Kampf gegen Elterntaxis: Wo in Hamburg Schulstraßen kommen könnten

Kampf gegen Elterntaxis: Wo in Hamburg Schulstraßen kommen könnten

Sie sind sperrig, stinkig – und stehen meistens im Weg. Elterntaxis, mit denen Mütter und Väter jeden Morgen ihre Kinder bis direkt vor die Schule kutschieren, sind Politik und Polizei in Hamburg schon lange ein Dorn im Auge. Denn sie verursachen nicht nur Staus und Abgase, sondern sind auch für alle anderen Kinder eine Gefahr auf dem Weg zum Unterricht. Die Grünen in Eimsbüttel wollen in ihrem Bezirk deshalb einen Verkehrsversuch wagen – und haben auch schon Vorschläge für ganz bestimmte Grundschulen.

„Coole Kids brauchen kein Elterntaxi“, „Sicherheit statt Bequemlichkeit“ und „Schulstraße Jetzt“: All das war vor einigen Wochen auf Plakaten einer Protestaktion vor der Grundschule Wesperloh in Osdorf zu lesen. Mit der Protestaktion erhielten die Eltern und Schüler hamburgweite Aufmerksamkeit.

Warum Elterntaxis vor Schulen so eine große Gefahr sind

„Es gab für die Aktion überwiegend Zustimmung“, berichtete Elternratsmitglied Karmen Albrecht damals der MOPO. Zu oft missachteten Eltern vor den Schulen die Verkehrsregeln: Sie stehen im Halteverbot, überfahren den Gehweg oder blockieren sich im schlimmsten Fall noch gegenseitig. Nach Überzeugung der Polizei schafft das zusätzliche und weitaus größere Gefahren für die Schulkinder. Immer wieder kam es in der Vergangenheit zu Unfällen, weil Kinder sich durch parkende Autos über die Straße bewegen mussten und angefahren wurden.

Mit einer einwöchigen Protestaktion machten Eltern auf das Problem vor der Grundschule ihrer Kinder aufmerksam.
hfr

Mit einer einwöchigen Protestaktion machten Eltern auf das Problem vor der Grundschule ihrer Kinder aufmerksam.

Die Elterninitiative aus Osdorf, der Hamburger Fahrradclub ADFC, Parents for Future und der Verkehrsclub Deutschland forderten deshalb, dass in Hamburg künftig sogenannte Schulstraßen errichtet werden. Das bedeutet, dass die Straße vor der Schule vor Schulbeginn und bei Schulende temporär für Autos gesperrt wird.


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In Deutschland sind solche Schulstraßen bislang nicht Teil der Straßenverkehrsordnung, deshalb fordern die Grünen in Eimsbüttel, diese erst einmal als Verkehrsversuch zu etablieren. Einen entsprechenden Antrag hat die Partei für die am Donnerstagabend angesetzte Bezirksversammlung eingereicht. „Wir erhoffen uns dadurch eine höhere Sicherheit vor den Schulen“, sagt Fraktionschefin Kathrin Warnecke der MOPO. „Das wäre eine kurzfristige, einfache Lösung, um den Verkehr vor den Schulen zu regulieren. So wären die Eltern auch beruhigter, ihre Kinder zur Schule laufen zu lassen.“

Der Antrag nennt als mögliche Beispiele für einen solchen Verkehrsversuch die Grundschulen Hinter der Lieth in Lokstedt und Turmweg in Rotherbaum. Die Sperrung wäre auf etwa eine halbe Stunde bis Stunde vor Schulbeginn und nach Schulende begrenzt, beispielsweise Montag bis Freitag von 7.45 Uhr bis 8.15 Uhr morgens sowie 12.45 Uhr und 13.15 Uhr mittags.

Die Grundschule Turmweg in Rotherbaum. Hier schlagen die Grünen einen Verkehrsversuch in Form einer Schulstraße vor.
Florian Quandt

Die Grundschule Turmweg in Rotherbaum. Hier schlagen die Grünen einen Verkehrsversuch in Form einer Schulstraße vor.

Auch die SPD steht der Idee grundsätzlich positiv gegenüber. „Sichere Schulwege und Elterntaxis sind ein weitreichendes Thema, von überall erreichen uns dazu Beschwerden. Nicht nur von Eltern, sondern auch von Menschen, die in den betroffenen Straßen wohnen“, sagt Koorsoh Armi, Mobilitätssprecher der Eimsbüttler Sozialdemokraten.

Die Grundschule Hinter der Lieth in Lokstedt käme ebenfalls für den Verkehrsversuch einer Schulstraße in Frage.
Florian Quandt

Die Grundschule Hinter der Lieth in Lokstedt käme ebenfalls für den Verkehrsversuch einer Schulstraße in Frage.

Allerdings müsste der Antrag aus seiner Sicht noch einmal überarbeitet werden. „Unter anderem steht dort gar nichts von einer Bürgerbeteiligung“, sagt er. „Aber vor allem die Anwohner in den betroffenen Straßen müssen unbedingt bei einer solchen Entscheidungsfindung mitgenommen werden.“

Über den Antrag entscheidet am Donnerstagabend die Bezirksversammlung. Da es sich um die letzte Sitzung vor den Wahlen am 9. Juni handelt, ist die Liste der Anträge allerdings entsprechend lang. Daher ist es nicht unwahrscheinlich, dass das Thema noch einmal vertagt wird.

Kampf gegen Elterntaxis: Wo in Hamburg Schulstraßen kommen könnten wurde gefunden bei mopo.de