Nach dem Spiel ins Bordell? Ja – aber diese Gäste sind lukrativer als Fußball-Fans

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Erst in das Stadion, dann in den Puff? Polizei, Stadtverwaltungen und die Sexarbeitenden rechnen mit einer höheren Nachfrage von Prostitution zur Fußball-Europameisterschaft. Allerdings variieren die Einschätzungen, wie hoch diese ausfallen dürfte. Und Fußballfans sind längst nicht so vielversprechende Kundschaft, wie eine andere große und zudem zahlungskräftige Gruppe.

Die Frankfurter Polizei rechnet mit einem deutlichen Anstieg der Zahl von Prostituierten in der Stadt. „Die Zunahme wird sich maßgeblich auf die Bordell- und insbesondere die Hotelprostitution auswirken“, sagte ein Sprecher. Straßenprostitution gebe es in Frankfurt seit jeher weniger. Zudem habe das Konzept Laufhaus grundsätzlich an Attraktivität für die Prostituierten verloren. Vielmehr habe sich der durch Corona ausgelöste Trend verfestigt: weg von organisierten Strukturen wie Bordelle oder Saunaclubs hin zu privateren Angeboten wie Escortservice, Hotels oder Terminwohnungen.

Mehr Zulauf für Bordell- und Hotelprostitution

Auch in Dortmund wird mit einer hohen Auslastung der ansässigen Bordelle gerechnet und die Stadt Stuttgart geht davon aus, dass mehr Prostituierte ihre Dienste anbieten werden – um einer erhöhten Nachfrage gerecht zu werden. Präzise Prognosen etwa auf Basis der amtlichen Registrierungen von Sexarbeitenden können die Städte nicht abgeben – „da die Anmeldungen nichts über den tatsächlichen Arbeitsort der Prostituierten aussagen“, erklärt die Stadt Düsseldorf. Nach erfolgter Anmeldung ist eine Tätigkeit im ganzen Bundesgebiet möglich. Viele Prostituierte wechseln ständig zwischen mehreren Einsatzorten.

Eine Hausnummer nennt hingegen John Heer, Vorstandsvorsitzender des Verbandes deutscher Laufhäuser, für Stuttgart, wo er ein Laufhaus im Rotlichtviertel betreibt: Schätzungsweise 30 bis 40 Frauen arbeiten während des Turniers zusätzlich in der Stadt. „Aber wir bewegen uns dann natürlich wieder im Bereich der illegalen Prostitution“, so Heer. Zum Vergleich: Die Stadt schätzt, dass sich sonst täglich rund 400 Menschen als Prostituierte in Stuttgart betätigen, vor allem Frauen. 

Prostituierte dürfen in ganz Deutschland arbeiten

Die Sorge ist da, dass auch Zwangsprostitution in großer Zahl stattfindet. Es werde im Ausland in einschlägigen Artikeln dafür geworben, „wie einfach und legal es ist, in Deutschland Frauen zu kaufen“, sagte die frauenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion und Gründerin des Parlamentskreises Prostitution und Pornografie, Leni Breymaier, kürzlich der „Rheinischen Post“. Und weiter: „Wir können davon ausgehen, dass die Nachfrage auch während der Europameisterschaft nicht durch Freiwillige gedeckt werden kann und es deshalb noch mehr Zwangsprostitution geben wird.“ 

Große Messen sind besser fürs Geschäft als Fußball

Wie schwer die Sexarbeit und die Zahl der darin freiwillig und vor allem unfreiwillig Tätigen zu greifen ist, zeigen auch Diskussionen, die nun zum Turnierbeginn 2024 hochkochen mit Verweis auf die Weltmeisterschaft in Deutschland im Jahr 2006: Eine mittlere fünfstellige Zahl Zwangsprostituierte soll damals in Deutschland tätig gewesen sein. Der Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen entgegnet allerdings: „Weder vor noch nach der Weltmeisterschaft 2006 fand eine nennenswerte Zunahme von Menschenhandel in Deutschland statt. Die „40.000 Opfer“ gab es schlicht nicht.“ Hinter den „Falschmeldungen“ würden Befürworter eines grundsätzlichen Verbots der Prostitution stecken.

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Verbandssprecher Nolte erläutert, dass große Messen sogar grundsätzlich besser für das Geschäft seien als Fußballspiele. Denn obwohl viele Fan-Gruppen aus Männern bestehen, seien sich diese untereinander meist nicht so vertraut, um sich zu entscheiden, kollektiv ein Bordell aufzusuchen. Messen seien mit vielen allein reisenden Männern und viel Zeit am Abend deutlich besser für das Gewerbe.

Auch bei der Beratungsstelle für Prostituierte in Stuttgart gehe man nicht davon aus, dass mehr Prostituierte zur EM in die Stadt kommen werden, sagte Sachgebietsleiterin Christine Winzer. Zwar gebe es kaum verlässliche Zahlen, doch: „Die Kolleginnen sagen: Fußball und Prostitution passt nicht zusammen.“ Die Männer kämen schlicht zum Fußball gucken. (dpa/mp)

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