“Könige und Diktatoren”: Bidens bewegender Appell an die Nation

RMAG news

Präsident Biden erklärt seine Beweggründe für den Rückzug aus dem Präsidentschaftsrennen. Es wurde eine emotionale Rede an die gesamte Nation. Kann Joe Biden die Zweifel an seiner Eignung für das Amt des US-Präsidenten zerstreuen? Diese Frage stand für viele Beobachter in den USA im Mittelpunkt, als der 81-Jährige am Mittwochabend (Ortszeit) seine Rede aus dem Oval Office hielt. Die war angekündigt worden als Erklärung dafür, warum Biden sich am Sonntag aus dem Präsidentschaftsrennen zurückzieht. Vor allem Vertreter der Republikaner fordern seitdem, Biden möge sich sofort aus dem Amt schleichen. Er sei nicht nur nicht geeignet als Präsidentschaftskandidat anzutreten, er sei schlicht nicht mehr fähig, die Amtsgeschäfte zu führen. Der schwache Auftritt bei dem TV-Duell gegen Donald Trump vor gut einem Monat und die erneute Corona-Erkrankung Bidens, aufgrund der er sich vergangene Woche in sein Sommerhaus in Rehoboth zurückziehen musste, hatten Stimmen nach einem sofortigen Rücktritt laut werden lassen. Biden trat diesen Forderungen entgegen. Und es wurde nicht einfach nur eine Erklärung seines Rückzugs aus dem Präsidentenrennen. Es wurde eine emotionale, kraftvolle Rede an eine gespaltene Nation. So mahnte Biden seine Landsleute mit Blick auf Donald Trump eindringlich davor, das Land “Monarchen und Diktatoren” zu überlassen. Denn das sei es, worum es in den kommenden Monaten gehe. Biden zitierte den früheren US-Präsidenten George Washington : “Präsidenten sind keine Könige.” Biden lobt Harris als “hartnäckig und erfahren” “Ich liebe mein Land, aber in Verteidigung der Demokratie, die jetzt auf dem Spiel steht, trete ich nicht mehr an.” Biden sagte, das Land müsse wieder vereint werden und dass es nun an der Zeit für “frische, neue und jüngere Stimmen” sei. Daher unterstütze er seine Stellvertreterin Kamala Harris als Präsidentschaftskandidatin der Demokraten. Er dankte Harris dafür, eine “unglaubliche Vizepräsidentin” für ihn gewesen zu sein und “eine Führerin für unser Land”. Er nannte sie “erfahren, hartnäckig und fähig”. Biden absolvierte den rund fünfzehnminütigen Auftritt im Weißen Haus weitgehend souverän. An seinem Schreibtisch im Oval Office sitzend, las der 81-Jährige seine Rede von einem Teleprompter ab. Sein Blick war fest, seine Stimme deutlich. Lediglich einzelne Worte und Phrasen musste er wiederholen. Doch der Inhalt seiner Worte, die er häufig mit energischen Gesten unterstrich, war unmissverständlich. Biden schwor seine Landsleute auf einen harten Wahlkampf ein und warnte eindringlich davor, die Abstimmung am 5. November als eine von vielen zu sehen. Er nannte den Urnengang vielmehr eine “Schicksalswahl”. Es gehe um nichts weniger als die Verteidigung der Demokratie. “Die Entscheidungen, die wir jetzt treffen, werden unser Schicksal für Generationen bestimmen. Es geht darum, ob wir uns für Liebe oder Hass entscheiden”. Biden: “Das macht Amerika so besonders” Den Forderungen nach einem sofortigen Rücktritt aus dem Amt erteilte er eine klare Absage. “In den nächsten sechs Monaten werde ich mich darauf konzentrieren, meine Aufgabe als Präsident zu erfüllen”, so Biden. Er wolle in den kommenden Monaten weiter daran arbeiten, die Preise für Verbraucher zu senken, die Wirtschaft anzukurbeln, persönliche Freiheitsrechte und Bürgerrechte zu verteidigen. Er werde außerdem gegen die Klimakrise ankämpfen, die Nato zusammenhalten und den russischen Präsidenten Wladimir Putin daran hindern, sich die Ukraine einzuverleiben. Biden blickte dann auch noch einmal auf die Errungenschaften seiner Amtszeit zurück. Er habe es mit den großen Pharmakonzernen aufgenommen, viel für den Umweltschutz getan, die Gewalt reduziert und die Grenzen geschützt. “Das habe ich geschafft”, sagte er selbstbewusst. Im Rückgriff auf das Zitat eines weiteren berühmten US-Präsidenten – Benjamin Franklin – verwies Biden darauf, dass nicht nur die Republik in Gefahr sei. Sondern mehr noch eine “heilige Idee”. Die Idee von Amerika als einem Land der Möglichkeiten, wo jeder sein Glück finden könne. Dies sei die “stärkste Idee der Welt”. Präsident richtet eindringlichen Appell an die Nation Um das zu illustrieren, sprach Biden noch einmal seine eigene Aufsteigergeschichte an. “Wer hätte gedacht, dass es ein kleiner, stotternder Junge aus Delaware, der bescheidene Voraussetzungen hatte, eines Tages bis ins Oval Office bringt. Das ist es, was Amerika so besonders macht”, sagte er. Und auch wenn das Land sie nicht immer vollumfänglich habe erfüllen können, gehe es jetzt doch darum, diese Idee zu verteidigen. Die Amerikaner hätten also die Wahl zwischen Demokratie und Diktatur, zwischen Freiheit und Unfreiheit. Der US-Präsident brachte es mit einem eindringlichen demokratischen Appell an alle Amerikaner auf den Punkt: “Ob wir die Republik behalten, das liegt jetzt in ihren Händen. Die Macht liegt in ihren Händen”. Dann bedankte er sich dafür, dass er dem Land mehr als 50 Jahre habe dienen dürfen. Es wirkte beinahe so, als kämpfte er dabei mit den Tränen.

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