Kommentar: Hürzelers St. Pauli-Abgang hat gleich mehrere Geschmäckle

Kommentar: Hürzelers St. Pauli-Abgang hat gleich mehrere Geschmäckle

Die Floskel mit der Dankbarkeit, die man im Profi-Fußball nicht erwarten darf, hat nicht erst seit gestern ihre Existenzberechtigung. Es ist ein Business der Ich-AGs, das hatte auch Fabian Hürzeler regelmäßig herausgestellt – um nun nachzuweisen, dass er wenig Interesse hegt, sich davon abzugrenzen. Im Gegenteil: In ganz kurzer Zeit wird Hürzeler auf St. Pauli vom Helden zum Geächteten.

Natürlich gibt es sachliche Argumente, die seinen Wechsel nach Brighton nachvollziehbar machen. Aber den Eindruck zu vermitteln, dass er quasi mit Hereinflattern der Offerte mit dem Thema FC St. Pauli abgeschlossen hat, um sich der Kaderplanung des avisierten neuen Arbeitgebers zu widmen, war seiner Reputation wenig zuträglich. Der Weg vom gefeierten Aufstiegshelden zum geächteten Abtrünnigen ist kurz, wenn man jede emotionale Bindung vermissen lässt.

St. Pauli plante zuletzt alles in Verbindung mit Hürzeler

Aber nicht nur aus diesem Grund hat die Geschichte ​​​​​​​Geschmäckle. Der Kiezklub hat all seine Personalplanung der jüngeren Vergangenheit an Hürzeler aufgehängt, Spielerverträge verlängert, die von Co- und Torwarttrainer, von Staff-Mitgliedern. Und er hat zwei Profis verpflichtet, von denen Hürzeler mindestens einen unbedingt haben wollte. Daraus ergibt sich eine Verantwortung, die er gegenüber dem FC St. Pauli eingegangen ist. Und die plötzlich hinten runter fiel, als der Premier-League-Klub anklopfte.

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Von einer „Win-win-win-Situation“, wie sie von der „SZ“ beschrieben wurde, ist man an der Elbe meilenweit entfernt. St. Pauli mag zwar eine volle Kasse haben, muss sich aber auf der wichtigsten Position neu aufstellen und große Teile der Einnahmen reinvestieren, um einen neuen Trainer zu finden, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die in den letzten eineinhalb Jahren praktizierte Fußball-Idee nicht eins zu eins wird fortsetzen können oder wollen.

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Brighton hatte übrigens, so heißt es, im Zuge der Feilscherei um den Übungsleiter zwischendurch die wohl schlechteste aller untauglichen Ideen, indem St. Pauli angeboten wurde, kostenlos zu Testspielen ans Millerntor zu kommen. Mit einem Trainer, dem der Löwenanteil am sportlichen Aufschwung von Braun-Weiß zukommt – und den hier trotz seiner Verdienste keiner mehr wird sehen wollen.

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