„Muss ehrlich sein“: Wie der HSV-Kapitän über Trainer, Wechsel und St. Pauli denkt

„Muss ehrlich sein“: Wie der HSV-Kapitän über Trainer, Wechsel und St. Pauli denkt

Als Kapitän wird Sebastian Schonlau den HSV auch in der kommenden Saison auf den Platz führen. Dabei soll vieles besser werden als in der Vergangenheit. Die MOPO hat mit dem Anführer über schwere Monate, Wechselgedanken, Steffen Baumgart, Tim Walter, Mario Vuskovic, die neue Spielzeit und St. Pauli gesprochen.

MOPO: Herr Schonlau, anders als in den vergangenen Jahren gab es in diesem Sommer endlich mal wieder eine längere Pause. Wie wichtig war das für Sie? 

Sebastian Schonlau: Das tat sehr gut. Das gilt nicht nur für mich, sondern für die ganze Mannschaft. Das habe ich direkt gemerkt, als ich die Jungs bei den Leistungstests und zum Trainingsstart wiedergesehen habe. Es ist eine positive Energie da. Jeder hat wieder Bock auf Fußball und sich zu bewegen. In den Jahren davor war die Pause durch die Relegation schon recht kurz. 

Wo haben Sie Ihren Urlaub verbracht? 

Ich war in Italien zusammen mit meiner Freundin und dann noch auf Mallorca mit einem Kollegen. Es war eine schöne und sehr erholsame Zeit.

Brauchen Sie Ruhe, um abzuschalten?  

Seitdem ich beim HSV spiele, ist der Job für mich ein anderer geworden. Es gibt deutlich mehr Trubel und Aufmerksamkeit. Da genieße ich es im Urlaub, wirklich Ruhe zu haben. Das hat gut geklappt. Auf Mallorca war ich viel am Strand. In Italien sind wir ein bisschen herumgereist, haben uns unter anderem in der Toskana ein paar Städte angeschaut.

Sebastian Schonlau in Schneverdingen
WITTERS

Sebastian Schonlau in Schneverdingen

Sie haben verletzungsbedingt in der zurückliegenden Saison nur 16 Liga-Spiele gemacht. Das gab es zuvor bei Ihnen als Profi eigentlich noch nie. War es für Sie die schwierigste Saison Ihrer Karriere? 

Auf jeden Fall. So eine Phase hatte ich noch nie. Ich war zuvor glücklicherweise von größeren Verletzungen weitestgehend verschont geblieben. Gefühlt war es jetzt auch nicht eine so große Verletzung, aber sie hat sich unfassbar hingezogen. Es war nicht einfach damit zurechtzukommen. 

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Auch am letzten Spieltag hatten Sie dann wieder gefehlt, weil die Wade erneut Probleme machte. Wie geht es Ihnen jetzt? 

Ich merke nichts mehr an der Wade. Alles ist in Ordnung. Auch im Urlaub konnte ich alle Läufe ohne Pro­bleme absolvieren.   

Haben Sie in der Pause noch viel darüber nachgedacht, wa­rum es mit dem Aufstieg wieder nicht geklappt hat? 

Ich habe die ersten Wochen versucht, nicht darüber nachzudenken, weil ich wirklich den Kopf freibekommen wollte. Irgendwann kommen die Gedanken an den Fußball aber zwangsläufig wieder zurück. Dann fragt man sich unter anderem, was man besser hätte machen können. Der Blick zurück hilft aber nur bedingt. Wir wissen, dass wir mehr Konstanz brauchen und weniger Fehler machen dürfen. Das Schöne im Fußball ist, es beginnt immer alles wieder bei null.


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Für Sie war es der dritte verpasste Aufstieg mit dem HSV. Ist es für Sie einfach, sich trotzdem dann immer wieder hochzufahren?

In diesem Fall schon. Denn man muss ehrlich sein und sagen, in der vergangenen Saison war es nicht so knapp für uns wie in den Jahren zuvor mit der Relegation. Da gibt es dann auch weniger Dinge, an denen man hinterher noch zu knabbern hat. 

Das heißt, Sie haben in der Pause jetzt auch nicht darüber nachgedacht, ob der HSV noch der richtige Verein für Sie ist? 

Nein, Wechselgedanken gab es bei mir keine. Das war nie ein Thema für mich. 

Auch in der kommenden Saison sollen Sie die Mannschaft als Kapitän auf den Platz führen. Einige neue Spieler werden dann dabei sein. Gehört es auch zu Ihren Aufgaben, dass diese schnell in das Team inte­griert werden? 

Dafür sind wir alle verantwortlich. Aber natürlich sehe ich da auch meine Pflicht, die Jungs gut aufzunehmen und Hilfe anzubieten. Grundsätzlich haben wir eine sehr entspannte und offene Truppe. Bei uns hat keiner Schwierigkeiten, in die Mannschaft zu kommen. Das geht immer sehr schnell. 

Sebastian Schonlau begrüßt, dass es beim HSV mit Steffen Baumgart als Trainer weitergeht.
WITTERS

Sebastian Schonlau begrüßt, dass es beim HSV mit Steffen Baumgart als Trainer weitergeht.

