Hunderte Wohnungen, Kitas, See: Zoff um Hamburgs neues Vorzeigequartier im Moor

Hunderte Wohnungen, Kitas, See: Zoff um Hamburgs neues Vorzeigequartier im Moor

Das Vorhaben ist umstritten: Rund 700 Wohnungen sollen in Langenhorn auf der Fläche des Landschaftsschutzgebiets Diekmoor entstehen. Eine Initiative kämpft gegen den Bau, denn es müssen Grünflächen und über hundert Kleingärten weichen. Jetzt ist der Bezirk den nächsten Schritt gegangen und hat am Mittwochabend erste Entwürfe für das Gebiet vorgestellt, die das Wohnen im Moor klimagerecht möglich machen sollen – die Initiative überzeugt das gar nicht.

„Hamburg benötigt dringend bezahlbaren Wohnraum“, sagte Bezirksamtschef Michael Werner-Boelz bei der Vorstellung der Entwürfe in Langenhorn. 60 Prozent der neuen 700 Wohnungen sollen daher öffentlich gefördert werden.

Nach Abschluss der Rahmenplanungen suchte der Bezirk ab März dieses Jahres in einem internationalen Wettbewerb nach konkreten Entwürfen fürs Diekmoor. Zusätzlich sollen auch rund 130 Bestandswohnungen auf einer angrenzenden Fläche entlang des Foorthkamps durch neue ersetzt werden. Diese Wohnungen sind „in einem prekären Zustand“, sagte Baudezernent Hans-Peter Boltres.

Wohnen in Langenhorn: Höfe, Läden, Kitas und kaum Parkplätze

Ende September hat eine Jury die Wettbewerbsbeiträge bewertet und insgesamt drei Preise und zwei Anerkennungen vergeben. Gewonnen hat der Entwurf von der „Winking Froh Architekten GmbH“ in Zusammenarbeit mit „WES LandschaftsArchitektur“.

Die Kleingartenanlage am Diekmoor aus der Vogelperspektive.
hfr

Die Kleingartenanlage am Diekmoor aus der Vogelperspektive.

Als Leitmotiv für das neue Quartier haben die Architekten ländliche Höfe zum Vorbild genommen. Mehrere vier bis achtgeschossige Wohngebäude bilden jeweils eine Art Hof mit einer Aufenthaltsfläche im Inneren. Die einzelnen Höfe liegen leicht erhöht und haben keine Kellerräume, um den moorigen Boden dazwischen zu bewahren. Das derzeit vorhandene Rückhaltebecken wird zu einem größeren See erweitert.

0,4 Parkplätze pro Wohnung: Quartier soll möglichst autoarm und klimafreundlich sein

Am U-Bahnhof Langenhorn Nord wird es einen zentralen Quartiersplatz geben, der zum nahe gelegenen See hin geöffnet ist. Im Erdgeschoss der umliegenden Häuser sollen Läden, Cafés, Praxen und ein Quartierstreff Platz finden.

Links ein großer See, rechts die Gleise der U1 und dazwischen das neue Wohnquartier im Diekmoor.
Winking Froh Architekten GmbH/ WES LandschaftsArchitektur

Links ein großer See, rechts die Gleise der U1 und dazwischen das neue Wohnquartier im Diekmoor.

Außerdem wird es zwei Kitas, Spielplätze, Gemeinschaftsgärten und zwei Parkhäuser im Quartier geben. Insgesamt sind pro Wohnung 0,4 Stellplätze vorgesehen, um das Quartier möglichst autoarm und klimafreundlich zu gestalten. Für Bewohner mit Mobilitätseinschränkungen sollen aber Sondergenehmigungen möglich sein. Fürs bessere Klima sind auch Dachgärten und Photovoltaikanlagen auf den Dächern vorgesehen.

„Rettet das Diekmoor”: Hoffnung auf neues Gutachten

„Es sollte am Ende nicht so sein, dass man nur dorthin geht, weil man sich das schöne Wohnen an der weißen Außenalster nicht leisten kann“, sagte Oberbaudirektor Franz-Josef Höing. Bei der Auswahl habe man auf ein qualitativ ansprechendes Quartier geachtet.

Bezirksamtschef Michael Werner-Boelz (Grüne) eröffnet die Ausstellung.
ann-christin busch

Bezirksamtschef Michael Werner-Boelz (Grüne) eröffnet die Ausstellung.

Die Gegner des Bauvorhabens, die Initiative „Rettet das Diekmoor”, halten nach wie vor nichts von dem Projekt. Hitzig diskutierten sie mit den Architekten über Platz für Kaltluftströmungen oder die Krötenwanderung. Ihre Hoffnung setzen sie jetzt in ein „tierökologisches Gutachten“: Nachdem die Initiative das erste Gutachten des Bezirks zum Tierbestand im Moor angezweifelt hatte, gab sie bei einem Öko-Sachbuchautor ein eigenes in Auftrag. Dieser will im Diekmoor unter anderem Tiere gefunden haben, die in Hamburg auf der Roten Liste gefährdeter Arten stehen wie den Kammmolch. Der Bezirk ging darauf ein und prüft aktuell selbst noch einmal neu. Das Ergebnis wird voraussichtlich Ende des Jahres vorliegen.

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Der Bezirk wird mit dem Siegerentwurf nun in die Funktionsplanung gehen, um im Anschluss das Bebauungsplanverfahren zu starten. Bis die neuen Wohnungen gebaut werden, wird es also noch dauern. „Wenn sie das Gefühl haben, dass etwas nicht passt, wird man darüber reden können“, sagte Höing am Ende des Abends versöhnlich.

Alle im Wettbewerb eingereichten Entwürfe sind noch bis zum 18. Oktober in der Ausstellung an der Tangstedter Landstraße 81 (ehem. Europcar-Zentral) zu sehen. Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 13 bis 17 Uhr sowie am Samstag, den 12. Oktober, von 11 bis 14 Uhr und am Sonntag, den 13. Oktober von 14 bis 17 Uhr.

Hunderte Wohnungen, Kitas, See: Zoff um Hamburgs neues Vorzeigequartier im Moor wurde gefunden bei mopo.de

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