Personalnot, Drogen, Gewalt: Hamburgs Gefängnisse am Limit

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„Wenn die Politik nicht reagiert, bricht uns der ganze Laden zusammen“: Der Chef der Gewerkschaft der Gefängnis-Mitarbeiter schlägt Alarm. Deutsche Gefängnisse zählen immer mehr Insassen – doch gleichzeitig sinkt die Zahl der Justizvollzugsbeamtinnen und -beamten. Ein Problem auch in Hamburg.

Aktuell zählt die Justizbehörde rund 65 unbesetzte Planstellen in den Vollzugsanstalten der Stadt. In ganz Deutschland sind es 2000 offene Stellen, wie die „Bild“ zuerst berichtete. „Es muss personell aufgestockt werden“, fordert René Müller, Chef des Bundes der Strafvollzugsbediensteten Deutschlands (BSBD). „In manchen Haftanstalten kommen auf einen Beamten 70 Gefangene. Die spezifische Betreuung von Inhaftierten kann so nicht gewährleistet werden.“

Dennis Sulzmann, Sprecher der Justizbehörde, bestätigt die Sorgen des Gewerkschafts-Chefs: „Auch der Justizvollzug ist vom Fachkräftemangel betroffen. Deshalb tun wir viel für die Attraktivität des Berufs und für die Nachwuchsgewinnung, etwa mit Sonderzuschlägen von rund 400 Euro brutto mehr für angehende Justizvollzugsbedienstete.“

Zahl der Angriffe auf Justizbeamte verdoppelt

Täglich sind die Gefängnismitarbeiter Beleidigungen und Bedrohungen ausgesetzt. Die Stimmung ist insgesamt aggressiver, Drogen sind ein großes Problem, aber auch Sprachbarrieren bringen täglich Frust mit sich. „58,2 Prozent der heute inhaftierten Personen in Hamburg haben eine ausländische Staatsangehörigkeit“, so Sulzmann zur MOPO.

Großes Konfliktpotenzial bringt zudem das Thema Abschiebung mit sich. „Ganz bewusst greifen Inhaftierte Beamte an, weil sie wissen, dass eine neue Straftat die Abschiebung verzögert“, erklärt Gewerkschaftschef Müller. Tatsächlich liegt die Anzahl der Angriffe von Gefangenen auf Bedienstete bereits jetzt, also Mitte des Jahres 2024, bei 22 Vorfällen. 2020 hingegen waren es 27 Übergriffe im ganzen Jahr.

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Um gezieltere Maßnahmen umsetzen zu können, wünscht sich der Gewerkschaftschef ein eigenes Gefängnis für Extremisten. Dort sollen etwa Islamisten oder Reichsbürger, gegen die ein Verfahren bei der Generalbundesanwaltschaft läuft, untergebracht werden. So solle vermieden werden, dass Mithäftlinge für ihre Sache rekrutiert werden.

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