Joe Biden: Wie können die Demokraten den Präsidenten jetzt noch loswerden?

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Nach dem TV-Duell herrscht in der demokratischen Partei Panikstimmung: Immer mehr US-Demokraten wollen einen anderen Kandidaten. t-online erklärt, welches Szenario dafür nötig wäre. Wenigstens Jill Biden munterte ihren Ehemann nach dem TV-Duell auf. “Joe, du hast so einen großartigen Job gemacht”, rief sie ihm auf der Nach-Duell-Party – oder das, was es werden sollte – zu. “Du hast jede Frage beantwortet, du kanntest all die Fakten.” Doch in der demokratischen Partei fällt das Urteil zur Performance von Joe Biden deutlich nüchterner aus. Mehr noch: Die “Washington Post” schrieb, dass Bidens Wahlkampfteam intern eingeräumt habe, dass der US-Präsident auf der TV-Bühne zu kämpfen hatte und sein Auftritt seine Kandidatur beschädigt habe. “Eine Katastrophe”, sagte gar ein demokratischer Abgeordneter dem CNN – wollte aber wie viele Kritiker aus der Partei anonym bleiben. Ex-Obama-Kampagnenmanager Julius van de Laar sagte t-online, er habe mit vielen Demokraten gesprochen und geschrieben. “Überspitzt gesagt: Auf einer Panik-Skala von 1 bis 10 ist die Demokratische Partei bei einer 48”, so van de Laar. “Es gibt daher immer mehr Demokraten, die sich von Biden abwenden, die überlegen, den Kandidaten auszutauschen.” Doch wie könnte das aussehen? “Biden muss den Weg frei machen” Die Vorwahlen der Demokraten hatte Biden mit 95 Prozent gewonnen. So hat sich der amtierende US-Präsident die nötigen Delegiertenstimmen für den Nominierungsparteitag im Sommer gesichert – Mitte August kommen etwa 4.000 Delegierte der Demokraten in Chicago im Bundesstaat Illinois zusammen. Rechtlich verpflichtet sind sie aber nicht, für Biden zu stimmen. Üblich ist es aber, und wird auch in der demokratischen Partei so festgelegt. Die Kampagne von Biden kontrollierte derweil die Auswahl der Delegierten maßgeblich – es bräuchte eine Mehrheit, die sich gegen Biden stellt, um seine Nominierung zu blockieren. Zumal die Parteiführung angekündigt hatte, Biden in einem virtuellen Aufruf als Kandidaten für die Wahl im November zu bestimmen. Und das noch bevor die Delegierten abstimmen. Körpersprache-Experte analysiert TV-Duell: “Bereits nach wenigen Sekunden ist alles klar” Das bedeutet: Realistisch ist ein neuer Kandidat nur, wenn sich Biden von seiner Kandidatur zurückzieht. “Er muss aus eigenen Stücken zurücktreten und den Weg frei machen”, erklärt van de Laar. Wie realistisch das ist, lesen Sie in diesem Interview. “Dann wären auch die Delegierten freigegeben, die in den Vorwahlen bestimmt wurden und aktuell noch für Biden stimmen sollen.” Kompliziertes Verfahren droht In diesem Fall käme es beim Parteitag im August zu einer sogenannten “Open Convention”, wie der Experte weiter sagt. “Dabei würden sich dann mehrere Kandidaten zur Wahl stellen – und die Demokraten würden einen neuen Präsidentschaftskandidaten oder Kandidatin küren.” Das aber ist ein kompliziertes Verfahren. Der Posten wäre offen für alle möglichen Hochkaräter der jeweiligen Partei, und es würden sicher diverse alternative Bewerber öffentlich ihre Ambitionen verkünden. Welche möglichen alternativen Kandidaten es gibt, lesen Sie hier. Die Delegierten würden dann beim Parteitag – vermutlich in diversen Wahlgängen und begleitet von heftigem Kandidaten-Lobbying und einigem Spektakel – den neuen Präsidentschaftskandidaten bestimmen. Experte van de Laar warnt jedoch vor einem solchen Szenario: “Das wäre für die Demokraten ein riskantes Spiel.” Zuletzt gab es eine solche Open Convention im Jahr 1968. Damals hatte der demokratische Präsident Lyndon B. Johnson angekündigt, nicht mehr anzutreten. “Bei dem Konvent nominierten die Demokraten Hubert Humphrey, der aber – auch aufgrund des kurzen Wahlkampfes – gegen Richard Nixon verloren hat”, so van de Laar. Selbst wenn ein neuer Kandidat im August ins Rennen ginge, hätte er weniger als drei Monate Zeit, um für sich zu werben. “Es gibt keine Blaupause, wie die Demokraten jetzt trotzdem gewinnen können”, sagt van de Laar. Am Ende hängt es wohl also doch an Joe Biden.