Nach Protest-Sturm: Hamburger Sportverein wirft AfD raus

Nach Protest-Sturm: Hamburger Sportverein wirft AfD raus

„Wir verurteilen jegliche Form von Gewalt, sind politisch und religiös neutral und stehen auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung.“ Dass der Hamburger Sportverein TSV Stellingen sich jetzt gezwungen fühlte, öffentlich eine solche Erklärung abzugeben, lässt ahnen, dass intern gerade die Fetzen fliegen. Der Grund: Eine Veranstaltung der AfD, die am kommenden Samstag in der Vereinsgaststätte am Sportplatzring stattfinden soll. Die Empörung ist groß – innerhalb wie außerhalb des Klubs. Die Frage, die alle stellen: Wieso vermietet der Sportverein einer solchen Partei den Saal?

Von der MOPO auf den Sachverhalt angesprochen, stellte sich der Vereins-Vorsitzende Kai Wacker zunächst auf den Standpunkt, dass der Klub mit der AfD-Veranstaltung gar nichts zu habe. Das sei Sache der Pächterin Helga D., die die Gaststätte seit Anfang des Jahres betreibe. Die wiederum verweigerte zu der Angelegenheit jede Stellungnahme. Das war der Stand am Donnerstagmittag.

Zunächst stand der Verein auf dem Standpunkt, er habe nichts damit zu tun

Am späten Donnerstagnachmittag sah dann plötzlich alles ganz anders aus. Nachdem sich die SPD Eimsbüttel eingemischt und gleichzeitig Vereinsmitglieder Druck auf den Vorstand ausgeübt hatten, korrigierte Wacker seine Haltung. Telefonisch ließ er die MOPO wissen: „Nachdem ich nochmal mit unserer Gaststätten-Pächterin gesprochen habe, kann ich Ihnen mitteilen, dass es keine AfD-Veranstaltung am Samstag im Vereinslokal geben wird.“ Künftig werde der Verein gar keiner politischen Partei mehr erlauben, das Lokal zu nutzen, so Wacker weiter. „Wir drehen sozusagen den Grundsatz der Gleichbehandlung um.“


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Zunächst hatte der Vereinsvorsitzende noch argumentiert, da die AfD nicht verboten sei, sehe er keine Handhabe, ihr die Räume zu verwehren. Der Verein habe vor Jahren beschlossen, allen Stellinger Parteien die Nutzung der Gaststätte zu erlauben – und „alle“ schließe nun mal die AfD mit ein. In der Vergangenheit habe die AfD mehrfach Veranstaltungen in der Vereinsgaststätte durchgeführt, genau wie beispielsweise die CDU. Wacker wies daraufhin, dass er SPD-Mitglied ist, und er sich nichts lieber wünsche als eine AfD, die von der politischen Bühne verschwinde.

AfD ist ausgeladen und muss sich für ihr Treffen einen neuen Veranstaltungsort suchen

Die AfD Eimsbüttel unter ihrem Bezirksvorsitzenden Alexander Wolf hatte eigentlich geplant, am Samstag im Lokal des TSV Stellingen eine sogenannte „Aufstellungsversammlung“ für die Wahlkreise 5, 6 und 7 durchzuführen. Anfang der Woche hatte darauf das Hamburger Bündnis gegen Rechts reagiert, die Presse informiert und den TSV Stellingen gebeten, die AfD wieder auszuladen.

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Nun wird sich die AfD neue Räume suchen müssen. Innerhalb so kurzer Zeit eine große Herausforderung, zumal die AfD damit rechnen muss, dass auch ein neuer Veranstaltungsort vom Hamburger Bündnis gegen Rechts wieder öffentlich gemacht werden dürfte.

Nach Protest-Sturm: Hamburger Sportverein wirft AfD raus wurde gefunden bei mopo.de

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