Pfleger aus Hamburger Klinik warnen vor ihrem Chefarzt

Pfleger aus Hamburger Klinik warnen vor ihrem Chefarzt

Der Vorgang dürfte einmalig sein: Fast 30 Mitarbeiter aus einem wichtigen Bereich des UKE haben sich in einem Schreiben an die Leitung des Universitätskrankenhauses in Eppendorf gewandt. Sie äußern darin ihre große Besorgnis über die OP-Techniken ihres Chefarztes, sein Verhalten gegenüber weiblichen Mitarbeitern und schlechte Organisation der Behandlungen. Das UKE hat eine große Hamburger Anwaltskanzlei beauftragt, die Vorwürfe unabhängig zu prüfen. Gegenüber der MOPO wies der Arzt alle Vorwürfe zurück.

Bereits im März dieses Jahres ging der Brief der Mitarbeiter beim Vorstand des UKE ein. Nach MOPO-Informationen stehen mehr als ein Dutzend Ärzte und an die 20 Mitarbeiter aus Pflege und Assistenz hinter diesem Schreiben. Aus Angst vor Repressalien ihres Chefs und des UKEs wollen die Mitarbeiter anonym bleiben.

Die Vorwürfe aber hatten es in sich: Nach diversen Eingriffen des Arztes hätten sich gefährliche Nachblutungen ergeben. Seine OP-Technik sei für andere Ärzte oft nicht nachvollziehbar gewesen. Zudem seien Patienten aufgrund schlechter Organisation mehrfach von Ärzten operiert worden, die die Beschwerden der Patienten nicht konkret kannten.

Hamburg: 30 UKE-Mitarbeiter beschweren sich über Chefarzt

Aber nicht nur fachlich „warnten“ die Mitarbeiter vor ihrem Chef, auch menschlich lief es angeblich nicht optimal. So wurden Fälle von unangemessenem Verhalten des Facharztes gegenüber weiblichen Mitarbeitern angeprangert.

Prof. Christian Gerloff, Ärztlicher Direktor des UKE (Archivbild).
dpa

Prof. Christian Gerloff, Ärztlicher Direktor des UKE (Archivbild).

Nach Eingang des Briefes soll Prof. Christian Gerloff, der ärztliche Leiter des UKE, ein Gespräch mit dem Kollegen geführt haben. Danach habe sich das Verhalten des Angesprochenen gegenüber den Kollegen gebessert, schildert ein Mitarbeiter. Die fachlichen Probleme aber blieben aus Sicht der Mitarbeiter bestehen und sie erhöhten den Druck auf die Leitung des UKE.

Vorwürfe gegen Arzt am Hamburger UKE

Der betroffene Arzt operierte jedoch weiter.

Das UKE allerdings beauftragte im Mai eine Hamburger Anwaltskanzlei damit, sich intensiv mit der Kritik der Mitarbeiter zu befassen. Jeder Mitarbeiter konnte sich per Mail an die Anwälte wenden.

Auf MOPO-Anfrage zum Ergebnis dieser Befragung erklärte Friederike Schulz, Sprecherin des UKE: „Das UKE äußert sich nicht zu einer noch laufenden Prüfung. Das UKE nimmt jeden Hinweis auf mögliches Fehlverhalten von Mitarbeitenden ernst und prüft entsprechende Angaben. Der konstruktive Umgang mit Fehlern ist fester Bestandteil der Unternehmenskultur.“ Nach MOPO-Informationen sind durch die Kanzlei diverse Hinweise auf ein Fehlverhalten des Arztes gesammelt worden – mit der Empfehlung, diese im UKE zu prüfen.

UKE prüft Hinweise auf Fehlverhalten von Arzt

Die MOPO schickte einen umfangreichen Fragenkatalog an den Arzt. Der ließ über einen Anwalt ausrichten, dass die Vorwürfe zurückgewiesen werden. Unter der Leitung des Arztes hätten sich Behandlungsqualität und Effizienz verbessert. Zu der Befragung der Mitarbeiter durch die Kanzlei erklärte der Anwalt, es habe neben negativen auch positive Äußerungen über den Arzt gegeben.

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Auf die Frage, ob er sich noch in der Lage sehe zu operieren, ließ der Mediziner seinen Anwalt erklären: „Selbstverständlich. Hätte er daran den geringsten Zweifel, würde er daraus von sich aus die Konsequenzen ziehen. Sicherheit und Wohl seiner Patienten bestimmen sein Handeln als Arzt.“

Pfleger aus Hamburger Klinik warnen vor ihrem Chefarzt wurde gefunden bei mopo.de