„Querpass-Toni“? So wurde Kroos zum erfolgreichsten deutschen Fußballer

Er ahnt schon, dass es weh tun wird, wenn es dann soweit ist. Aber Moment, davon will Toni Kroos noch nichts wissen. „Ich gehe nicht davon aus, dass dies mein letztes Spiel sein wird“, erklärt der 34-Jährige vor dem EM-Viertelfinale gegen Spanien. Eines aber ist sicher: Es wird ein lauter Abgang. Ob nun an diesem Freitag in Stuttgart oder einige Tage später. 

Die Bühne könnte größer kaum sein und genau so hat Kroos es sich gewünscht, als er vor sechseinhalb Wochen bekannt gab, seine Karriere nach der EM beenden zu wollen. Nicht, weil er nicht mehr mithalten könnte, im Gegenteil. Irgendwann sei ja eh Schluss, da suche er sich diesen Tag lieber selbst aus, ehe das andere für ihn übernehmen.

Die starken Spanier wollen Kroos in Rente schicken

Nun hat Deutschlands erfolgreichster Fußballer der Geschichte, der 2014 Weltmeister wurde und sechsmal die Champions League gewann, nur noch einen großen Wunsch. Der 14. Juli soll der Tag sein, an dem alles endet. Der Tag des Endspiels in Berlin. Das Problem dabei: Die starken Spanier haben etwas dagegen und wollen Kroos sofort in Rente schicken. Heißt es womöglich jetzt schon: Adiós, Toni?

„Natürlich bin ich mir dessen bewusst“, sagt Kroos zu der Möglichkeit, dass seine Karriere nun abrupt enden könne. Angst habe er aber nicht, „denn es war ja meine Entscheidung, ohne dass mich jemand gedrängt oder mir das Gefühl gegeben hat, dass es so besser ist“. Und dennoch: Ein wenig Wehmut ist spürbar, je länger Kroos über sein bevorstehendes Ende spricht.  „Ich habe immer gesagt, dass es Momente geben wird, in denen ich den Fußball vermissen werde. Weil ich mir bewusst bin, egal was in der Zeit danach kommt, dass es nie wieder etwas geben wird, was ich so gut können werde.“

Nagelsmanns Idee mit Kroos entpuppte sich als genialer Schachzug

Dass dem so ist, unterstrich er erst wieder in seinen letzten Karrieremonaten. Meister und Champions-League-Sieger mit Real Madrid, dazu die Erfolgsgeschichte seines Comebacks im Nationalteam im März. „Wir waren vorher nicht stabil genug“, sagt DFB-Teamkollege Leroy Sané. „Diese Schwäche hat uns Toni sofort genommen.“ Seit Kroos wieder da ist, blieb Deutschland in allen acht Länderspielen ungeschlagen. Julian Nagelsmanns Idee, seinen Superstar zur Rückkehr zu bewegen, entpuppte sich als genialer Schachzug.

Wer Kroos dieser Tage im Kreise des DFB-Teams erlebt, dem fällt aber noch etwas anderes auf. Antwortete er früher auf nur ansatzweise kritisch gestellte Fragen gern vorlaut und unwirsch, so wirkt er nun entspannt, einfühlsam und nahbar. Der Mann ist ganz offensichtlich mit sich im Reinen. Vielleicht liegt das auch daran, dass er momentan einen Triumph einfährt, auf den er viele Jahre lang warten musste.

Als „Querpass-Toni“ wurde er früher gern verspottet, nicht allen Fans gefiel seine Art, Fußball zu spielen. Nun erheben sich die Menschen, wann immer Kroos in eine der Stadionecken läuft, um einen Eckstoß auszuführen, und feiern ihn mit „Toni, Toni“-Rufen. Ob vor der EM, beim letzten Test in Gladbach, oder während des Turniers, in München, Stuttgart, Frankfurt oder Dortmund.

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Kroos hat auf seine alten Tage die Herzen der deutschen Fans erobert, das wird ihm unendlich viel bedeuten, vielleicht sogar mehr als dieser silberne Pokal, um den es gerade geht. Wobei: Den würde er schon noch gern mitnehmen. „Natürlich wäre das ein sensationelles Ende“, sagt er und schmunzelt. Damit wäre dann eines schon mal geklärt: Der letzte Tanz, er muss noch ein wenig warten.

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