Rostige Dose im Hafen randvoll gefüllt: Hier köcheln bald 47 Millionen Liter Wasser!

Rostige Dose im Hafen randvoll gefüllt: Hier köcheln bald 47 Millionen Liter Wasser!

Voll bis oben hin! Das ist die gewaltige Dose im Hafen bei Waltershof. 47 Millionen Liter Wasser wurden eingefüllt, aber noch arbeiten 500 Personen unter Hochdruck im Schichtdienst an dem imposanten Bauwerk mit Rost-Charme. Ihr Ziel: Die 50 Meter hohe „Thermoskanne“ und das dazugehörige Heizkraftwerk sollen noch rechtzeitig im Winter 2025/26 an den Start gehen.

Höchste Konzentration ist auf der großen Baustelle fürs Gaskraftwerk gefragt. Sturmwarnungen und viel Regen erschweren die Arbeiten und machen sie gefährlich für die Mitarbeiter. Regelmäßige Sicherheitsschulungen stehen auf dem Programm, die Beachtung der Vorschriften hat höchste Priorität. Immer wieder kam es zuletzt zu schweren Unfällen auf Hamburger Großbaustellen, teils mit tödlichem Ausgang wie beim Westfield-Quartier in der HafenCity – das soll hier nicht passieren.

Olaf Schümann von den Hamburger Energiewerken auf dem Gelände des neuen Heizkraftwerks.
Florian Quandt

Olaf Schümann, Projektleiter der Hamburger Energiewerke, auf dem Gelände des neuen Heizkraftwerks.

Kräne und Material müssen bei Sturm gesichert werden, denn die Baustelle befindet sich mitten im Hafen neben der A7, etliche Stromleitungen durchziehen den Luftraum sich über dem „Energiepark Hafen“ – so der offizielle Name für den Komplex auf der Dradenau –, mehrere Windräder drehen sich neben der Anlage. Bauherr ist der städtische Versorger Hamburger Energiewerke.

Hamburg Energie: Thermoskanne im Hafen ist fast fertig

Der riesige rostige Speicher ist das erste fast fertige Element im Energiepark. Er fasst rund 50 Millionen Liter Wasser. „Allein das Befüllen hat jetzt zwei Monate gedauert“, erzählt Projektleiter Olaf Schümann von den Hamburger Energiewerken. Dabei wurde geprüft, ob die überdimensionierte Dose auch dichthält – und das tat sie zum Glück auf Anhieb. Nirgends ein Leck! „In Zukunft kann dort 98 Grad heißes Wasser für das Fernwärme-Netz zwischengespeichert werden“, so Schümann.

Das ist auch nötig. Denn in der Müllverbrennungsanlage Rugenberger Damm, bei großen Industriebetrieben im Hafen und im Klärwerk Dradenau fällt ständig Wärme quasi nebenbei an – egal ob die Hamburger gerade viel heizen und heißes Wasser verbrauchen oder nicht. Diese Abwärme soll zunehmend für Fernwärme genutzt und bei Bedarf in der Thermoskanne zwischengespeichert werden. „Der Wasserstand im Tank bleibt dabei immer gleich, denn das Wasser wird nicht entnommen, sondern in einem Kreislauf gefahren.“

Der Warmwasserspeicher auf der Dradenau wird gerade isoliert.
Florian Quandt

Der Warmwasserspeicher auf der Dradenau wird gerade isoliert.

Damit die Wärme aus dem Hafen dann aber auch den Hamburgern nördlich der Elbe die Wohnungen heizt, müssen noch Leitungen verlegt werden. Ein gigantischer für Wartungsarbeiten begehbarer Tunnel wird dafür derzeit unter dem Fluss hindurchgebohrt. Er ist etwa 30 Meter tief und rund 1.200 Meter lang und endet in einem Schacht im Hindenburgpark. Von da aus geht es weiter bis zur Notkestraße in Bahrenfeld, wo die Leitungen ans bestehende Fernwärmenetz angeschlossen werden. Vom Energiepark aus sollen einmal 180.000 Haushalte mit Fernwärme versorgt werden.

Energiepark Hafen liefert Fernwärme aus der Industrie

Die Thermoskanne nimmt auf der ganzen Anlage allerdings nur einen kleineren Bereich ein. Weitaus komplizierter und größer wird das neue, gasbetriebene Heizkraftwerk plus Dampfturbine, das neben der rostigen Dose gerade entsteht. Es produziert Wärme und Strom. Der anfallende Strom wird vermarktet und ins Netz eingespeist, die erzeugte Wärme wird vor Ort genau. Denn das Wasser in der Anlage muss immer eine Temperatur von 98 Grad Celsius haben. Und wenn die Abwärme in langen kalten Wintern nicht reicht oder ein Abwärme-Lieferant ausfällt, dann muss Gas verbrannt werden, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Der Schornstein des „Powerblocks“ im Kraftwerk ist bereits zu sehen, am Ende wird er wie die Thermoskanne an die 50 Meter hoch sein. Auch die Gasturbinen wurden bereits eingebaut.

Was hier entsteht, soll einmal das Kohlekraftwerk Wedel ersetzen, wenn es nach der Heizperiode 2025/2026 in den Reservebetrieb geht. Die Anlage auf der Dradenau läuft zunächst mit Erdgas, soll aber später mit Wasserstoff betrieben werden können. Von Anfang an sollen aber auf jeden Fall mindestens 55 Prozent der Energie klimaneutral, also aus Abwärme, erzeugt werden.

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Nach dem Umzug von Wedel werden dann auch viele Mitarbeiter ihren festen Arbeitsplatz auf der Dradenau haben. In einem weiteren Gebäude werden deshalb Werkstätten, Lager, Büros und eine Kantine gebaut werden. Am Ende, wenn alles läuft, sind an diesem Standort 50 bis 60 Mitarbeiter dauerhaft im Einsatz.

Mit dem Rost-Chic der Dose an der A7 und den bereits zahlreichen Graffiti darauf ist leider bald Schluss: Der Wärmespeicher wird gerade mit einer 30 Zentimeter dicken Schicht isoliert und mit Fassadenblechen verkleidet. Außerdem soll er bis zu einer Höhe von etwa 25 Metern begrünt werden.

Rostige Dose im Hafen randvoll gefüllt: Hier köcheln bald 47 Millionen Liter Wasser! wurde gefunden bei mopo.de

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