Nicht neu ist der Trainer. Ist es trotzdem auch für Steffen Baumgart ein Neustart, weil er erst spät in der zurückliegenden Saison kam und nicht wirklich viel Zeit hatte, seine Ideen einzubringen? 

Das kann man so sehen. Es ist schon etwas anderes, wenn man unter einem Trainer eine komplette Vorbereitung absolviert. Da kann er deutlich mehr seine Akzente setzen. Das merkt man jetzt schon in den ersten Tagen im Trainingslager auf dem und abseits des Platzes. Ich finde es gut, dass die Kon­stellation so geblieben ist. 

Die Defensive ist in den Spielen unter Baumgart bereits deutlich stabiler geworden. Wird das auch für die Zukunft ein Schlüssel zum Erfolg sein? 

Definitiv. Das ist ein Punkt, den wir uns für diese Saison ganz aktiv vornehmen. In der Regel steigen die Mannschaften auf, die auch mit am wenigsten Gegentore bekommen. Davon waren wir in der vergangenen Saison lange weit entfernt. 

Offen ist, wer an Ihrer Seite in der Innenverteidigung spielen wird. Wie groß ist die Hoffnung, dass auch Mario Vuskovic wieder dazugehören wird?

Jeder weiß, was uns das bedeuten würde, wenn wir Mario wieder in unserem Kreis hätten. Wir stehen nach wie vor komplett an seiner Seite und versuchen ihn zu unterstützen. Man darf aber nicht erwarten, dass er direkt wieder der Alte ist, wenn er zurückkommt. Diesen Druck darf man ihm auch nicht machen. Er wird ein bisschen Zeit brauchen, die wird er dann bekommen. 

Sie werden Anfang August 30 Jahre alt. Mit welchen Gedanken blicken Sie auf dieses Ereignis? 

Im Fußball ist die 30 so ein bisschen eine magische Grenze und schon eine hohe Zahl. Auch wenn es mittlerweile genug Spieler gibt, die noch deutlich länger aktiv sind. Die 30 werde ich jetzt schaffen. Das ist schon mal nicht so schlecht (schmunzelt). Doch ich will auf jeden Fall noch ein paar Jahre länger spielen.

Vor Ihrem Wechsel zum HSV sollen Sie sich auch mit einem Wechsel ins Ausland beschäftigt haben. Steht dieses Ziel noch auf Ihrem Karriereplan?  

Ich finde das Ausland spannend. Unabhängig vom Fußball kann das für deine Entwicklung ein cooler Step sein. Darum ist das für mich grundsätzlich interessant. Im Moment ist das aber gar kein Thema für mich. 

Also hat Tim Walter auch noch nicht versucht, Sie nach England zu Hull City zu locken? 

Nein, da ist nichts passiert. 

Sebastian Schonlau (l.) und Tim Walter pflegten stets ein enges Verhältnis. Sie stehen auch weiterhin in Kontakt.
WITTERS

Sebastian Schonlau (l.) und Tim Walter pflegten stets ein enges Verhältnis. Sie stehen auch weiterhin in Kontakt.

Es ist bekannt, dass Sie ein gutes und enges Verhältnis zu Walter hatten. Haben Sie weiterhin Kontakt?

Ja, wir tauschen uns immer mal wieder aus. Ich denke, das ist auch völlig normal, wenn man länger sehr eng zusammengearbeitet hat. Wir sind ja auch nicht im Bösen auseinandergegangen. Ich halte Tim nach wie vor für einen sehr guten Trainer und wünsche ihm in England den maximalen Erfolg. 

Was wünschen Sie sich für den HSV für die neue Saison? 

Dass wir es dauerhaft schaffen, unser Niveau abzurufen und unser gesamtes Potenzial auf dem Platz konstant zeigen. Egal, wie der Gegner heißt. Egal, ob auswärts oder zu Hause. Wir wollen den nächsten Schritt gehen. Und wir wollen Spaß am Fußball haben. Das brauchen wir und das werden wir auch haben. Da mache ich mir keine Sorgen.  

Köln, Schalke und Hertha heißen unter anderem die Gegner in der neuen Saison. Dafür gibt es keine Derbys mehr…

Es wird viele Traditions-Duelle geben. Das sind schöne Spiele. Da freut sich wahrscheinlich jeder Fan drauf. Es war in der vergangenen Saison schon so, dass es Spieltage gab, an denen in der Zweiten Liga mehr Zuschauer als in der Ersten Liga waren. Das wird sich nicht ändern. Das Derby wird uns fehlen. Das sind emotionale Spiele. Es liegt an uns, dass wir uns das zurückholen. 

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Glauben Sie, dass St. Pauli sich in der Ersten Liga hält?

Das ist schwer zu sagen, aber ehrlich gesagt auch nicht meine Baustelle. Damit haben wir nichts zu tun. Wir sind auf uns fokussiert.

„Muss ehrlich sein“: Wie der HSV-Kapitän über Trainer, Wechsel und St. Pauli denkt wurde gefunden bei mopo.de

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