Schanze evakuiert: Warum wurde die Bombe ausgerechnet am Samstagabend entschärft?

Schanze evakuiert: Warum wurde die Bombe ausgerechnet am Samstagabend entschärft?

Weltkriegsbombe gefunden – diese Meldung ist nichts, was bei Hamburgern für große Aufregung sorgt. Außer, das Ding liegt mitten in der Schanze und die Entschärfung muss wie jetzt geschehen an einem Samstagabend stattfinden. Wie räumt man ein Partyviertel? Dürfen die Kellner in den Bars noch abkassieren? Warum wurde ein Altenheim schon vor Tagen vorgewarnt, die Anwohner und Gastronomen aber nicht? Was ist, wenn jemand partout seine Wohnung nicht verlassen will? Und warum wurde die Bombe nicht einfach am Sonntag entschärft? Die Antworten gibt es hier.

Warum wussten die Verantwortlichen eines nahen Altenheims schon seit Tagen, dass möglicherweise eine Evakuierung droht?

Einrichtungen wie Krankenhäuser und Altenheime, die besonders schwer zu evakuieren sind, werden von der Feuerwehr informiert, sobald bei Bodensondierungen in der Nähe auch nur eine „Anomalie“ festgestellt wird. So eine Anomalie im Boden muss nicht zwangsläufig eine Bombe sein, das kann auch eine Badewanne aus Metall sein, die Einrichtungen sollen sich aber schon mal auf den Fall der Fälle einstellen.

Wenn die Bombe seit Jahrzehnten im Boden liegt, warum muss sie dann ausgerechnet am Samstagabend entschärft werden? Warum nicht am Sonntagnachmittag?

Wenn eine „Anomalie“ freigelegt wird und sich tatsächlich als Bombe herausstellt, dann muss sie so schnell wie möglich entschärft werden. „Durch die Grabung und kleinste Erschütterungen könnte es zu Auslösungen am Zünder kommen“, so ein Feuerwehrsprecher. „Dann muss die Entschärfung schnell stattfinden. Uns wäre es an einem Sonntagnachmittag auch lieber, das können wir uns aber nicht aussuchen.“

Wie wurden die Anwohner evakuiert?

Lautsprecherwagen machten Durchsagen, die Polizei war rund 300 Kräften vor Ort, die jedes Haus betreten, an den Türen geklingelt und geklopft haben und die Bewohner aufforderten, den Gefahrenbereich zu verlassen. Wer nicht bei Freunden unterschlüpfen konnte, wurde auf die Notunterkünfte des Bezirks verwiesen, der HVV stellte Evakuierungsbusse.

Was ist, wenn sich jemand weigert, seine Wohnung zu verlassen?

Niemand darf sich im Gefahrenbereich aufhalten, zur Not wird auch robust darauf hingewiesen, dass man seine Wohnung jetzt verlassen muss. Wenn es Hinweise gibt, dass sich jemand in der Wohnung aufhält, etwa das Licht brennt, die Tür aber nicht geöffnet wird, dann kann die Feuerwehr eine „Notöffnung“ durchführen, denn: Es könnte ja sein, dass der Bewohner bettlägerig oder gehbehindert ist.

Bombenalarm in der Schanze: So werden Bars evakuiert

Wie fand die Evakuierung von Bars und Restaurants statt?

Die Polizei sagt: geordnet und mit Augenmaß. Die Beamten würden zunächst mit den Verantwortlichen sprechen, die die Lage dann ihren Gästen erklären. Es gebe genug Zeit, die letzten Bestellungen noch abzukassieren, Geräte runterzufahren und den Laden ordnungsgemäß abzuschließen.

Wie haben Gastronomen den Abend erlebt?

Etwas anders, wie Zora Klipp, Mit-Inhaberin des Restaurants „Blattgold“ am Schulterblatt, berichtet: „Draußen fuhren Wagen mit der Aufschrift ,Bombenfund‘, aber mit uns hat erstmal keiner von der Polizei gesprochen, wir mussten googeln, was da los ist. Wir waren total ratlos, was wir jetzt machen sollen.“ Das Restaurant war voll, zwei Geburtstagsgesellschaften hatten gerade mit den Vorspeisen begonnen. Andere Gäste waren extra wegen der „Blattgold“-Küche für ein Wochenende nach Hamburg gereist. „Irgendwann kam die Polizei und bat uns, uns zu beeilen“, so die Gastronomin. „Gegen 20.30 Uhr waren alle Gäste draußen, gegen 21.20 Uhr habe ich abgeschlossen.“

Die Geschwister Zora (schwarze Jacke), Ronja und Oliver Klipp betreiben das Restaurant „Blattgold“, das ebenfalls evakuiert wurde (Archivfoto)
Florian Quandt

Die Geschwister Zora (schwarze Jacke), Ronja und Oliver Klipp betreiben das Restaurant „Blattgold“, das ebenfalls evakuiert wurde (Archivfoto)

Bekommen Bar- und Restaurantbetreiber den Schaden ersetzt?

Zora Klipp: „Nein, das ist ein finanzieller Schaden, für den keiner aufkommt.“ Sie selbst schätzt entgangene Einnahmen auf mehrere tausend Euro: „So etwas am Samstagabend ist natürlich besonders bitter.“

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Wie viele Menschen wurden an dem Abend evakuiert?

Genaue Zahlen gibt es nicht. In dem Gebiet sind mehr als 4000 Bewohner gemeldet, dazu tausende Feiernde. Deren Zahl versuchte die Polizei möglichst gering zu halten, indem Partygänger bereits frühzeitig über Social Media gebeten wurde, nicht mehr in die Schanze zu kommen.

Schanze evakuiert: Warum wurde die Bombe ausgerechnet am Samstagabend entschärft? wurde gefunden bei mopo.de

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