Queens of The Stone Age: Gefühlige Männer und gewaltige Wucht

Queens of The Stone Age: Gefühlige Männer und gewaltige Wucht

Die Kerle bärtig, die Raucherzone voll, die Schlangen am Bierstand lang: Auf wenig ist Verlass in diesen Zeiten, aber darauf, dass die Queens Of The Stone Age Tour um Tour die strapazierten Seelen mittelalter Männer mit feinster Rock-Essenz balsamieren, darauf schon. Am Dienstag in der Sporthalle: ein weiteres Wahnsinns-Konzert einer Ausnahme-Band.

51 ist Josh Homme. Und der Godfather des Desert Rock hat nicht nur den elegantesten Gitarristen-Hüftschwung der Branche, sondern zuletzt auch einen Sack voll Probleme am Hals. Krebs-Erkrankung. Öffentlich und hässlich ausgetragene Trennung mit Sorgerechtsstreit. Und, klar, die Drogen und der Suff, die sind nicht fern, wo Kummer ist. Und bei dieser Band sowieso nicht.

Bowie trifft auf Breitwand-Wumms

Insofern ist man vorher immer ein bisschen in Sorge, ob sie stabil steht, die Maschine des Maestros, der nun inzwischen seit Jahrzehnten Bowie-eske Psychedelica mit Trucker-wuchtigem Breitwand-Wumms vermengt wie kein anderer.

Mit Stil: Gitarrist Troy Van Leeuwen von den Queens of the Stone Age
Arist von Harpe

Mit Stil: Gitarrist Troy Van Leeuwen von den Queens of the Stone Age

Rund 6000 sind in die Sporthalle gekommen. Und dass es nicht ausverkauft ist, liegt vermutlich daran, dass das Konzert recht kurzfristig an die seit Ewigkeiten laufende Welttour herangehängt wurde – und Green Day parallel spielen.

Mit „Regular John“ gehts los. Und das ist nicht nur der bestens gealterte erste Song auf dem ersten Album von 1998, sondern auch Paradebeispiel für die mantra-artigen Rhythmus-Schleifen und stets angeschrägt singenden Gitarren-Melodien der Queens.

Nichts ist hier seicht, und doch überall Pop-Appeal

Und dann „No One Knows“, 450 Millionen (!) Aufrufe auf Spotify, Zeugnis für den unglaublichen Pop-Appeal, den der gänzlich ohne kommerzielle Anbiederung auskommende Stoff Hommes trotz aller Verschrobenheit entfalten kann.

Der Sound okay, die Bühne eine Pyramide aus Licht. Und Herr Homme stimmt in „einer der großartigsten Städte der Welt“ besinnliche Töne an: „Danke, dass ihr das hier seit so vielen Jahren möglich macht.“ Man wolle sich revanchieren, mit einem wunderbaren Abend.

Alle Sorgen bezüglich denkbarer Wackeleien jedenfalls sind da längst vom Tisch. Die Queens, diese wuchtige Dampflok im eleganten Design, rauscht unwiderstehlich tight durch ihre 26-jährige Geschichte: „Paper Machete“ vom aktuellen Album „The End Is Nero“. „Smooth Sailing“, „My God Is The Sun“, „Sat By The Ocean“.

Chef im Maschinenraum der Queens: Drummer Jon Theodore
Arist von Harpe

Chef im Maschinenraum der Queens: Drummer Jon Theodore

Homme plaudert übers Leben („Remember one thing: life is hard because it’s worth it“). Und mit den Fans in der ersten Reihe, die bei der Songauswahl mithelfen dürfen und sich für „The Sky Is Falling“ entscheiden. Dann: das hingetupft funky swingende „Make It Wit’chu“ und eine kurze Pöbelei in Richtung Sporthallen-Schließzeiten und der Polizei, die ihm mit Verhaftung drohe.

In der Garderobe ist der Schnaps zurück

Es gibt, zum Abschluss nach knapp zwei Stunden, die ultimative Abfuhr mit dem grimmig rollenden „Song For The Dead“ – und dann ist der Deckel drauf. Wie man hört, ist die hochprozentige Garderoben-Ausstattung, nach der die Queens bei Konzerten verlangen, zuletzt wieder deutlich umfangreicher geworden. Auf der Bühne jedenfalls gibt’s bei Ihnen weiterhin keinen Millimeter Raum zwischen den Zahnrädern. Einmal mehr: Spektakel. Und am Ende viele glückliche bärtige Gesichter.

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