Lob von Manuel Neuer: Hat St. Pauli ein Keeper-Juwel im Visier?

Lob von Manuel Neuer: Hat St. Pauli ein Keeper-Juwel im Visier?

Die Fahndung nach Verstärkungen für die erste Bundesligasaison seit 2011 läuft auf Hochtouren. Bislang war es ein offenes Geheimnis, für welche Positionen der FC St. Pauli neue Spieler sucht und mit Robert Wagner steht die Verpflichtung eines Mittelfeldspielers kurz bevor. Weniger offensichtlich ist, dass sich der Kiezklub auch auf der Torhüterposition verstärken könnte. Bei genauerem Hinsehen dagegen schon. Schnappt sich St. Pauli ein großes Torwart-Talent? Einmal stand das Keeper-Juwel schon auf der großen Fußballbühne im Rampenlicht – und beeindruckte mit Glanzparaden die Bayern-Stars und Millionen TV-Zuschauer.

Vor einigen Tagen sorgte eine Meldung für eher überschaubares Interesse und war vor allem lokal interessant und relevant. Das könnte sich bald ändern. Es ging um einen Torhüter eines durchschnittlichen Drittligisten, der von einem nicht genannten Bundesligisten heiß umworben wird, hieß es. Deshalb stehe der Schlussmann vor dem Absprung ins Oberhaus.

Bei dem Keeper handelt es sich um Ben Voll, Nummer eins bei Viktoria Köln und einer der besten Schlussmänner der Liga und zugleich aufstrebenden Talente im Tor. 23 Jahre jung, 1,95 Meter groß.

Torwart-Talent Ben Voll will in die Bundesliga – zu St. Pauli?

Handelt es sich bei dem besagten Bundesligisten um den FC St. Pauli? Und ist Voll ein Mann für den Kiezklub? Es spricht einiges dafür.

Die Sache könnte passen – gerade für einen Aufsteiger. Denn auch wenn die Kiezkicker mit Nikola Vaslij (28) eine stabile Nummer eins und mit Sascha Burchert (35) einen erfahrenen Back-up, der bereits in der Bundesliga gespielt hat, auf der Bank haben, würde es Sinn machen, das Torhüter-Team noch einmal zu verstärken, den Konkurrenzkampf eine Liga höher noch einmal zu erhöhen und nicht einfach alles so zu belassen, wie es ist.

Voll passt ins St. Pauli-Profil, ist jung, hochtalentiert, ehrgeizig und entwicklungsfähig. Er ist beidfüßig, gilt als mitspielender Torwart mit herausragenden Reflexen und stark in Eins-gegen-eins-Duellen mit Defiziten in der Strafraumbeherrschung.


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Allerdings wäre Voll zu gut und auch zu ambitioniert, um nur eine klare Nummer drei bei St. Pauli zu sein und vorwiegend mit der Zweiten Mannschaft in der Regionalliga Nord zu spielen. Diese Rolle hat bei St. Pauli derzeit Sören Ahlers (26) inne, der allerdings in der abgelaufenen Spielzeit mehrfach verletzt war und seit Ende März aufgrund von Knieproblemen kein Spiel mehr bestritten hat. Und: Ahlers dürfte mit seinen 26 Jahren und bisher gezeigten Leistungen nicht der Perspektiv-Keeper sein, den viele Vereine als dritten Keeper beschäftigen.

Beim Blick auf die sehr begrenzte Verfügbarkeit von Ahlers in der vergangenen Saison, der mehr Spiele verpasst als bestritten hat und auch im Trainingsbetrieb der Profis fehlte, könnte St. Pauli durchaus Handlungsbedarf sehen.

