MOPO-Redakteurin im Hossa-Rausch: Darum liebe ich den Schlagermove!

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Vor einigen Tagen, ich trug etwas alltagstauglich Gestreiftes und war auf dem Weg zur S-Bahn, warf mir der neunmalkluge Algorithmus meiner allseits geschätzten Musikhör-App Chris Roberts aus. Roberts, Altmeister des Schlagers und der Föhnwelle, sang von den Maschen der Mädchen. Die Feministin in mir rollte die Augen und dankte Gott*, dass die 70er Jahre schon reichlich lange im vergangenen Millennium verstaubten. Der Teil meines Hirns aber, der gern Schlaghose am Leib und Apfelsinen im Haar trägt, sang verdächtig textsicher mit. 

Ich hatte drei, vier Termine im Kalender, eine Banane und zuckerfreies Müsli in der Arbeitstasche. Das Hirnteilchen wünschte sich Pfirsichlikör auf Eis, sofort, und wollte sich, die Hände zum Himmel gereckt und arhythmisch wie Daniel Günther auf einem CDU-Parteitag, in der Sonne bewegen. Nichts, worauf ich unmittelbar stolz bin, was aber bisweilen hartnäckig zur Entfaltung drängt. 

So war mein erster Schlagermove

Was mich zum Schlagermove bringt. Der ist wann-wirds-mal-wieder-richtig-Sommer-bezogen zwar auch nicht allzu zuverlässig, lässt aber ansonsten keinen meiner Wünsche offen. Das weiß ich, seit ich vor vielen Jahren und damals noch aufs Schlimmste gefasst, das erste Mal hineingeraten bin.  


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Ich hatte mir von Howard Carpendale über Helene Fischer bis Dieter Thomas Kuhn konzertant schon viel angetan und fühlte mich entsprechend gut vorbereitet. Gleichzeitig hatte ich doch die nicht ganz leise Sorge, in eine Horde entfesselter Wildpinkler zu geraten. Ich habe mich selten so geirrt.

Erfreulich nett, diese Menschen hier

Stattdessen auf den Wagen: Menschen, die Olaf Henning und Gaby Baginsky heißen und dabei wie Chris Roberts klingen. Drum herum: Menschen mit Brusthaartoupet, Menschen mit Elvistolle, Menschen auf wahnwitzig hohen Plateauschuhen und wahnsinnig gut gelaunt. Jedes Jahr wieder erstaunlich viele Schlümpfe,  deren Farbechtheit je nach Wetterlage stark variiert. Mittendrin: Ich, die ein ums andere Mal staunt, wie erfreulich nett diese Menschen in ihren recht unterschiedlichen Bewusstseinszuständen doch zueinander sind, wenn sie auch noch die letzte Blumenkette miteinander teilen. Oder aus Wassereis einen Kühlpack zaubern, wenn der Schieftritt vom Samba dann doch ein bisschen schmerzt. Die, ganz wichtig, in aller Regel auch immer noch den Weg zur nächstgelegenen Dixi-Kabine finden. 

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In meiner alltagstauglichen Einerseits-Andererseits-Haltung kann ich verstehen, dass der Schlagermove trotzdem nervt: Dusselige Musik, doch mal doof Betrunkene, derbe viel Müll. Meinem Hirnteilchen, das an diesem Tag den Blümchenhut aufsetzen und das Kommando übernehmen darf, sind solche wohltemperierten Abwägungen allerdings völlig schnuppe.  Das singt und tanzt, als gäbe es kein Morgen. Denn der kommt ja ohnehin. Hossa!

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