Russland zahlt schneller: Rennen um Munition

Russland zahlt schneller: Rennen um Munition

Tschechien koordiniert mit einer Initiative Einkauf von Munition für die Ukraine. Doch Russland hat auf dem Weltmarkt einen Vorteil. Gerade erst hat die tschechische Initiative, auf dem Weltmarkt Munition für die Ukraine zu kaufen, Fahrt aufgenommen, da droht ein Rückschlag. Denn offenbar sind nicht nur die Preise durch die hohe Nachfrage angestiegen. Russland ist ebenfalls in Rennen um den Nachschub eingestiegen – und hat nach Angaben des tschechischen Beauftragten für den Wiederaufbau der Ukraine, Tomáš Kopečný, die Nase vorn. Es gebe mehrere Länder, die sowohl den Westen und die Ukraine als auch Russland belieferten, sagte er der “Financial Tiems”. Ausschlaggebend für die Lieferung der Munition sei, wer am schnellsten bezahlen kann. “Wenn Sie das Geld haben, um die Vorauszahlung schneller zu leisten als die Russen, dann gehen die Produkte an die ukrainische Seite. Wenn man das Geld nicht auf dem Konto hat, geht es manchmal an die Russen”, sagte er und mahnte die westlichen Verbündeten an, Gelder schnell bereitzustellen. Einige Staaten haben noch nicht bezahlt Es hapere nicht an der Verfügbarkeit. Die Produktionskapazität sei vorhanden – allerdings nicht in Europa. Man sei mit Russland im Wettbewerb um Millionen Stück Munition. “Wir brauchen aber das Geld dafür”, so Kopečný. “Manche Staaten haben bis heute ihren Beitrag noch nicht geleistet”, erklärte der Ukraine-Beauftragte. Ob die avisierten 1,5 Millionen Geschosse deshalb tatsächlich geliefert werden können, ist deshalb unklar. Bisher sei das Geld für 500.000 Geschosse zusammengekommen, so Kopečný. “Wir könnten auch drei Millionen Geschosse bereitstellen – dies ist nur eine Frage der Finanzierung.” Mindere Qualität und steigende Preise Ein weiteres Problem des Einkaufs auf dem Weltmarkt: die Qualität. Der Chef des tschechischen Rüstungskonzerns Czechoslovak Group, der einer der größten Munitionslieferanten in Europa ist, warnte gegenüber der FT vor steigenden Preise und minderer Qualität. Was seine Firma im Auftrag der tschechischen Regierung in Afrika und Asien bereits gekauft hat, habe er nicht ohne Ausbesserungen an die Ukraine weitergeben können. Bei einigen Granaten habe man Komponenten aus eigener Produktion hinzufügen müssen. Dennoch gehe er davon aus, dass die tschechische Initiative planmäßig vorangehe. Die von Tschechien im Februar angestoßene Initiative soll den Mangel an Artilleriemunition zumindest zeitweise ändern: Bis zu 1,5 Millionen Geschosse hat das Land auf dem Weltmarkt ausfindig gemacht. Gemeinsam mit weiteren Unterstützern sollen die Geschosse eingekauft und an die Ukraine geliefert werden. Insgesamt hätten inzwischen 15 EU- und Nato-Staaten rund 1,6 Milliarden Euro für das Vorhaben zugesagt – darunter auch Deutschland. Mit rund 580 Millionen Euro übernimmt die Bundesrepublik den größten Anteil an der Initiative.