Keine Risikospiele in der Bundesliga: Was das für St. Pauli und die Stadt bedeutet

Keine Risikospiele in der Bundesliga: Was das für St. Pauli und die Stadt bedeutet

Die Vorfreude auf die Bundesliga ist schon spürbar beim FC St. Pauli und seinen Fans. 34 Spiele im Oberhaus, 17 Heimspiele am Millerntor – darunter Kracher gegen Bayern München, Dortmund oder Meister und Pokalsieger Leverkusen. Der Begriff Ausnahmezustand dürfte in der kommenden Saison an den Spieltagen ausschließlich positiv besetzt sein. Denn noch etwas ist ganz neu und ungewohnt für den Kiezklub und seine Fans in der Beletage des deutschen Fußballs: Es gibt keine Risikospiele mehr. Die MOPO erklärt, was das für St. Pauli und die Stadt Hamburg bedeutet.

Die Alarmstufe Rot gehörte dazu in den vergangenen Spielzeiten der Braun-Weißen. Immer wieder. Insgesamt zwölf Hamburger Derbys in Liga zwei, dazu sechs Duelle mit Hansa Rostock, und bis 2022 jahrelang hochbrisante Partien gegen Dynamo Dresden. Alles Risikospiele. Hohe Sicherheitsvorkehrungen im Stadion und drumherum, ein riesiges Polizeiaufgebot, darunter Hundertschaften aus angrenzenden Bundesländern, hohe Kosten und immer wieder Eskalation, besonders schlimm im Februar 2023 gegen Rostock. Diese Risikospiele sind über die Jahre eine unangenehme Gewohnheit geworden.

In der Bundesliga hat St. Pauli keine Risikospiele mehr

Damit könnte es zumindest für eine St. Pauli-Saison vorbei sein. Nach aktuellem Stand gibt keines der Erstliga-Duelle des Aufsteigers vom Kiez die Einstufung als Risikospiel her. Das kann sich natürlich innerhalb einer Saison durch bestimmte Vorfälle verändern. Aber klassische Feindschaften zwischen der Fanszene des Kiezklubs und denen der Bundesligaklubs und ein damit verbundenes erhöhtes Risiko gibt es nicht.


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„Wir freuen uns darüber“, sagt Präsident Oke Göttlich im Hinblick auf das verminderte Konfliktpotenzial im Oberhaus. „Es gibt keine Partien, wo ich jetzt große Sorgen hätte – wenn man es jetzt mit Rostock oder HSV vergleicht.“

Auch bei der Hamburger Polizei wird dieser Aspekt positiv bewertet. „Grundsätzlich ist es sehr erfreulich, dass es endlich wieder Erstliga-Fußball in Hamburg gibt – das freut auch die Polizei“, sagt Lars Osburg, Landes-Vize der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Hamburg, im Gespräch mit der MOPO. „Wenn das dazu führt, dass es weniger Risikospiele gibt und es dadurch auch zu einer Entlastung der Polizeikräfte kommt, dann können wir das nur begrüßen.“

Ohne HSV und Rostock bergen St. Pauli-Spiele weniger Risiko

Die drei Fußball-Großlagen mit den Derbys und St. Paulis Heimspiel gegen Rostock fallen jetzt weg, kein Bundesliga-Duell der Kiezkicker wird einen solchen Risikofaktor haben. „Wir sehen das als Chance und haben die begründete Hoffnung, dass sich die Lage etwas entspannt“, sagt Osburg. „Sicher sein kann man sich natürlich nicht.“

Gerade die Hamburg-Besuche großer und aktiver Ultra-Szenen von Eintracht Frankfurt oder Borussia Dortmund werden eine Herausforderung für die Sicherheitskräfte darstellen. „Natürlich wird es auch weiterhin zu kritischen Lagen kommen können, wenn große Gäste-Fangruppen beispielsweise nach dem Spiel auf den Kiez ziehen“, führt Osburg aus.

Auf das Bundesliga-Duell mit dem BVB (hier Mats Hummels) freuen sich Jackson Irvine und sein FC St. Pauli sicher schon jetzt.
WITTERS

Auf das Bundesliga-Duell mit dem BVB (hier Mats Hummels) freuen sich Jackson Irvine und sein FC St. Pauli sicher schon jetzt.

Besonders heikel könnte das Gastspiel von Werder Bremen, Erzrivale des HSV, am Millerntor sein, weil es gewaltbereite Anhänger des weiter in Liga zwei kickenden Stadtrivalen anziehen könnte.

Offen ist, ob St. Pauli neue Fan-Rivalitäten entwickelt

Schwer einzuschätzen ist, ob sich schnell neue Rivalitäten zwischen der St. Pauli-Fanszene und Gruppierungen anderer Vereine entwickeln. Vor allem die klare politisch linke Ausrichtung des Kiezklubs und seiner Ultras könnte zu Konflikten mit rechten oder rechtsoffenen Gruppen innerhalb anderer Fanszenen sorgen. Ob und in welchem Maße, bleibt abzuwarten.

Finanziell wird sich die Reduzierung oder der komplette Wegfall von Risikospielen mit St. Pauli-Beteiligung auf jeden Fall bemerkbar machen. Bei den Derbys wurden zuletzt etwa 400 bis 500 auswärtige Polizeikräfte eingesetzt, was pro Partie rund 130.000 Euro kostete. Bei Heimspielen des Kiezklubs gegen Rostock bewegten sich die Zusatzkosten in einem ähnlichen Bereich.

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Anders gesagt: St. Paulis Aufstieg entlastet den Steuerzahler. „Vielleicht“, merkt Göttlich süffisant an, „hilft das auch in der Polizeikostendebatte.“

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