Karriere, Erfolge, Familie: So tickt St. Paulis neuer Trainer Alexander Blessin

Karriere, Erfolge, Familie: So tickt St. Paulis neuer Trainer Alexander Blessin

Ein Siegertyp hat sich nach der Aufstiegssause aus dem Staub gemacht. Ein Gewinnertyp folgt ihm auf dem Fuße und will die braun-weiße Erfolgsgeschichte weiterschreiben – und seine eigene, die außergewöhnlich ist. Mit Alexander Blessin hat der FC St. Pauli einen neuen Trainer und Nachfolger von Fabian Hürzeler gefunden, der mit dem Kiezklub den nächsten Schritt gehen will. Einer, der Ambition und Emotion verkörpert und über den Menschen, die ihn kennen, sagen: fachlich top und menschlich erst recht. Seine Mission: Klassenerhalt in der Bundesliga und die Kiezkicker auf dem nächsten Level etablieren. Und sich selbst. Die MOPO erklärt, wer der Mensch Alexander Blessin ist und was Sie über den neuen St. Pauli-Coach wissen müssen.

Es passt. Das ist zumindest der erste Eindruck. Begeistert und begeisternd präsentierte sich Blessin bei seiner Vorstellung am Millerntor. Einer, der Bock hat auf seinen ersten großen Job in Deutschland – und viele Kriterien erfüllt, die gefordert waren.

Blessin freut sich auf seine Aufgabe beim FC St. Pauli

Der neue Kiez-Coach spricht von einer „großartigen Aufgabe“. Er freue sich „unglaublich darauf, am Millerntor die ganz großen Klubs der Bundesliga herauszufordern“ und bescheinigte seinem neuen Verein eine national wie international „unglaubliche Strahlkraft“. St. Pauli wiederum freut sich, einen „international erfahrenen Trainer“ gewonnen zu haben, der sich „trotz der Aussicht auf Champions-League-Spiele“ für die Bundesliga mit dem Kiezklub entschieden hat, so Sportchef Andreas Bornemann.

Nächster Schritt: Blessin mit St. Pauli-Sportchef Andreas Bornemann und dem Trikot für die Bundesliga
FC St. Pauli

Nächster Schritt: Blessin mit St. Pauli-Sportchef Andreas Bornemann und dem Trikot für die Bundesliga

Der 51-Jährige, der zuletzt Royale Union Saint-Gilloise zum belgischen Pokalsieg und zur Vizemeisterschaft geführt und dabei namhafte Vereine hinter sich gelassen hat, ist eine plausible Lösung. Ob der gebürtige Stuttgarter, der als Coach acht Jahre lang von der Arbeit in der Nachwuchsabteilung von RB Leipzig geprägt worden ist, auch eine gute, vielleicht sogar erstklassige Lösung ist, wird die erste Bundesligasaison des FC St. Pauli nach 13 Jahren Unterhaus zeigen.

Gründe, optimistisch zu sein, gibt es. Gründe, vorsichtig optimistisch zu sein nach der rauschhaften Aufstiegssaison unter der Regie von Trainer-Shootingstar Hürzeler und erst einmal abzuwarten und nicht allzu großzügig Vorschusslorbeeren zu verteilen, ebenso. Aber: Auf dem Papier ist es ein Coup. Längst nicht nur, weil St. Pauli nur rund 800.000 Ablöse zahlte, aber gut fünf Millionen (plus mögliche Boni) von Brighton für Hürzeler kassierte.

Harald Gärtner kennt St. Pauli-Trainer Blessin bestens

Einer, der überzeugt ist von der Kombination Blessin und Braun-Weiß, ist Harald Gärtner. Der frühere Co-Trainer des FC St. Pauli (2002 bis 2004) kennt Blessin seit dessen Spielerzeit, holte den früheren Stürmer einst in seiner Funktion als Sportdirektor zu den Sportfreunden Siegen.


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„Er passt hervorragend zu St. Pauli“, sagt Gärtner zur MOPO. „Als Trainer hat er natürlich das RB-Gen: hohes Pressing, hohe Intensität, aktiver Fußball. Aber er ist da sehr flexibel. Dass er bei seinen Stationen im Ausland überall Anerkennung erfahren hat, spricht für ihn.“ Bevor Blessin bei Union Saint-Gilloise seine größten Erfolge feierte und zum „Trainer des Jahres“ der abgelaufenen Saison gekürt wurde, arbeitete er in Italien beim CFC Genua, wo er allerdings nicht erfolgreich war, und davor beim belgischen Klub KV Oostende. Dass Blessin des Englischen mächtig ist, ist angesichts des internationalen St. Pauli-Kaders mehr als ein Randaspekt.

Das Fachliche ist das eine, das Menschliche das andere. „Alexander ist einfach ein richtig toller Typ, extrem gut im Umgang mit Menschen, achtet sehr auf das Mannschaftsgefüge“, sagt Gärtner, der Blessin 2006 von der TSG Hoffenheim nach Siegen lotste. „Wegen ihm war ich mehrfach bei Ralf Rangnick, bis es geklappt hat“, erzählt der 55-Jährige. „Seit dieser Zeit haben wir immer mal wieder Kontakt.“

Peter Nemeth und Blessin kennen sich bereits aus Siegen

Bei St. Pauli trifft Blessin auf einen alten Bekannten aus Siegener Tagen: Co-Trainer Peter Nemeth kickte gemeinsam mit Blessin von 2006 bis 2008 bei den Sportfreunden. Die Wiedervereinigung auf Trainerebene könnte fruchtbar sein. Blessin legt sehr viel Wert auf Standardsituationen, Nemeth war bislang für die offensiven Standards zuständig, fand kreative und auch erfolgreiche Lösungen.

Blessin gilt spätestens seit seiner beeindruckenden Saison mit Union Saint-Gilloise als Gewinnertyp und steht für Erfolg. Der Mann, der an der Seitenlinie mit seinem Hoodie, seiner Cap und dem kantigen Gesicht locker als Football-Coach durchgehen könnte, erzielte mit seinem Team in der abgelaufenen regulären Saison einen überragenden Punkteschnitt von 2,33, der in der Meisterrunde allerdings auf 1,40 fiel, was den Titel kostete.

Neue Heimat Millerntor: Alexander Blessin ist jetzt Trainer des FC St. Pauli.
WITTERS

Neue Heimat Millerntor: Alexander Blessin ist jetzt Trainer des FC St. Pauli.

Mit den Kiezkickern wird es in der kommenden Saison um den Klassenerhalt gehen. Der käme angesichts der Kräfteverhältnisse in der Bundesliga einem Titel gleich. St. Pauli dürfte Blessins bislang größte Herausforderung sein.

Auch abseits des Fußballs ist er als Kämpfertyp gefordert. Ehefrau Charlotte und die drei Töchter Franziska (20), Victoria (18) und Pa­tricia (13) wohnen nach wie vor im heimischen Altenriet bei Stuttgart. Seit einem Rückenmarksinfarkt im vergangenen August sitzt seine Frau im Rollstuhl, was die jahrelange Fernbeziehung noch schwieriger gemacht hat. Zwar ist Belgien näher an der Heimat als Hamburg, aber zum einen gibt es regelmäßige Flugverbindungen aus der Elbmetropole nach Stuttgart, zum anderen fallen Europapokalspiele und zeitaufwändige Auslandsreisen unter der Woche weg.

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Vorerst jedenfalls. Abstiegskandidat Oostende führte er 2021 schon ​​​​​​​sensationell in die Europacup-Quali …

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