„Putzen macht nie sauberer“ – die erstaunlichen Saubermach-Tipps des Experten

„Putzen macht nie sauberer“ – die erstaunlichen Saubermach-Tipps des Experten

Um die Wohnung blitzblank zu halten, greifen viele Menschen zu Putzmitteln, die eine „Ultra-Power-Formel gegen Bakterien” oder „porentiefe Reinheit“ versprechen. Doch dabei begehen sie einen großen Fehler – sagt der Hamburger Umweltberater Tristan Jorde (58) von der Verbraucherzentrale. „Es gibt keine hundertprozentige Sauberkeit!“ Und: „Putzen macht nie sauberer.” Manche Mittel seien besser im Giftschrank aufgehoben als in der Wohnung. Und was die richtige Form der Sauberkeit angeht, hat er auch eine klare Empfehlung.

MOPO: Herr Jorde, seit Corona erleben Desinfektionsmittel eine neue Hochkonjunktur. Wie viel Sinn macht das?

Tristan Jorde: Gar keinen. Diese Mittel versprechen Keimfreiheit. Ich hab früher im Labor gearbeitet und ich sage Ihnen: Man sollte nicht darüber nachdenken, was man unterm Mikroskop noch sieht. Man sieht immer was! Putzen macht nie sauberer, sondern immer auch Schmutz an anderer Stelle.

Wie meinen Sie das?

Nehmen Sie das Beispiel Staubsaugen. Was Sie vorne reinsaugen, kommt zum Teil hinten als Feinstaub wieder raus.

Lesen Sie auch: Wer hat das Licht angelassen? Darum leuchten Hamburgs Laternen auch am Tag

Das heißt, wir können uns das Putzen gleich sparen?

Jeder Mensch hat ein individuelles Sauberkeitsbedürfnis. Das will ich gar nicht in Frage stellen. Aber ich rate dazu, beim Putzen an der Untergrenze dessen zu bleiben, was man selbst als sauber empfindet. Wenn Sie hochgiftige Chemikalien verwenden, verlagern sie das Problem nur nach draußen. Spätestens wenn Sie ins Krankenhaus kommen, und auf wirksame Desinfektion hoffen, holt es sie wieder ein.

„Das schädigt die Schleimhäute und Atemwege“

Das müssen Sie erklären.

Wenn Sie Biozide über das Abwasser in die Kläranlage bringen, sorgt das für Probleme. Denn dort wird mit Bakterien gereinigt. Wenn Sie diese Bakterien mit Bioziden töten, funktioniert das  System nicht mehr und mehr Verunreinigungen geraten in die Flüsse. Dabei können auch Resistenzen entstehen. Alle Krankenhäuser kämpfen mittlerweile mit multiresistenten Keimen. Pro Jahr sterben in Europa etwa 33.000 Menschen daran. Übermäßige Nutzung von Bioziden ist ein Grund dafür.

Also nur die gute alte Kernseife verwenden?

Einfache Mittel haben klare Wirkmechanismen. Ich rate zu Kernseife, mineralischen Scheuermitteln, Natron, Essig und Zitronensäure oder Putzmitteln mit Blauem Engel.

Tristan Jorde von der Verbraucherzentrale Hamburg.
Patrick Sun

Tristan Jorde von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Vielen Menschen ist es wichtig, dass die Wohnung nach dem Putzen gut riecht.

Der berühmte Maiglöckchen-Duft! Es muss jedem klar sein, dass in den Mitteln keine Maiglöckchen drin sind, sondern, dass es sich um problematische Substanzen handelt. Aber die Inhaltsstoffe sind meistens so klein gedruckt, dass nicht mal Menschen mit guten Augen sie lesen können. Das wird bewusst so gemacht: In meinem Labor hätten viele dieser Mittel im Giftschrank gestanden!

„Besser mit Atemmaske putzen und gut lüften“

Was ist denn so gefährlich an diesen Substanzen?

Sie verunreinigen zunächst einmal die Atemluft. Besonders, wenn sie per Spray versprüht werden. Das schädigt die Schleimhäute und die Atemwege. Im harmlosen Fall führt das zu Reizungen, in schweren zu Verätzungen. Aber diese Stoffe können auch krebserregend sein. Von Chlor-Mitteln und allem, was Doppelwumms verspricht, sollte man absehen.

Aber kann Zitronensäure oder Natron nicht auch Reizungen verursachen?

Ja, deshalb würde ich auch hier von Sprays abraten. Wer es trotzdem nicht lassen kann, sollte beim Großputz unbedingt Handschuhe und eine Atemmaske tragen und den Raum gut durchlüften.

„Putzen macht nie sauberer“ – die erstaunlichen Saubermach-Tipps des Experten wurde gefunden bei mopo.de

Please follow and like us:
Pin Share