Kommentar: Hürzeler, St. Pauli, Brighton – was jetzt über allem stehen muss

Kommentar: Hürzeler, St. Pauli, Brighton – was jetzt über allem stehen muss

Sommerloch? Für die meisten Fans des FC St. Pauli fühlt sich die aktuelle Lage eher wie ein Meteoritenkrater an. Der Aufstiegstrainer ist trotz eines laufenden Vertrages auf dem Absprung und will lieber so schnell wie möglich in die beste Liga der Welt, die Premier League, als mit den auf seinen Spielstil gepolten Kiezkickern in der Bundesliga die Mission Klassenerhalt in Angriff zu nehmen. Das stößt dem Anhang übel auf. Die Enttäuschung der Fans ist nachvollziehbar. Dennoch sind in der Sache die Emotionen derzeit nebensächlich. Etwas anderes steht jetzt über allem – und das ist nicht die Höhe der Ablösesumme.

Natürlich stellt sich die Frage, ob der südenglische Klub Brighton & Hove Albion, die Seagulls (Möwen), Tabellenelfter der abgelaufenen Saison in der höchsten englischen Spielklasse nun wirklich eine dieser Optionen sind, bei denen man (Hürzeler) nicht Nein sagen kann. Entscheidend ist, ob Hürzeler dieser Meinung ist. Ist er. So viel ist sicher. Und deshalb befinden sich St. Pauli und Brighton seit dem Wochenende in den Verhandlungen, die fortschreiten. Berichte darüber sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, denn es ist immer auch Politik im Spiel.

Hürzeler: St. Pauli verhandelt mit Brighton über Transfer

Schnell war jedenfalls klar, dass es eine Frage des Geldes sein wird. Reisende – und sei es, dass der Aufbruch schon im Kopf stattgefunden hat – soll man bekanntlich nicht aufhalten. Es sei denn, sie lassen sich davon überzeugen, dass es sich doch lohnt, zu bleiben, was in Fällen wie dem aktuellen die Ausnahme ist. St. Pauli wird Hürzeler jedoch nicht unter Wert verkaufen wollen – schon gar nicht, weil der Verein unvorbereitet auf dessen Abschied trifft und finanzielle Kompensation das Mindeste sein dürfte, was St. Pauli aus der misslichen Lage herauszuholen versucht.


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Der Kiezklub will (und muss) sich den ungeplanten Verlust des Aufstiegstrainers zwischen zwei Spielzeiten, auf den das sportliche Konzept und diverse Personalentscheidungen ausgerichtet waren, üppig entlohnen lassen. Dabei orientiert sich St. Pauli nicht an den Ablösesummen, die hierzulande für noch unter Vertrag stehende Übungsleiter gezahlt werden, sondern an den auf der Insel bei solchen Personalien gängigen Marktpreisen. Von einer hohen einstelligen Millionensumme ist die Rede. Hürzeler ist ein Shootingstar, sicher eines der größten Trainertalente auf dem Kontinent. Er hat seinen Wert – und es ist nicht die Kategorie „erfolgreicher Zweitligacoach“.

St. Pauli wird Hürzeler nicht günstig abgeben

Wenn Hürzeler der von Brighton auserkorene aktuelle Wunschkandidat und potenzielle Toptrainer ist, dann wird der Verein entsprechend zahlen, auch wenn das Hürzeler-Lager die Ablöseforderungen der Kiezkicker als in den Weg gelegte Steine oder gar Felsbrocken empfindet oder zunächst empfunden haben mag. Ein Gentlemen’s Agreement zwischen St. Pauli und dem Trainer-Shootingstar, einem Wechsel zu einem Wunschklub nicht im Wege zu stehen, darf nicht bedeuten, dass die Hamburger der ganz große Verlierer dieser Geschichte sind.

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Noch wichtiger jedoch als die Höhe der finalen Summe, über die beide Vereine derzeit verhandeln, ist der Faktor Zeit. Über allem steht jetzt, dass es so schnell wie möglich eine Entscheidung und damit Klarheit und Planungssicherheit gibt. Nichts wäre schlimmer als ein wochenlanger Poker. Den kann sich keine der drei Parteien in diesem Spiel leisten.

Keine Zeit: Eine schnelle Entscheidung muss her

Aus Sicht des FC St. Pauli bedeutet das: Je schneller Klarheit herrscht, desto früher ist der Verein handlungsfähig. Denn: Geht der Trainer-Transfer über die Bühne, haben Hürzeler und Brighton ihre Zukunft geklärt. Für den Kiezklub aber stehen dann die nächste wegweisende Entscheidung und weitere Verhandlungen an, denn es gilt, einen neuen und passenden Trainer zu finden und dessen Konzepte und Ideen in die Transferpolitik zu integrieren.

Angesichts des für den 8. Juli angesetzten Starts in die Saisonvorbereitung kann sich jeder den Zeitplan und die damit verbundenen Herausforderungen denken. Anders gesagt: Die nächste Verpflichtung des Kiezklubs ist die wichtigste. Die Suche nach einem Nachfolger dürfte parallel geführt werden.

Auch Brighton hat nach Absagen Druck

Wer nun denkt, die Braun-Weißen seien in einer schlechten Verhandlungsposition, darf nicht außer Acht lassen, dass es der FC St. Pauli ist, dessen finale Zustimmung für einen Wechsel Hürzelers angesichts des laufenden Vertrages nötig ist. Der Kiezklub sitzt am längsten Hebel.


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Handlungsdruck herrscht auch in Brighton, denn nach Berichten aus England haben sich die „Seagulls“ bei der Suche nach einem Nachfolger für Roberto De Zerbi bereits Absagen eingehandelt. Sie sind vergleichsweise spät dran mit ihrer Trainer-Kür.

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Es ist also davon auszugehen, dass in der Causa Hürzeler-St.Pauli-Brighton mit kühlem Kopf, emotionsbefreit und lösungsorientiert gearbeitet wird – was auf eine schnelle Klärung hindeutet. Die Entscheidung dürfte eine Frage von wenigen Tagen sein, womöglich sogar nur Stunden.

Hürzeler: St. Pauli hat schon einmal „Nein“ gesagt

Das muss allerdings nicht automatisch bedeuten, dass St. Pauli am Ende Grünes Licht gibt. Ein Selbstgänger wird das nicht. Sportchef Andreas Bornemann ist bekannt dafür, hart und sehr konsequent zu verhandeln, wenn es um die Interessen des Vereins geht. Das dürfte sich auch bis nach Brighton herumgesprochen haben. Schon einmal haben die Kiezkicker nein gesagt: in den Verhandlungen mit Hürzeler über eine Vertragsverhandlungen zur geforderten Ausstiegsklausel. Dieses „Nein“ ist jetzt Gold wert.

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