Jazz-Weltstar Diana Krall im Stadtpark: Wenn die Bäume zum Klavier rauschen

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Ein roter Vorhang wie im Theater. Zehn goldene Zier-Muscheln, die den vorderen Rand des Bühnenbodens dekorieren. Auf der Bühne das blankgeputzte schwarze Klavier, das eingerahmt ist von großen Strahlern. Dazu dudelt gediegener Oldschool-Jazz aus den Boxen. Dann ein Gong wie im Theater. Es ist angerichtet für Jazz-Weltstar Diana Krall auf der Freilichtbühne des Stadtparks!

Ein rares Gastspiel von Diana Krall. Zuletzt war die Sängerin, Pianistin und Gattin des britischen Songwriters Elvis Costello vor neun Jahren in Hamburg. An diesem Freitagabend ist das grüne Rund vollbestuhlt und bis zum letzten Platz gefüllt. Da werden Erinnerungen an die Corona-Sommer wach, wo selbst Künstler wie Johannes Oerding vor sitzendem Publikum spielten. Als die mit drei Grammys ausgezeichnete Kanadierin völlig unprätentiös die Bühne betritt, kommt sie nicht allein. Sie wird eingerahmt von Matt Chamberlain am Schlagzeug, der schon mit David Bowie, Tori Amos und Bob Dylan musizierte, sowie dem mit langem grauen Zauselbart ausgestatteten Sebastian Steinberg am Kontrabass, einst Mitglied der US-Rockband Soul Coughing.

Diana Krall in Hamburg: Ein Weltstar mit Sonnenbrille

Es ist 20.15 Uhr und noch knallhell. Und Krall offenbar ein lichtscheues Wesen. Mit Sonnenbrille spielt sie das erste Drittel ihres Sets. „Almost Like Being In Love“, das sie für ihr letztes Studioalbum „This Dream Of You“ von 2020 aufgenommen hatte, ist das erste Lied ihres Konzerts. Dass es mal ein Broadyway-Showtune war, hört man dem Stück nicht mehr an. Krall ist bekannt dafür, Oldies neues Leben einzuhauchen; mit rauchzarter Stimme ohne lieblich zu klingen, sinnlich-zurückhaltend und irgendwie cool.

„Sie nimmt Songs, die man von tausenden von Sängern eine Million Mal zuvor gehört hat, und doch ist es so, als würde man sie zum ersten Mal hören“, hatte Sir Elton John mal so treffend über sie gesagt. Das trifft besonders auf ihre Interpretation von Cole Porters Jazz-Standard „I Got You Under My Skin“ zu. Sie spricht das Lied mitunter mehr als dass sie es singt und zerlegt es freigeistig in einzelne Klaviaturen.

Vermutlich ist es eins der leisesten Konzerte überhaupt, die auf der Freilichtbühne je stattgefunden haben. Partymusik dringt aus dem Stadtpark herüber, und selbst die Bäume hört man zu den Pianoklängen rauschen. „Wie geht’s euch?“, fragt Krall. „Es ist schön, an diesem wundervollen Ort zu sein. Mit euch zusammen. Danke, dass ihr rausgegangen seid.“

Jazz-Weltstar im Stadtpark: Warmtrinken gegen den Wind

Trotz des edlen Anlasses fließt das Bier in Strömen. Warmtrinken gegen den kalten Wind ist angesagt, der weht an diesem Abend nämlich recht ungemütlich. Krall liefert derweil eine Hommage an ihre liebsten Sängerinnen Billie Holiday und Joni Mitchell. Und an Bob Dylan mit seinem Song „Simple Twist Of Fate“. Zwischenzeitlich schickt sie ihre zwei Mitmusiker von der Bühne und wird plauderiger. „Sorry, sprichst du mit mir?“, fragt sie eine Person im Publikum, unterbricht dafür ihr Spiel und wirkt etwas durcheinander. „Nein? Okay, dann fang ich noch mal von vorne an.“ Krall lacht und spielt ihr eigenes Stück „The Girl In The Other Room“.

„Wenn ihr etwas Bestimmtes hören wollt, ich hab einiges im Kopf, aber bin offen für Vorschläge“, meint sie und erntet zahlreiche Zurufe. „Ich bin so froh, dass ich euch gefragt habe.“ Das Publikum lacht. „Aber wenn ihr mich um Lieder bittet, geht sicher, dass ich sie auch kenne“, zeigt sie Humor.

Einer ruft „Let’s Fall In Love“ hinein und landet einen Volltreffer. Krall ist nun voll in ihrem Element. Beim beswingten „L-O-V-E“, komponiert vom Hamburger Jung Bert Kaempfert, wird das Publikum richtig munter. Auch „Day In, Day Out“, erstmals 1939 erschienen und seither von zahlreichen KünstlerInnen gecovert, kommt prima an. „Danke, dass ihr aufmerksam zuhört und uns gute Energie gegeben habt“, meint Krall. Es war ein wahrlich außergewöhnlicher Abend im Stadtpark.

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