Luxus mitten in der Heide: In dieses Idyll flieht der HSV vor der UEFA

Luxus mitten in der Heide: In dieses Idyll flieht der HSV vor der UEFA

Der Vize-Direktor des Landhotels Schnuck? Ein Bayern-Fan. Der Gärtnermeister? Muss lächelnd gestehen: „Ich bin St. Paulianer.“ Und die Bürgermeisterin? Eine Werder-Anhängerin, die beim Besuch der MOPO gerne mit schwarz-weiß-blauer Fahne posiert, obwohl sie erklärt: „Schneverdingen ist kein klassisches HSV-Gebiet.“ Doch es gibt sie bereits, die Anzeichen, dass da am Montag ein Hamburger Zweitligist anreist. Von der 1,9-Millionen-Einwohner-Stadt ins 19.000-Menschen-Örtchen. Flucht aus der Metropole, Ankunft in der Lüneburger Heide. Weg von der UEFA – und rein ins pure Idyll. Die MOPO hat das Sommer-Camp des HSV vorab besucht.

„Nicht schlecht, ne?“, fragt Matthias Reimers und blickt auf die Wiese. Die Naturschutzflächen der Ostheide liegen nur ein halbes Waldstück entfernt, die meint der Gärtnermeister der Stadt Schneverdingen allerdings gar nicht – sondern die Rasenplätze B und C des TV Jahn, auf die Steffen Baumgart seine Profis von Montag bis Freitag bittet. „Der HSV möchte 2,3 Zentimeter haben“, erklärt Reimers, als der Hybridmäher von Jörg Hubert zu piepen beginnt.

HSV zieht wegen der EM nach Schneverdingen um

Der Korb ist voll. Kurze Pause. „Ich gebe mir alle Mühe“, sagt der Platzwart. „Damit bis Montag alles perfekt ist.“ Damit das Trainingsgrün also Ideallänge vorweist und der HSV so üben kann wie gewünscht – 62 Kilometer Fahrtstrecke entfernt vom Volksparkstadion, das noch bis 11. Juli in UEFA-Besitz ist. Die EM hat die Arena im Griff, der HSV kann zunächst nicht vor der eigenen Haustür trainieren, muss daher fliehen – und wurde in der Heide fündig.

Freuen sich auf den HSV-Besuch in Schneverdingen: Platzwart Jörg Hubert und Gärtnermeister Matthias Reimers haben alles präpariert.
Florian Quandt

Freuen sich auf den HSV-Besuch in Schneverdingen: Platzwart Jörg Hubert und Gärtnermeister Matthias Reimers haben alles präpariert.

„Wenn solche Mannschaften kommen, ist es für die Menschen hier immer ein Highlight“, weiß Schneverdingens Bürgermeisterin Meike Moog-Steffens. 2010 war der FC St. Pauli mal zu Gast, 2016 die HSV-U21 und 2017 Werder Bremen, der Lieblingsklub der Politikerin, die den HSV nun verpassen wird.

Bürgermeisterin Meike-Moog Steffens hisste für die MOPO vorab schon einmal die HSV-Flagge.
Florian Quandt

Bürgermeisterin Meike-Moog Steffens hisste für die MOPO vorab schon einmal die HSV-Flagge.

„Aber ich fliehe nicht“, betont Moog-Steffens, als sie die MOPO im Rathaus empfängt, und lacht. Sie wird im Urlaub sein, ist aber sicher, „dass viele Kinder den HSV besuchen wollen“. Zumal Ferienzeit ist. Und ohnehin: „Wir sind eine Sportstadt und es gibt viele Fußballbegeisterte.“

Das Hotel Schnuck in Schneverdingen hat schon mal die HSV-Fahne gehisst.
Florian Quandt

Das Hotel Schnuck in Schneverdingen hat schon mal die HSV-Fahne gehisst.

Ein Beleg dafür: Einige Deutschland-Flaggen in den Schneverdinger Wohngebieten. Ein anderer: Vereinssticker auf den Laternenmasten im Ortszentrum, direkt neben der „Heide-Apotheke“ (logisch). Vom FC St. Pauli. Auch von Eintracht Braunschweig. Und natürlich einige mit HSV-Wappen. Es gibt sie, die Fans der Hamburger Raute in dieser Kleinstadt – und sogar einige Fanclub-Mitglieder.

