Holt St. Pauli einen Notfall-Torwart? Was der Sportchef sagt, wer auf dem Markt ist

Holt St. Pauli einen Notfall-Torwart? Was der Sportchef sagt, wer auf dem Markt ist

Die Situation ist dramatisch, der Begriff Engpass eine groteske Untertreibung. Der FC St. Pauli steht aktuell ohne Profi-Torhüter da. Die Nummer eins Nikola Vasilj ist auf Länderspielreise, die Nummern zwei bis vier sind verletzt und werden noch länger ausfallen. Beim Kiezklub beschäftigt man sich nach MOPO-Informationen konkret mit der Frage, ob kurzfristig noch ein Keeper verpflichtet werden muss und auch kann. Anforderungsprofil und Marktsituation sind verdammt knifflig. Ganz zu schweigen vom absoluten Horror-Szenario …

Selten dürften die Verantwortlichen des Kiezklubs in den vergangenen Jahren zwei Länderspielen derart sorgenvoll und bange entgegengeblickt haben wie den 180 Minuten, die Vasilj bevorstehen. Der erste Torwart der Nationalmannschaft von Bosnien-Herzegowina tritt mit seinem Team Freitag in Zenica gegen die DFB-Auswahl an, am Montag dann gleichenorts gegen Ungarn.

Nikola Vasilj gegen DFB-Team: für St. Pauli ein Zitter-Spiel

Für Vasilj ist die Partie gegen Deutschland ein Höhepunkt in seiner Karriere, die sein Herz höher schlagen lässt. Für den FC St. Pauli dagegen eine Zitterpartie, denn es steht verdammt viel auf dem Spiel und das gilt auch für das folgende Duell gegen Ungarn: Vasiljs Gesundheit.

Der Keeper der „Boys in Brown“ darf sich auf keinen Fall verletzen oder auch nur ernsthaft angeschlagen nach Hamburg zurückkehren. Das wäre der braun-weiße Super-GAU.

St. Pauli-Torwart Ben Voll rettete stark gegen Jesse Kilo, musste später aber verletzt vom Platz.
WITTERS

St. Pauli-Torwart Ben Voll rettete stark gegen Jesse Kilo, musste später aber verletzt vom Platz.

Vasilj ist der Last-Man-Standing. Durch die schwere Verletzung von St. Paulis Nummer zwei Ben Voll (23), der sich am Wochenende beim Regionalliga-Derby gegen den HSV einen Bruch des Unterkiefers zugezogen hatte und nach einer OP lange ausfallen wird, hat sich die Lage dramatisch zugespitzt, denn die anderen beiden Torhüter des Profi-Kaders sind seit Wochen außer Gefecht.

Notstand im Tor: Voll, Burchert, Ahlers fallen lange aus

Routinier Sascha Burchert (34) plagt sich seit Monaten mit hartnäckigen Problemen im Rücken- und Adduktorenbereich herum und dürfte nach Stand der Dinge auch in den nächsten Monaten nicht zur Verfügung stehen. Sören Ahlers (27), nominell die Nummer vier, ist im Juli am Knie operiert worden, fällt ebenfalls noch Monate aus.

Die einzigen fitten Torhüter, die derzeit am Trainingsbetrieb der Profis teilnehmen können und unter der Regie von Torwarttrainer Sven Van Der Jeugt an sich arbeiten, sind die beiden U23-Keeper Kevin Jendrzej und Ronny Seibt, beide 19 Jahre alt.

Noch ein neuer Torwart? Was Sportchef Bornemann sagt

Holt St. Pauli noch einen Notfall-Keeper? Eigentlich ein Muss.

„Angesichts der aktuellen Entwicklungen müssen wir das natürlich in Erwägung ziehen“, sagt Sportchef Andreas Bornemann auf MOPO-Nachfrage. „Allerdings ist der Zeitpunkt sehr unglücklich und wir müssen schauen, ob sich eine passende Lösung findet.“

Die Saison läuft auf Hochtouren, was auch für andere Ligen gilt, und das Transferfenster ist längst geschlossen. Heißt: St. Pauli könnte nur einen vertragslosen Keeper verpflichten. Haken: dieser hat logischerweise keine Spielpraxis. Zumindest aber könnte er Erfahrung im möglichst hochklassigen Profi-Bereich mitbringen, was wichtig wäre, sollte auch noch Vasilj ausfallen. Allerdings will und soll Voll nach seiner Genesung nicht den Status als Nummer zwei verlieren. Knifflig.

Vertragslose Keeper: Koubek, Kühn, Oelschlägel, Karius

Könnte ein Kurzzeit-Vertrag bis zur Winterpause eine Lösung sein? Oder ein längerfristiger Kontrakt, da Burchert und Ahlers möglicherweise auch in der Rückrunde nicht fit werden?

Ein vereinsloser Schlussmann, der zuletzt bei einem Bundesligisten unter Vertrag gestanden hat, ist Tomas Koubek (32). Der Tscheche war bis Sommer beim FC Augsburg, den er nach fünf Jahren – vorwiegend als Nummer zwei, aber immerhin mit 38 Erstliga-Einsätzen – verließ, weil er dort künftig nur noch die Nummer drei gewesen wäre.

Ein derzeit vertragsloser deutscher Keeper ist Philipp Kühn, bis zum Sommer beim Zweitliga-Absteiger VfL Osnabrück unter Kontrakt. Der 32-Jährige trainiert derzeit bei Preußen Münster mit, weil beim Zweitliga-Aufsteiger ebenfalls Keeper-Notstand herrscht. Kühn stand noch bis Mai im Tor des VfL, kann insgesamt 81 Zweitligaspiele vorweisen. Ebenfalls zu haben: Eric Oelschlägel (29), früher bei Werder Bremen und Borussia Dortmund vorwiegend im Nachwuchsbereich, bevor er in den Niederlanden beim FC Utrecht und zuletzt FC Emmen auch Spiele in der Eredivisie bestritten hat.

Die Schwierigkeiten und Tücken der Torwart-Suche

Der namhafteste deutsche Keeper, der derzeit keinen Verein hat, ist Loris Karius, zuletzt bei Newcastle United unter Vertrag und in der abgelaufenen Saison nur mit einem Einsatz, im Februar. Eine andere Möglichkeit ist, dass St. Pauli einen Torhüter holt, der zuvor seinen Vertrag bei seinem aktuellen Verein auflöst, also derzeit noch nicht auf dem Markt ist.

Dennoch bleibt die wohl größte Schwierigkeit, jemanden zu finden, der sowohl notfalls zur Nummer eins in der Bundesliga taugt, wahrscheinlich aber eine Übergangs-Nummer-zwei ist und sich zudem in ein paar Wochen mit einer Rolle als Nummer drei zufriedengibt, wenn Voll zurückkehrt. Und: bezahlbar.

Holt St. Pauli einen Notfall-Torwart? Was der Sportchef sagt, wer auf dem Markt ist wurde gefunden bei mopo.de

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