In den oft engen Wohnverhältnissen fühlen sie sich pudelwohl: Kakerlaken haben sich in Bergedorfer Unterkünften von „Fördern & Wohnen“ (F&W) zu einer Plage entwickelt. „Ein Dauerproblem“, sagt eine Bezirkspolitikerin. Immer wieder müssen Kammerjäger zur Schädlingsbekämpfung ausrücken, in einer Unterkunft im Schnitt sogar alle zehn Tage. Ein Problem speziell in Bergedorf?
Flüchtlingsunterkünfte im Bezirk Bergedorf haben ein Kakerlaken-Problem. Das geht aus der Antwort der Sozialbehörde auf ein Auskunftsersuchen der Linken hervor. „Wir hatten Hinweise von Bewohnern bekommen“, sagt Maria Westberg (Die Linke). Sie und ihre Fraktionskollegen wollten deshalb wissen, welche Einrichtungen im Jahr 2024 schon von Kakerlaken heimgesucht wurden.
Bezirk Bergedorf: Flüchtlingsunterkünfte von Kakerlaken befallen
Laut der Behörde bekämpfte ein Kammerjäger in neun Unterkünften mindestens einmal Schaben. Das sind 60 Prozent der Standorte im Bezirk. Hervor stechen dabei drei Einrichtungen: Am Binnenfeldredder (Lohbrügge) rückte eine Fachfirma acht Mal zur Bekämpfung der Krabbeltiere aus und kontrollierte im Zuge dessen auch aufgestellte Fallen. In der Unterkunft Curslacker Neuer Deich (Curslack) waren im fraglichen Zeitraum 14 Einsätze erforderlich, in der Unterkunft mit Perspektive Wohnen (UPW) an der Straße Am Gleisdreieck (Billwerder) sogar 15.
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Dabei setzen die Firmen Sprühmittel, Gelköder und Fallen ein. Gegenstände, in denen genistet wird, werden entfernt, Ritzen versiegelt. Bewohner müssen währenddessen ihre Zimmer verlassen. Mehrere Nachkontrollen der Räume sind nötig.
Hamburg: Kakerlaken-Problem ist bereits länger bekannt
Die Unterkünfte im Bezirk haben mit Kakerlaken schon länger zu kämpfen. Im Januar 2023 befragte die Bürgerschaftsabgeordnete Carola Ensslen (Die Linke) den Senat zur Lage in Bergedorf. „Der Befall der Unterkünfte mit Kakerlaken beeinträchtigt das Leben der Menschen in diesen Unterkünften in einem sehr erheblichen Umfang“, sagte Ensslen damals. Die Tiere seien nicht nur in den Küchen, sondern auch in den Zimmern anzutreffen.
Patrick Sun
Auch in der Unterkunft mit Perspektive Wohnen (UPW) an der Straße Am Gleisdreieck gibt es immer wieder Probleme mit Kakerlaken.
Der Senatsantwort zufolge waren zu dem Zeitpunkt drei Einrichtungen in Bergedorf von Kakerlaken befallen. 2022 waren es sogar neun, darunter schon damals: die Unterkünfte am Binnenfeldredder und am Curslacker Neuen Deich.
Dass F&W-Standorte in Bergedorf vergleichsweise häufig betroffen sind, kann Sprecherin Susanne Schwendtke nicht bestätigen. „Generell kommen Schaben in Unterkünften immer wieder vor und werden unverzüglich bekämpft.“ Dies wirke aber nur dann nachhaltig, wenn Bewohner mithelfen und zum Beispiel Lebensmittel nicht offen lagern. Der Sprecherin zufolge fällt manchen eine hygienische Haushaltsführung allerdings schwer, da sie durch psychische Erkrankungen beeinträchtigt sind.
Die Linke: Maßnahmen bleiben Flickschusterei
Doch das ist nicht alles: „Unterkünfte mit alter Bausubstanz bieten Schaben oft Schlupfwinkel.“ Eingeleitete Sanierungsmaßnahmen griffen erst nach und nach.
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„Die Einrichtung ist abgewohnt“, sagt Maria Westberg mit Blick auf den langjährigen Standort am Curslacker Neuen Deich. Die Politikerin war selbst vor Ort, machte sich ein Bild. „Die Küchen der Bewohner waren blitzblank.“ Aus ihrer Sicht liegt das Problem nicht an mangelnder Hygiene, sondern an der maroden Bausubstanz. „Die Sanierungsmaßnahmen bleiben Flickschusterei – ein Neubau muss her“, fordert sie. Die Fraktion werde das Kakerlaken-Thema nach der Sommerpause auf die Tagesordnung setzen. Die Bezirksversammlung tagt am 11. September das nächste Mal.
Krabbelnde Plagegeister: Immer wieder Schaben-Alarm bei „Fördern & Wohnen“ wurde gefunden bei mopo.de
