„Real ist magisch, aber …“ Warum Ex-HSV-Star Petric in Wembley an den BVB glaubt

„Real ist magisch, aber …“ Warum Ex-HSV-Star Petric in Wembley an den BVB glaubt

Er hat schon mal ausgelotet, wie es um die Stimmung im gelb-schwarzen Lager bestellt ist. Erst vor wenigen Tagen war Mladen Petric mit der Dortmunder Legendenelf in Glasgow unterwegs und brachte sich vor dem Champions-League-Finale gegen Real Madrid auf Betriebstemperatur. Auch am Samstag wird der 43-Jährige live als TV-Experte dabei sein, wenn der BVB in Wembley um die Krone des europäischen Fußballs kämpft. Und dennoch: Trotz seiner Dortmunder Vergangenheit ist sein Herz diesmal gespalten, wie er im Interview mit der MOPO verrät.

MOPO: Herr Petric, wenn man so will, war Ihr Auftritt in Glasgow ja Dortmunds Generalprobe vor dem Finale. Wie lief es denn so?

Mladen Petric: Das Erlebnis war grandios, das Ergebnis nicht so. Wir haben mit 2:4 gegen Celtic verloren. 35.000 Fans waren da, das war schon imposant.

Sie haben gerade u.a. an der Seite von Roman Weidenfeller, Lukas Pisczcek, Jakub Blaszczykowski, Kevin Großkreutz und Marcel Schmelzer gespielt. Fünf Spieler, die 2013 dabei waren, als der BVB letztmals im Endspiel stand und in Wembley den Bayern unterlag. Nun lechzt erneut ganz Dortmund nach dem Erfolg in der Königsklasse. Können Sie nachempfinden, was gerade in den BVB-Fans vorgeht?

Absolut. Auch wenn ich nur ein Jahr lang in Dortmund war, bevor ich 2008 zum HSV gewechselt bin, habe ich diese Zeit noch extrem in Erinnerung. Die Wucht des Vereins war auch damals jederzeit spürbar, überall in der Stadt war der BVB das vorherrschende Thema. Und die gelbe Wand im Stadion vergisst niemand, der da jemals gespielt hat.

Noch immer in Schuss: Mladen Petric (r.) beim Legendenkick in Glasgow gegen Efe Ambrose
imago/PA Images

Noch immer in Schuss: Mladen Petric (r.) beim Legendenkick in Glasgow gegen Efe Ambrose

Leider erwischten Sie 2007/08 eine Saison, in der es für den BVB trotz Ihrer 13 Bundesligatreffer nicht ganz so gut lief.

Das stimmt. In der Liga wurden wir 13., erreichten aber immerhin das Pokalfinale, das wir dann gegen die Bayern mit 1:2 verloren (trotz eines Petric-Tores, Anm. d. Red.). Aber es war etwas ganz Besonderes, für diesen Verein zu spielen. Schon als kleiner Junge fand ich den BVB richtig cool. Und dass ich trotz nur eines Jahres und dazu ohne Titel für die Dortmunder Legendenelf spiele, zeigt ja, welchen Status ich mir dort erarbeitet habe. Auch wenn die Atmosphäre nach meinem Transfer zum HSV dann etwas angespannt war.

Luka Modric ist ein guter Freund von HSV-Legende Petric

Nun steht das Finale gegen Real an. Da sollten Ihre Sympathien ja eigentlich klar verteilt sein. Allerdings könnte es da einen Haken geben, oder?

… richtig.

Der Haken heißt Luka Modric, ist eine Real-Legende und langjähriger Mitspieler von Ihnen im kroatischen Nationalteam gewesen.

Deshalb schlägt mein Herz ein bisschen für beide Seiten. Natürlich würde ich mich riesig für den BVB freuen, wenn es nach langer Zeit mal wieder mit dem Champions-League-Titel klappt. Auf der anderen Seite aber steht mit Luka ein guter Freund von mir auf dem Platz. Eine schwierige Situation. Wobei: Luka hat schon fünf Champions-League-Titel, da wird er jetzt vielleicht einen abgeben können (lacht).

2016 haben Sie Ihre Karriere beendet. Wie eng ist Ihr Draht noch?

Er ist immer noch da. Wir telefonieren ab und zu mal. Im Frühling war ich zweimal in Madrid, da haben wir uns auch getroffen. Man kann vor seiner Karriere wirklich nur den Hut ziehen.

Für Petric ist Luka Modric der aktuell beste Fußballspieler

Mittlerweile ist er 38 Jahre alt und wird zumindest noch ein weiteres Jahr dranhängen. Was macht den Mythos Modric aus?

Natürlich auch die Trophäen, die er persönlich gewonnen hat. Er wurde 2018 ja sogar zum Weltfußballer gewählt. Wenn mich jemand fragt, wer der beste Spieler war, mit dem ich je zusammengespielt habe, nenne ich immer Lukas Namen.

Von Ihren 45 Länderspielen bestritten Sie 31 an seiner Seite.

Es war damals immer das Gleiche, wenn ich zum Nationalteam gefahren bin. Du hattest lauter Spieler auf Weltklasseniveau und dann ihn, der noch mal ein, zwei Level über uns anderen stand. Selbst jetzt, in seinem Alter, kann er immer noch den Unterschied ausmachen. Wenn Luka fit ist, ist er noch immer Weltklasse.

Zu den Real-Legenden Luka Modric (r.) und Toni Kroos hat Petric besondere Verbindungen.
IMAGO / Pressinphoto

Zu den Real-Legenden Luka Modric (r.) und Toni Kroos hat Petric besondere Verbindungen.

Auch zu Toni Kroos, der sein letztes Spiel für Real bestreitet und seine Karriere nach der EM beenden wird, haben Sie eine besondere Beziehung.

Wir hatten früher mit Volker Struth denselben Berater und dadurch auch immer mal wieder Berührungspunkte. Auch zu seiner Karriere kann man natürlich nur gratulieren.

HSV-Legende Petric glaubt an eine Chance des BVB

Unterm Strich gilt Real als klarer Favorit in diesem Finale. Worin könnte dennoch die Chance für den BVB liegen?

Genau darin: dass niemand etwas von ihnen erwartet. Grundsätzlich würde man ja vermuten, dass Real auf jeder Position besser besetzt ist. Aber wenn jeder BVB-Spieler auf Topniveau performt, könnte die Überraschung tatsächlich gelingen. Real ist magisch, aber Dortmund könnte einen Vorteil haben. Und Wembley ist ja ein ganz besonderer Ort.

Jubelnde Dortmunder nach einem Tor: So wollen die BVB-Fans ihre Mannschaft am Samstag sehen.
IMAGO / Ulrich Hufnagel

Jubelnde Dortmunder nach einem Tor: So wollen die BVB-Fans ihre Mannschaft am Samstag sehen.

Das wissen Sie nur zu gut. 2007 trafen Sie an gleicher Stelle zum 3:2 für Kroatien und sorgten mit dem Treffer dafür, dass die geschockten Engländer nicht zur EM fahren durften.

Es war ein großer Tag und es wird etwas sehr Spezielles für mich sein, jetzt wieder nach Wembley zurückzukehren.

Da könnte schnell die Lust aufkommen, selbst wieder auf dem Rasen zu stehen …

Keine Chance. Ich wurde in Glasgow ziemlich übel gefoult und habe einen richtig dicken Knöchel. Ich falle also aus (lacht).

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