Russlands dreckige Ölgeschäfte: Putins Geisterflotte bedroht Deutschland

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Wladimir Putin schickt seine Geisterflotte um die Welt, damit Russland westliche Sanktionen umgehen kann. Die Schrotttanker des Kremls sind aber nicht nur ein politisches Ärgernis, sondern auch eine ernsthafte Gefahr für Küstenstaaten. Wladimir Putin kämpft seit dem Beginn seiner Invasion in der Ukraine mit einem Problem. Russlands Wirtschaft ist abhängig von Rohstoffexporten und westliche Sanktionen haben es für den Kreml deutlich schwerer gemacht, russisches Öl und Gas auf den Weltmärkten zu verkaufen. Während EU-Staaten und die USA ohnehin nur noch wenige russische Rohstoffe kaufen, scheuen andere Staaten vor Geschäften mit Moskau zurück – aus Angst, auch sie könnten mit Sanktionen belegt werden. Doch das ist nur die offizielle Perspektive. In Wahrheit machen auch Verbündete des Westens weiterhin Geschäfte mit Putin. Ihre Unternehmen haben zusammen mit russischen Ölfirmen ein verdecktes Netzwerk aufgebaut, um westliche Sanktionen zu umgehen und Milliarden US-Dollar vor allem mit dem Handel mit russischem Öl zu verdienen. Westliche Maßnahmen zeigten dagegen kaum Wirkung, im Gegenteil: Vor allem EU-Staaten können nur dabei zusehen, wie Putins Tanker in internationalen Gewässern vor ihren Küsten seine Kriegskasse füllen. Während das russische Gasgeschäft im Jahr 2024 langsam einbricht, hat Moskau sich bei seinen Ölexporten in rasanter Geschwindigkeit auf die neuen Gegebenheiten eingestellt. Putin hat eine Schattenflotte aufbauen lassen, die Öl aus Russland in die Weltmeere tragen. Experten schätzen sie mittlerweile auf bis zu 2.000 Tanker, die teilweise von Russland nach dem Krieg aufgekauft worden sind. Diese Schiffe spülen aber nicht nur Geld in Putins Kriegs, sondern sie werden auch zur ernsthaften Gefahr – besonders für Deutschland und die Ostsee . Putin nutzt Geisterschiffe für seinen Ölschmuggel Dabei ist es gar nicht so, dass Russland diese Schiffe vor den Augen des Westens versteckt. Sie ankern in internationalen Gewässern in der Ostsee, warten darauf, in den russischen Ölhäfen Primorsk oder Ust-Luga betankt zu werden. Vor den Augen der finnischen oder der estnischen Küstenwache. Westliche Schiffe können um sie herausfahren, sie identifizieren. Videos dokumentieren, wie alt diese Schiffe sind, oft ist ihr Rumpf schon komplett mit Rost bedeckt. Russland bedient sich aktuell einer ähnlichen Strategie wie seine Verbündeten im Iran oder in Nordkorea , die auch schon lange mit westlichen Embargos konfrontiert sind. Putins Schiffe sind zumindest offiziell nicht im Besitz von russischen Firmen. Sie fahren etwa unter kamerunischer Flagge oder gehören offiziell zu einem Inselstaat im Pazifik. Manchmal haben sie offiziell keinen Besitzer und während der Fahrt schalten sie ihre Ortungssysteme aus oder verfälschen ihre Route, damit ihr tatsächlicher Seeweg nur schwer nachvollzogen werden kann. Das hat ihnen bei Experten den Spitznamen “Schattenflotte” oder “dunkle Flotte” des Kremls eingebracht. So können die Tanker heimlich Staaten beliefern, die noch Geschäfte mit Russland machen und das Öl dann am Weltmarkt weiterverkaufen. Andere Tanker füllen ihr Öl auf den Weltmeeren auf Schiffe von Unternehmen um, die nicht vom Westen sanktioniert werden. Auch das passiert nicht im Verborgenen. Im vergangenen Jahr galt der lakonische Golf von Griechenland als beliebter Umschlagplatz für russisches Öl. Von der Küste aus konnte man dort Tanker sehen, die stundenlang nebeneinander standen und wahrscheinlich russisches Öl austauschten. Die Folge: Ist das Öl erst einmal ausgetauscht, kann niemand mehr festmachen, wo das Öl wirklich herkam und falls doch, wie viel russisches Öl transferiert wurde. Eine große Lücke im westlichen Sanktionssystem, von der Putin massiv profitiert. Kreml findet Käufer für sein Öl Auch diesem ausgeklügelten System hat es Russland zu verdanken, dass die Ölgeschäfte