bat der 43-Jährige um Rückruf am darauffolgenden Tag. Fortan ignorierte Weidenfeller alle Anrufe, ließ auch schriftliche Nachfragen unbeantwortet. Ein anderer, nicht minder dekorierter Ex-DFB-Keeper bat um Verständnis, sich lieber nicht äußern zu wollen.

Ex-Torhüter Weidenfeller will sich nicht über Neuer äußern

Was man zu dem Thema auch sage, man könne ja nur verlieren, stellte er fest. Sei halt eine heiße Nummer, da müsse man vorsichtig sein.

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Richard Golz ist ein unabhängiger Mann und hat mit Befindlichkeiten dieser Art nichts am Hut. Der 56-Jährige, der für den HSV und Freiburg 453 Mal in der Bundesliga auflief, hat eine Meinung und vertritt sie auch.

Ex-HSV-Keeper Golz: „Nagelsmann hat gar keine andere Wahl“

„Wenn man sich, wie der Bundestrainer, so früh auf eine Nummer eins festlegt, dann muss man es jetzt auch durchziehen“, sagt Golz. „Ob es von vornherein die richtige Entscheidung war, darüber lässt sich streiten. Aber nimmst du Manuel Neuer jetzt vor dem Turnier aus dem Tor, wird der Druck noch größer. Auch auf ter Stegen. Nagelsmann hat gar keine andere Wahl, als sich selbst treu zu bleiben. Hoffentlich geht es gut.“

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Ob dem so ist, wird man möglicherweise schon am Freitag zum Start gegen die Schotten sehen. Neuer spielt nicht nur gegen die „Bravehearts“, sondern auch gegen die Zweifel, die ihn begleiten. Wie kein anderer deutscher Spieler braucht er einen starken EM-Auftakt. Ein Druck, den ihm niemand nehmen kann.

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