Mitten in der Nacht: Studenten besetzen Skandal-Haus in Hamburg

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In der Nacht zum Montag hat eine Gruppe von Studierenden das seit fünf Jahren leerstehende Haus an der Grindelallee 80 besetzt. Was sie fordern – und wie es mit der heruntergekommenen Immobilie in Uni-Nähe weitergeht.

„Wohnen ist kein Luxus, Spekulanten enteignen“, steht auf den zwei weißen Bannern, die die zehnköpfige Gruppe in der Nacht an den Balkonen befestigte. „Die Grindelallee 80 ist ein Beispiel für den kapitalistischen Wohnungsmarkt. Investoren schaffen keinen Wohnraum, sondern vertreiben die Mieter:innen aus ihren Wohnungen für ihre Profitinteressen“, sagt ein Mitglied der Gruppe.

Grindelallee 80: Studierenden-Gruppe befestigt Banner am Gebäude

Die Geschichte hinter dem einst so schönen Gründerzeithaus ist kompliziert und steht stellvertretend für all das, was auf dem Hamburger Mietmarkt falsch läuft: Der aktuelle Eigentümer Sven B. kaufte die Immobilie vor mehr als zehn Jahren. Kurze Zeit später klagten die Mieter bereits über Wasserschäden und Schimmel, auch die Wärmeversorgung war immer wieder unterbrochen. 2019 ließ der Bezirk Eimsbüttel das Gebäude schließlich aufgrund von Sicherheitsmängeln zwangsräumen. Seitdem stehen die 26 Wohnungen leer.

Es folgten Jahre des Verfalls. Die Behörden verhängten immer wieder Bußgelder gegen B., die er aber nie bezahlte. In der Summe sind es inzwischen 130.000 Euro. Im Juni 2023 reichte es der Bezirkspolitik: Sie beschloss, einen Treuhänder einzusetzen, es sei denn, es werde innerhalb der nächsten sechs Monate ein Termin für eine Zwangsversteigerung angesetzt. Ein Treuhänder ist wie eine „Enteignung auf Zeit“. Dieser übernimmt die Verpflichtung des eigentlichen Eigentümers – also in diesem Fall Wohnungen sanieren und vermieten – bis der Rechtsstreit beigelegt ist.

Grindelallee Nummer 80 soll zwangsversteigert werden

Zu einer Zwangsversteigerung kam es zunächst nicht – doch dann tauchte plötzlich ein neuer Termin auf: Morgen, am 18. Juni soll die Immobilie unter den Hammer kommen. Doch die Studierenden-Gruppe befürchtet, dass bei dieser Gelegenheit der nächste „Immobilienhai“ das Gebäude ersteigern könnte.

„Es besteht die Möglichkeit, am 18. Juni das Gebäude dem kapitalistischen Wohnungsmarkt zu entziehen und somit den Weg freizumachen für ein sicheres und bezahlbares Zuhause für viele Menschen anstatt eines Renditeobjekts für wenige“, so ein weiteres Mitglied der Gruppe. Sie fordern aufgrund der Nähe zur Uni ein Wohnheim für Studierende.

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