in den vergangenen Jahren nicht eingebrochen sind. Wegen der Sanktionen bot Russland sein Öl unter dem Weltmarktpreis an. Viele Großmächte wollten sich ein solches Schnäppchen nicht entgehen lassen. Russlands Not wurde für sie zum lukrativen Rohstoffgeschäft. Vor der russischen Invasion in der Ukraine war die EU für Moskau der wichtigste Abnehmer für russisches Rohöl. Das hat sich schlagartig geändert. Aber vor allem China , Indien und die Türkei sprangen ein. Peking kauft laut Daten des Centre of Research on Energy and Clean Air (Crea) mittlerweile 48 Prozent der russischen Rohölexporte, gefolgt von Indien (35 Prozent), der EU (7 Prozent) und der Türkei (6 Prozent). Damit ist die Sorge des Westens durchaus berechtigt, dass der chinesische Präsident Xi Jinping den Krieg von Putin indirekt finanziert. Während die Volksrepublik China durch die Größe ihrer Wirtschaft sehr energiehungrig ist und Putin sein Rohöl relativ billig verkauft, rechtfertigt sich Indien damit, den Weltmarktpreis für Rohöl mit den Käufen niedrig halten zu wollen. Denn, so die Logik, würde das rohstoffreichste Land sein Öl nicht mehr verkaufen können, würden durch das geringere Angebot die Preise explodieren. Doch das stimmt nur zum Teil. Indien und die Türkei verdienen mit diesen Geschäften vor allem sehr viel Geld. Ihre Unternehmen kaufen russisches Öl, ihre Raffinerien verarbeiten es teilweise zu Benzin oder Diesel weiter und verkaufen es dann wieder – auch nach Europa und nach Deutschland. Der Seehandelsexperte Ami Daniel sagte dem Sender n-tv im März: “Für Händler und Unternehmen ist die Versuchung riesig, da mitzumachen. In fünf Monaten könnten sie bis zu 40 Millionen US-Dollar verdienen.” Eigentlich haben die USA und die EU bei Rohölkäufen eine Obergrenze von 60 Dollar pro Barrel eingeführt, auch um Putin dazu zu zwingen, sein Öl unter Marktwert zu verkaufen. Doch das funktioniert nicht wirklich, da viele Staaten diesen Preis nicht akzeptieren oder ihn heimlich umgehen. Der Ostsee droht eine Katastrophe Das ist für Washington ein Grund mehr, gegen Putins Geisterflotte vorzugehen. Seit Jahresbeginn landen immer mehr Schiffe auf der US-Sanktionsliste und können beschlagnahmt werden. Aber das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Zwar wurden schon russische Schattentanker beschlagnahmt, aber wenn Schiffe auf der Sanktionsliste landen, nutzt Russland einfach andere. Das ist die Realität. Putins Tanker fahren auf den Weltmeeren nicht nur offiziell herrenlos, sondern ein Großteil von ihnen ist auch nicht versichert. Niemand wäre verantwortlich, wenn eines dieser Schiffe untergeht oder einen Unfall hat. Für Beobachter ist es aufgrund der Zustände der Tanker lediglich Glück, dass bislang noch nichts Schlimmeres passiert ist. Der ehemalige estnische Außenminister Jaan Manitski sagte bereits im August 2023 dem ZDF : “Es wäre eine Katastrophe für die Ostsee, wenn ein rostiger Tanker auseinanderbrechen würde. Das kann jederzeit passieren.” Dabei war es schon knapp. Ein Geisterschiff konnte im August vergangenen Jahres nicht weiterfahren, die Maschinen versagten und es musste zurück in einen russischen Hafen geschleppt werden. Zudem bilden sich beim Öltransfer zwischen den Tankern immer wieder Ölteppiche vor Griechenland. Die EU hat zwar Maßnahmen angekündigt, aber bislang gab es auf europäischer Ebene nicht wirklich einen politischen Vorstoß. Das hängt wahrscheinlich auch damit zusammen, dass Ungarn , die Slowakei und Tschechien weiterhin russisches Öl kaufen. Es ein Dilemma. Putins Geisterflotte kann weiterhin in internationalen Gewässern Geschäfte machen und sich relativ sicher fühlen. Dabei muss Deutschland davon ausgehen, dass dem Kremlherrscher es im Angesicht der aktuellen Konflikte mit dem Westen wahrscheinlich relativ egal ist, wenn seine Schiffe eine Naturkatastrophe in der Ostsee auslösen. Aber bisher schaut der Westen größtenteils nur dabei zu, wie Putins “dunkle Flotte” um den europäischen Kontinent steuert.