Im Landhaus Schnuck bezieht der HSV modern eingerichtete Doppelzimmer.
Florian Quandt

Im Landhaus Schnuck bezieht der HSV modern eingerichtete Doppelzimmer.

„Aus Soltau etwas mehr, aber viele von uns kommen aus Schneverdingen“, sagt Thorsten Schröder, der Vorsitzende des 2005 gegründeten Fanclubs „Der Norden hebt ab“ mit eigenem Vereinsheim in Soltau und heute knapp 150 Mitgliedern. Das jüngste ist im Kindesalter, das älteste 80 Jahre alt und reist noch immer mit zu HSV-Spielen.

Einige Mitglieder des Fanclubs „Der Norden hebt ab“ wollen selbst vor Ort sein.
hfr

Einige Mitglieder des Fanclubs „Der Norden hebt ab“ wollen selbst vor Ort sein.

„Wir sind ein saugeiler Haufen, wie eine Familie“, schwärmt Schröder. „Und wenn es von der Arbeit her passt, werden einige von uns beim Training vor Ort vorbeischauen.“ Der HSV plant nicht, sich abzuschotten, sondern viele öffentliche Einheiten direkt neben seinem Sechs-Tage-Quartier.

Auch ein Wellnessbereich gehört zu den Annehmlichkeiten des HSV.
Florian Quandt

Auch ein Wellnessbereich gehört zu den Annehmlichkeiten des HSV.

„Die Anfrage vom HSV kam relativ kurzfristig“, sagt Dominic Ellßel, Stellvertretender Direktor des Vier-Sterne-Hotels Schnuck. „Und erst habe ich gedacht: Das kriegen wir nicht hin.“ Denn der Normalbetrieb müsse gewährleistet sein. Doch der HSV fand die letzte noch vorhandene Lücke im Buchungsplan – und belegt ab Montag etwa die Hälfte der 128 Hotelzimmer, die ansonsten von Urlaubs- und Tagungsgästen genutzt werden.

So sieht die Heimat des HSV für ein paar Tage aus: das Hotel Schnuck in Schneverdingen
Florian Quandt

So sieht die Heimat des HSV für ein paar Tage aus: das Hotel Schnuck in Schneverdingen

„Sportteams sind maximal zweimal im Jahr hier“, erklärt Ellßel. „Das ist für uns immer besonders, aber auch herausfordernd.“ Der HSV speist in einem eigenen Tagungsraum, hat einen eigenen Court in der Hotel-eigenen Tennishalle, um seine Fitnessgeräte dort abzustellen und zu benutzen.

Auch eine Tennishalle steht dem HSV zur Verfügung.
Florian Quandt

Auch eine Tennishalle steht dem HSV zur Verfügung.

„Aber es gab keine Sonderwünsche, die wir nicht schon kennen“, verrät Ellßel. Der Speiseplan wurde in Absprache mit dem Hotel erstellt, eigene Köche bringt der HSV nicht mit. Und um den Wellnessbereich mit Sauna und Pool (exklusiv) zu nutzen, benötigt der Tross aus Hamburg Reservierungen wie jeder andere Hotelgast: „Wir wissen, wie wir vorgehen müssen.“

Auf die HSV-Profis warten im Landhotel Schnuck (vier Sterne) ein Wellnessbereich mit Pool sowie Sauna.
Florian Quandt

Auf die HSV-Profis warten im Landhotel Schnuck (vier Sterne) ein Wellnessbereich mit Pool sowie Sauna.

Will heißen: Schneverdingen ist bereit. „Der HSV trainiert in einer schönen Stadt“, betont Moog-Steffens. „Der HSV-Besuch ist eine klasse Sache“, findet Fanclub-Leiter Schröder. „Wir sind immer froh, wenn wir ein kleines Zugpferd hier haben“, sagt Rasen-Chef Reimers.

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Und eine HSV-Fahne werde noch vorm Hotel gehisst, verspricht Vize-Direktor Ellßel. Schließlich sei zumindest der Küchenchef des Hotels glühender HSV-Fan – der hatte beim Besuch der MOPO in der Idylle aber leider frei.

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