Vasilj, Burchert und Ahlers bilden St. Paulis Torwart-Trio

Für Voll macht ein Wechsel zu St. Pauli aber nur Sinn, wenn er mindestens mittelfristig eine Nummer zwei sein kann, sich unter der Regie von Torwarttrainer Marco Knoop signifikant weiterentwickelt und vielleicht sogar mal die Chance bekommt, Vasilj Druck zu machen oder gar herauszufordern. Perspektivisch gesehen muss der Verein ohnehin den Übergang auf der Torhüterposition vorbereiten, denn Burcherts Vertrag dürfte nur noch eine weitere Saison laufen und eine Verjüngung auf einem der drei Kaderplätze ist spätestens im nächsten Sommer nötig.

Beim Blick auf Volls Karriereverlauf wäre ein Abschied von Viktoria Köln und ein nächster Schritt logisch. Ein Szenario, in dem er bei einem Zweitligisten direkt um die Rolle als Nummer eins kämpft, erscheint sportlich zwar als bessere Option, aber wer kann schon eine Offerte eines Bundesligisten ablehnen? Dem Vernehmen nach ist genau das bei Voll der Fall und der Ballfänger soll großes Interesse haben.

Eine Verbindung von Voll zu St. Pauli gibt es durchaus, indirekt: Sein Trainer bei Viktoria Köln, wo er noch einen bis 2025 datierten Vertrag hat, ist Olaf Janßen, beim Kiezklub von November 2016 bis Dezember 2017 zunächst als Co-Trainer von Ewald Lienen und dann als Chefcoach tätig. Bis heute hat Janßen guten Kontakt zu St. Pauli.

Ben Voll machte im DFB-Pokal gegen Bayern Schlagzeilen

In der abgelaufenen Saison hat Voll 32 Spiele für seinen Heimatverein, der in der Abschlusstabelle der Dritten Liga auf Platz 13 landete, bestritten, war trotz 58 Gegentoren (die zweitmeisten der Liga, aber auch die viertmeisten Paraden) einer der wichtigsten Leistungsträger seiner Mannschaft, die in der ersten DFB-Pokal-Runde sensationell Werder Bremen ausgeschaltet hatte und in der zweiten Runde nach einer guten Leistung gegen Eintracht Frankfurt ausgeschieden war. Apropos Pokal.

Auf der DFB-Pokal-Bühne machte Voll erstmals im großen Stil von sich reden und Schlagzeilen. Am 31. August 2022 hatte der Keeper im Erstrunden-Kracher gegen Bayern München zwar mit seinem Team 0:5 verloren, war dennoch anschließend in aller Munde, denn der gebürtige Bergisch-Gladbacher hatte gegen die Bayern-Stars mit zwölf (!) zum Teil spektakulären Paraden geglänzt – vor 50.000 Zuschauenden im Kölner RheinEnergie-Stadion und fünf Millionen Menschen vor dem TV.

Ex-St. Pauli-Trainer Olaf Janßen: „Ganz besonderer Spieler“

Von einigen Assen der Siegermannschaft gab es nach Schlusspfiff anerkennende Worte und Schulterklopfer, von Nationalkeeper Manuel Neuer in der Bayern-Kabine sogar ein Extra-Lob und ein Trikot, wie Voll anschließend berichtete. Janßen hob die „brutale Reaktionsfähigkeit“ seiner Nummer eins und „auch den Mut, Fußball zu spielen“ hervor und prophezeite damals: „Ich glaube, da wächst ein ganz besonderer Spieler heran.“

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Nach drei eher frustrierenden Jahren als Nummer zwei ohne Liga-Einsatz bei Hansa Rostock (2019 bis 2022) und zuletzt zwei starken Jahren als Stammkeeper in Liga drei scheint Voll, der zuletzt auch vom SC Paderborn umworben war, fest entschlossen und bereit zu sein, den nächsten großen Schritt zu wagen. An die Elbe und auf den Kiez? Klar ist, dass aufgrund des laufenden Vertrages eine Ablöse fällig wäre. Sieht St. Pauli in dem Hünen (geschätzter Marktwert laut Transfermarkt: 400.000) mehr als eine Nummer drei, dann wäre das sicher keine Hürde.

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