Klinik trennt sich von Chefarzt: Weitere Vorwürfe gegen das UKE

Klinik trennt sich von Chefarzt: Weitere Vorwürfe gegen das UKE

Vor sechs Wochen deckte die MOPO auf, dass Ärzte und Pfleger einer wichtigen Fachklinik im UKE in einem Brandbrief vor ihrem eigenen Chefarzt gewarnt haben. Es ging um umstrittene Operationsmethoden und einen herablassenden und sexistischen Umgang mit Mitarbeiterinnen. Nun erklärte die Universitätsklinik, der leitende Arzt sei „fachlich“ entlastet. Trotzdem wolle man sich „einvernehmlich“ von dem Professor trennen. Für die oppositionelle CDU ist der Fall damit längst nicht erledigt. Bei der Abgeordneten Anke Frieling gingen weitere Hinweise auf Fehlverhalten im UKE ein.

Der Vorgang war einmalig: Mehr als 30 Mitarbeiter hatten in einem Schreiben an die UKE-Leitung die Arbeit ihres Klinikdirektors massiv kritisiert. Es habe nach seinen OPs teils massive Nachblutungen gegeben, die OP-Methoden des Chefs seien für andere Ärzte seines Teams oft nicht nachvollziehbar gewesen. Man fürchte um das Wohl der Patienten. Aus Angst vor internen Repressalien hatten die Mitarbeiter den Brandbrief anonym verfasst.

Das UKE reagierte zögerlich, informierte zunächst weder die Ärztekammer noch Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne). Auf eine Anfrage der MOPO wurde nur ausweichend geantwortet. Der Arzt wies persönlich und über seinen Anwalt alle Vorwürfe zurück.

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Nach Mitarbeiter-Brandbrief: UKE trennt sich von Professor

Am Mittwoch erklärte das UKE, nach „sorgfältigen internen und externen Prüfungen“ seien keine Behandlungsfehler des Mediziners festgestellt worden. Trotzdem wolle man sich von dem Klinikdirektor trennen, weil es unterschiedliche Vorstellungen über die Weiterentwicklung der betroffenen Klinik des UKE gebe. Details über die „Prüfungen“ teilte das UKE nicht mit.

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Nach MOPO-Informationen sind auch keine von dem betreffenden Professor operierten Patienten befragt worden. Der MOPO ist ein Fall bekannt, bei dem sich ein Patient nach einer aus seiner Sicht missglückten OP bereits vor längerer Zeit an das UKE-Beschwerdemanagement gewandt hatte. Auch dieser Mann wurde bei der aktuell angeblich so „sorgfältigen internen und externen Prüfung“ nicht gehört.

UKE Hamburg entbindet Professor von OP-Tätigkeit

Das UKE erklärte gestern auch, dass man den Professor bereits Mitte Juni vorsorglich von seiner OP-Tätigkeit entbunden habe. Auf MOPO-Anfrage hatten der Arzt und sein Anwalt allerdings am 4. Juli erklärt, dass dies nicht der Fall sei. Der Arzt sah sich „selbstverständlich“ in der Lage, zu operieren. Kein Wort verlor das UKE jetzt zu den Vorwürfen eines herablassenden und sexistischen Verhaltens des Chefarztes gegenüber Kolleginnen.

Anke Frieling (CDU, Archivbild).
dpa

Anke Frieling (CDU, Archivbild).

Solche Vorwürfe auch gegen andere leitende Ärzte des UKE sind inzwischen bei der wissenschaftspolitischen Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion eingegangen. Dr. Anke Frieling: „Ich wurde inzwischen mehrfach angesprochen. Die Leitung des UKE muss sich fragen lassen, ob es hier nicht ein strukturelles Problem gibt.“

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Die Politikerin kritisierte auch Wissenschaftssenatorin Fegebank: „Die Senatorin sollte umgehend ihrer Aufsichtspflicht nachkommen und prüfen, ob die Systeme des UKE wirklich funktionieren und ausreichend sind. Eine Lässigkeit bei der Qualitätssicherung kann sich die Senatorin nicht erlauben.“

Klinik trennt sich von Chefarzt: Weitere Vorwürfe gegen das UKE wurde gefunden bei mopo.de

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