Keane im Stadtpark: „Wir haben noch nie auf einer Terrasse gespielt“

RMAG news

Ein Abend wie ein Triumph: Immer wieder bedankt sich Keane-Frontmann Tom Chaplin am Donnerstag im Stadtpark beim Hamburger Publikum, das die Band auf Händen trägt. Die Briten feiern auf ihrer aktuellen Tour ihr 2004 veröffentlichtes Debütalbum „Hopes And Fears“. Mit „Somewhere Only We Know“ gab es natürlich auch den größten Hit daraus.

Vor 20 Jahren erschien Keanes Erfolgsalbum „Hopes And Fears“, das sich gut zehn Million Mal verkauft hat. Selbst in der Hochphase des Hypes um die britische Popband kam sie in Deutschland über Docks-Hallengröße (fasst bis zu 1500 Besucher) nicht hinaus. Insofern kann man das ausverkaufte Stadtpark-Konzert am Donnerstag fast schon als Durchbruch nach dem Durchbruch bezeichnen.

Keane im Stadtpark: 4000 Fans bei ausverkauftem Konzert

4000 Fans standen dichtgedrängt im grünen Rund, feierten jeden Song, klatschten, tanzten und sangen dazu frenetisch mit. Sorgen, gesellschaftliche Kälte oder gar Terror-Angst? Das alles hat bei Keane keinen Platz. Ihre Songs funktionieren wie eine warme Decke, die sich um einen hüllt. Das liegt zum einen an ihren astreinen Popmelodien, die jeden abholen. Zum anderen an Tom Chaplins glasklarer Stimme, die so hell leuchtet wie ein Sonnenstrahl. Dass Chaplin auch noch ein äußert sympathischer Frontmann ist, der sein Herz auf der Zunge trägt und dafür sorgt, dass die Band an diesem Abend eins wird mit dem Publikum, ist der Sache natürlich zuträglich.

Das könnte Sie auch interessieren: The Smile im Stadtpark: Entrückt tanzen mit Thom Yorke

Schon als Keane auf die Bühne kommen, winken sie freundlich. Chaplin schickt einen Luftkuss gen Himmel, als wolle er sich beim Wettergott bedanken, dass es ohne Regen geht. Und dann legt der Sänger zu den ersten markanten Keyboard-Tönen von „Can’t Stop Now“ auch schon los mit seinem Tanz mit dem Mikrofonständer. Selbst Leuten, die bei Keane als erstes an „Somewhere Only We Know“ denken, dürfte in dem Moment klar sein, dass das Quartett mehr als nur einen Hit hat. Und Chaplins Stimme: einfach zum Niederknien!

Keane freut sich über den Stadtpark-Backingchor

„Alright, ihr liebenswerten Leute aus Hamburg, fühlt ihr euch alle gut?“, fragt er und erntet Jubel. „Das ist ein interessanter Veranstaltungsort hier. Wir haben noch nie auf einer Terrasse gespielt. Zuerst dachte ich, es wäre der Garten von jemanden“, witzelt er und erntet Lacher. Und dann stimmt Chaplin die Meute ein auf den Abend und schwört sie darauf ein, Mitzutanzen, zu Klatschen und „sich das Herz aus dem Leib zu singen“.

Zeitweise hat man dann wirklich das Gefühl, man wäre bei einem Event von „Hamburg singt“ – und Chaplin wäre der Chorleiter. „Das ist ein schöner Backingchor“, sagt er. „Die einzige Kritik, die ich habe: Ihr habt euch nach hinten raus zu sehr beeilt. Lasst euch mehr Zeit. You gotta milk it!“ Also alles noch einmal. Chaplin zeigt sich nun beeindruckt: Das sei wunderbar. Man solle sich selbst applaudieren. Besser als Bonn am Vorabend wäre es allemal. Das Publikum klatscht nun wirklich für sich selbst.

Das könnte Sie auch interessieren: Jamie Cullum völlig entfesselt im Stadtpark – ein Wahnsinns-Abend!

Die Band erinnert nicht nur mit Songs an ihre Anfänge, sondern auch mit kleinen Geschichten: Erst hätten sie einen auf Oasis gemacht, erzählt Chaplin, bis sie feststellten, dass sie sie selbst sein dürfen. Damit kam der Erfolg. Vom Publikum gibt es dafür einen Extra-Jubel.

Keane: Ein ganz besonderer Einfall für Hamburg

Für Hamburg haben sich Keane etwas Besonderes einfallen lassen. „Ich wünschte, ich hätte den nächsten Song mehr geprobt, denn wir haben ihn lange nicht gespielt, aber wir müssen es tun, wenn wir in Hamburg sind“, so Chaplin. Gemeint ist ihr „Hamburg Song“ vom zweiten Album „Under The Iron Sea“. „Warum der so heißt? Nun, wir waren in Hamburg, das muss 2005 gewesen sein. Die Dinge waren nicht gut. Wir hatten uns zerstritten. Es war eine unglaubliche Zeit der Extreme: ‚Hopes And Fears‘ war erschienen, unsere Leben hatten sich total verändert, einige von uns, besonders ich, kamen damit nur auf merkwürdige Weise klar.

Zu der Zeit war es sehr hart für die anderen, zu mir durchzudringen. Tim schrieb diesen Song als Reaktion darauf. Es ist ein Song über Freundschaft.“ Chaplin und Tim Rice-Oxley sitzen sich nun hinter ihren Keyboards in der Mitte der Bühne gegenüber und spielen Orgel ähnliche Klänge. Gänsehaut total. Die Band wäre damals fast daran zerbrochen. Chaplin verfiel den Drogen, begab sich später in den Entzug.

Als letzten Song vor der Zugabe kommt er dann: Der Hit, der jüngst beim Glastonbury-Festival die Massen vor der Bühne versammelte. Keane widmen ihn an diesem Abend „jedem einzelnen im Publikum“. Chaplin begibt sich ganz vorne an den Steg. Und „Somewhere Only You Know“ klingt so spitze wie vor 20 Jahren auf Platte. Aber auch die Zukunft dürfte für Keane noch einiges bereithalten. Das hat die Band an diesem Abend eindrucksvoll bewiesen.

Keane im Stadtpark: „Wir haben noch nie auf einer Terrasse gespielt“ wurde gefunden bei mopo.de

Please follow and like us:
Pin Share