Mehrere junge Frauen kreischen im ausverkauften Stadtpark direkt los, als Noah Kahan die ersten Noten singt. Der 27-Jährige gilt es einer der großen Newcomer der Folk-Musik. Seinen Durchbruch hatte er erst vor ein paar Jahren auf TikTok – dieses Jahr wurde er schon für einen Grammy nominiert. Beim Auftritt in Hamburg nahm er das Publikum mit auf eine Reise in die weite Wildnis seiner US-Heimat, zur Therapiestunde ans Lagerfeuer – und ins Wohnzimmer seiner Mutter.
Kaum hüpft Noah Kahan zu den ersten Tönen seines Songs „Dial Drunk“ mit der Gitarre über die Stadtpark-Bühne, schreien die Fans in der ersten Reihe auf. Von überall sind sie angereist und halten selbstgemalte Schilder hoch: aus Italien, Irland oder den USA.
„Ich möchte euch erlösen von Ängsten und Depressionen“, sagt Kahan. Der 27-Jährige aus dem US-Bundesstaat Vermont weiß, wovon er spricht. Kahan hat seit der High School Probleme mit seiner mentalen Gesundheit. In Songs wie dem TikTok-Hit „Stick Season” singt er offen darüber – ohne die Pop-Folk-Musik selbst düster werden zu lassen. Dazu kommt sein Humor: „Meine Musik klingt wie christlicher Rock – aber das stimmt nicht, ich bin jüdisch“, scherzt er auf der Bühne.
Noah Kahan in Hamburg: Folk-Musik mit einem Twist
Kahans Songs sind allerdings weniger ein religiöser als vielmehr ein therapeutischer Selbstheilungstrip. Dass ein Folk-Musiker über tiefe Ängste, die Einnahme von Antidepressiva und seine Familienprobleme spricht, kommt an. Gerade bei einer jungen Generation, die eine Pandemie erleben musste und sich in Sozialen Medien offen über ihre mentale Gesundheit austauscht.
Nach dem TikTok-Erfolg seines Songs „Stick Season” veröffentlichte Kahan 2022 sein gleichnamiges drittes Album. Weil es ein enormer Hit wurde, brachte er 2023 und 2024 jeweils eine Sonderversionen des Albums mit zusätzlichem Material heraus – inzwischen mit Unterstützung von Stars wie Post Malone oder Hozier. Anfang 2024 folgte die Grammy-Nominierung als „Bester Neuer Künstler“, die Trophäe konnte er allerdings am Ende (noch) nicht mitnehmen.
Im Wohnzimmer von Noah Kahan’s Mutter
Auf der Bühne wirkt Kahan trotz seines kometenhaften Aufstiegs nahbar. Sein Outfit: Bodenständig. Er trägt eine khakifarbene Jacke mit aufgestickten Blumen, eine schwarze Cargohose und einen Männerdutt. Das Bühnenbild vermittelt Zeltlager-Atmosphäre: Die Band verwendet typische Folk-Instrumente wie das Banjo und spielt auf einem Podest aus Holz. Im Hintergrund sind Bilder von Wäldern, den weiten Ebenen der USA oder ein Sternenhimmel zu sehen.
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Für eine Akustik-Einlage geht es sogar ins Wohnzimmer von Kahans Mutter. Helfende Hände tragen Stühle, Stehlampe und große Bilder aus der Kindheit des Musikers herein. „Wir haben das Wohnzimmer meiner Mutter nachgebaut, damit ich mich auch unterwegs zu Hause fühle“, sagt Kahan. Jubel bei den Fans, die sehr textsicher Hits wie „False Confidence“ und weniger bekannte Nummern wie „No Complaints” mitsingen.
Nach gut eineinhalb Stunden verabschiedet sich Kahan von der Bühne – zum Abschluss gibt es natürlich seinen Durchstartersong „Stick Season“.
Noah Kahan sorgt für Kreischalarm im Stadtpark – „Ich möchte euch erlösen“ wurde gefunden bei mopo.de
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