„Nicht in Stein gemeißelt“: Baut Nagelsmann für EM-Auftakt die Startelf um?

„Nicht in Stein gemeißelt“: Baut Nagelsmann für EM-Auftakt die Startelf um?

Seine Nationalspieler schickte Julian Nagelsmann nach einem „Sieg für die Psyche“ in ein letztes freies Wochenende, er selbst stürzte sich in die Arbeit.

Die leidige Torwartdiskussion um den wiederholt schwer patzenden Manuel Neuer erstickte der Bundestrainer zwar im Keim, nach dem glücklichen Last-Minute-Erfolg bei der EM-Generalprobe gegen Griechenland muss sich Nagelsmann aber mit weiteren Problemfeldern beschäftigen.

Das äußerst holprige 2:1 (0:1) brachte Nagelsmann auch in Bezug auf seine EM-Startelf noch einmal ins Grübeln. Diese, betonte der 36-Jährige zu später Stunde im Mönchengladbacher Borussia-Park, sei „nicht in Stein gemeißelt“. Für die Anfangsformation gegen Schottland am Freitag kämen 13 Feldspieler infrage.


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Dabei schien Nagelsmann seine erste Elf nach den glanzvollen Auftritten bei der Leistungsexplosion im März gefunden zu haben. Doch das Spiel gegen die nicht für die EM qualifizierten Griechen brachte unschöne Erkenntnisse und warf Fragen auf. Ist der augenscheinlich nicht vollständig fitte Kapitän Ilkay Gündogan unantastbar? Warum traten die alten Probleme bei der Konterabsicherung wieder auf? Und wäre Marc-André ter Stegen nicht doch die bessere Nummer eins?

Keine Torwartdiskussion

Auf eine Debatte um Neuer ließ sich Nagelsmann erst gar nicht ein. „Ich lasse keine Diskussion aufkommen“, stellte Nagelsmann klar: „Er hat mein Vertrauen.“ Dabei patzte der 38-Jährige beim Gegentreffer von Giorgos Masouras (34.) folgenschwer. „Ich hätte ihn besser wegbringen müssen“, räumte Neuer nach dem harmlosen Schuss von Christos Tzolis ein.

Es war aber nicht nur die missglückte Abwehraktion des Weltmeisters von 2014, die die Zuschauer nach einer unerklärlich fahrigen ersten Halbzeit pfeifen ließ. Es fehlte die Frische, es mangelte an Tempo und Ideen. Robert Andrich verkörperte die Orientierungslosigkeit, Florian Wirtz hatte ebenso wie der andere Zauberfuß Jamal Musiala einen schwachen Tag.

Gündogan nannte den Auftritt „träge“. Solch eine erste Halbzeit „ohne Intensität“ dürfe sich die Mannschaft „nicht erlauben“. Schon gar nicht gegen Schottland. Vier Trainingstage bleiben Nagelsmann noch, wenn er seine Spieler am Montagmorgen wieder im EM-Quartier in Herzogenaurach versammelt.

„Hohe Leistungsdichte“: Kein Anlass zur Euphorie

Daher war der Coach nach dem Warnschuss bemüht, die positiven Seiten hervorzuheben. „Am Ende war der Sieg wichtig, um die Fans mitzunehmen. Ein spätes Tor tut immer gut. Da kann man in Leverkusen nachfragen“, sagte Nagelsmann nach dem Ausgleich von Kai Havertz (56.) und dem sehenswerten Treffer von Pascal Groß (89.).
Der späte Schuss ins Glück dokumentierte den Willen der Mannschaft. Zudem gab es wie schon gegen die Ukraine (0:0) positive Impulse von der Bank.

Neben Groß überzeugten auch Leroy Sané und David Raum nach ihren Einwechslungen. „Das liegt an der Akzeptanz der Rolle. Wenn du die Rolle akzeptierst, dann kannst du das Spiel bereichern“, erklärte Nagelsmann, der seinem Team attestierte, „den Job erfüllt“ zu haben.

Für Euphorie besteht allerdings kein Anlass. Es sei zwar der „Glaube da, dass wir Großes erreichen können“, versicherte der Bundestrainer. Er verwies aber auch auf die „hohe Leistungsdichte“ beim Turnier. Die Vorrundengruppe mit Schottland, Ungarn und der Schweiz birgt Gefahren. „Wenn wir dreimal 2:1 gewinnen, dann würde ich das jetzt unterschreiben“, sagte Nagelsmann, der nun in jedem Training und jedem Spiel „die Abläufe verbessern“ will.

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Gündogan stellte einen „Lernprozess“ fest. Die Sinne, ist er sicher, seien nun „geschärft“. Der Kapitän verbringt die zwei freien Tage bei seiner Familie in Barcelona, Toni Kroos zieht es nach Madrid. Zuvor verriet der Anführer bei RTL noch seine Sicht der Dinge. „Wir sind nicht so gut, wie wir zuletzt gemacht wurden – aber auch nicht so schlecht, wie wir davor gemacht wurden“, sagte Kroos. Auch darüber wird Nagelsmann nachdenken. (sid/lw)

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