Neueröffnung in Hamburg: Schweden-Feeling mitten in Hochhaus-Siedlung

Neueröffnung in Hamburg: Schweden-Feeling mitten in Hochhaus-Siedlung

Der erste Blick richtet sich auf die knallroten Schwedenhäuser. Kinder mit Blumenkränzen toben vorbei. Zehn Meter weiter hört man ein Pferd wiehern und Hühner gackern. Man fühlt sich wie auf dem Land in Schweden. Wenn da nicht die graue Steilshooper Hochhaus-Kulisse wäre, die sich im Hintergrund des „Hofes Bullerbü“ erhebt. Am Donnerstag feierte der neue Treffpunkt für die Menschen im Stadtteil Eröffnung. Die MOPO hat sich vor Ort umgesehen.

Zur Eröffnung des Hofes am Fritz-Flinte-Ring in der Nähe des Ohlsdorfer Friedhofs wurde Mittsommerfest gefeiert. Die kleinen Gäste durften auf dem Hof herumtoben, Tiere bewundern und um den Mittsommerbaum tanzen. Für die Großen gab’s Kaffee und Kuchen aus dem Hofcafé. Petra Lafferentz, Geschäftsführerin des „Bullerbü“-Trägers Alraune gGmbH, ist überglücklich, dass der Hof endlich eröffnet. „Erst Anfang vergangenen Jahres haben wir mit der Kernsanierung begonnen. Und heute ist der ,Hof Bullerbü‘ ein Treffpunkt für alle“, sagt sie mit einem strahlenden Lachen.

Der Weg war nicht gerade kurz: Seit zehn Jahren ist das Projekt „Bullerbü“ schon in Planung. Die Suche nach einem geeigneten Standort dauerte mehrere Jahre. Die Wahl fiel auf den Betriebshof der Produktionsschule Steilshoop, wo Jugendliche ihren Schulabschluss machen und gleichzeitig arbeiten konnten.

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MOPO

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Zuerst mussten die Gebäude aber grundsaniert werden – sie hatten auch nichts vom heutigen Schweden-Charme: Stattdessen war die Fassade schlicht in Braun gehalten.

„Hof Bullerbü“ – hier würde sich auch Pippi Langstrumpf wohlfühlen

Der Hof könnte direkt einer Geschichte von Astrid Lindgren entsprungen sein. Die roten Schwedenhäuser erinnern an die Buchverfilmung „Wir Kinder aus Bullerbü“, während das Tierhaus mit Schafen, Ziegen, Vögeln, Fischen, Mini-Shetties und anderen Tieren Pippi Langstrumpf sehr glücklich machen würde. Das Tierhaus ist das Herz des Hofs, daneben gibt es eine Kita, eine Produktionsschule sowie ein Café und einen Hofladen mit Bioprodukten.

Kinder tanzen um den Mittsommerbaum auf dem „Hof Bullerbü“.
Florian Quandt

Kinder tanzen um den Mittsommerbaum auf dem „Hof Bullerbü“.

Auf die Frage eines Hof-Mitarbeiters, ob sie gerne zu den Shetland-Ponys möchten, kreischen die Kinder nur „Jaaaa, Ponys!“. Auch wenn einige Bereiche des Hofs für die Kita exklusiv reserviert sind: Das Tierhaus sowie der Vorhof sowie Café und Laden sind für alle geöffnet.

Und der Hof kommt gut an – bei Kindern genau so wie bei Senioren. Ingrid Frost wohnt in Steilshoop und findet vor allem das Hofcafé gut. „Ich bin nicht mehr so gut zu Fuß und das Hofcafé ist ein toller Treffpunkt“, sagt die 79-Jährige. „Und es ist schön hier geworden. Das haben sie richtig gut gemacht.“

Im Hofladen und -café werden Bio-Lebensmittel sowie Kaffee und frisch gebackener Kuchen zu einem stark vergünstigten Preis angeboten. Ein Teil der Personalkosten für Laden und Café wird nämlich durch die Schulbehörde getragen. Weil im Laden junge Menschen der Produktionsschule arbeiten. Diese Subvention gibt der Hof freiwillig an die Steilshooper weiter.

Im Hofcafé und im Hofladen wird die Ware stark subventioniert angeboten. Eine gesunde Ernährung solle sich jeder leisten können, so sagt Sabine Wolters, Co-Leiterin des Hofcafés (auf dem Bild rechts). Marlies Batista (64) arbeitet ehrenamtlich in dem Hofladen.
Florian Quandt

Im Hofcafé und im Hofladen wird die Ware subventioniert angeboten. Auf dem Bild rechts ist Sabine Wolters, Co-Leiterin des Hofcafés. Marlies Batista (64) arbeitet ehrenamtlich in dem Hofladen.

„Hof Bullerbü“ auch ein Ort für Jugendliche und Langzeitarbeitslose

Das Besondere am Hof ist, dass hier vor allem Jugendliche sowie langzeitarbeitlose Menschen arbeiten. Lafferentz erklärt: „Hier gibt es einen Platz für junge Leute, die nicht so leicht ins Berufsleben finden, und Ältere, die nicht wieder hineinfinden.“ Die langzeitarbeitslosen Menschen arbeiten im Tierhaus und die Jugendlichen im Café, der Küche und der Hof-Malerwerkstatt.

Auf dem Hof gibt jede Menge Tiere – unter anderem Shetland-Ponys. Pony Remy wird hier gestreichelt von Elisa (4) und Paulina (5). Tierhaus-Co-Leiter Mauro Rivas Kaltenbacker hält das Pony.
Florian Quandt

Auf dem Hof gibt jede Menge Tiere – unter anderem Shetland-Ponys. Pony Remy wird hier gestreichelt von Elisa (4) und Paulina (5). Tierhaus-Co-Leiter Mauro Rivas Kaltenbacker hält das Pony.

Laut Erhebungen aus dem Jahr 2022 hat Steilshoop mit 10,1 Prozent die fünfthöchste Arbeitslosenquote Hamburgs. Die Trägerin des „Hofs Bullerbü“, die Alraune gGmbH, betreibt eine Vielzahl an Projekten, um Steilshoop als Stadtteil zu bereichern und die Teilhabe der Einwohnenden zu stärken. „Dieser Stadtteil ist bekannt für seine Hochhäuser und dass hier Menschen wohnen, die wenig oder gar kein Geld verdienen. Ein Ort, an dem es immer wieder Schwierigkeiten gibt. Aber das ist eben nur die eine Seite des Stadtteils: Hier gibt es viele Freiflächen und kreative Menschen, die tolle Ideen haben, um den Stadtteil aufzuwerten – wie diesen Hof“, so Lafferentz.

Petra Lafferentz, Geschäftsführerin des „Bullerbü“-Trägers Alraune gGmbH.
Florian Quandt

Petra Lafferentz, Geschäftsführerin des „Bullerbü“-Trägers Alraune gGmbH.

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Und wer hier ist, merkt: Die Häuser sind nicht das einzig Bunte hier auf dem Hof. Hier kommen die unterschiedlichsten Menschen zusammen – junge und alte mit den unterschiedlichsten Lebensgeschichten. Ein Farbtupfer inmitten der Steilshooper Betonfassaden.

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