Sie leitet künftig Hamburgs härtesten Knast

Sie leitet künftig Hamburgs härtesten Knast

Sie ist jung, zierlich – eher das Gegenteil von dem, was man sich unter einem typischen Gefängnischef vorstellt. Liddy Oechtering – über ihr Alter spricht sie nicht – übernimmt ab September 2024 die stellvertretende Leitung der Untersuchungshaftanstalt. Die U-Haft am Holstenglacis gilt als Hamburgs härtester Knast. Die MOPO sprach mit der Oberstaatsanwältin über die schwierige Aufgabe, die sie in der „kleinen Stadt hinter Gittern“ erwartet.

Von hoch oben, aus dem 11. Stock des Towers am Michel, blickt Oechtering aus ihrem Büro der Generalstaatsanwaltschaft über den Hamburger Hafen. Ihr vergitterter Ausblick ab September: der Freistundenhof des Untersuchungsgefängnisses. „Das ist wohl der einmaligere Blick, es ist tatsächlich ein sehr besonderes Arbeitsumfeld. Nicht jedermanns Sache“, sagt die Juristin fröhlich. Für rund 500 Häftlinge ist die derzeitige Sprecherin der Hamburger Staatsanwaltschaft künftig zusammen mit dem Leiter der U-Haft, Henning Clasen, zuständig.

Die zweifache Mutter, die in den Vierlanden aufwuchs, hatte in verschiedenen Positionen in der Staatsanwaltschaft bereits intensiv mit der U-Haft zu tun. Ob in der Jugendabteilung der Staatsanwaltschaft, später dann zuständig für Betäubungsmitteldelikte oder auch als Beisitzerin einer Großen Strafkammer als Richterin – Oechtering ist breit aufgestellt.

Kein leichter Job: In Hamburgs U-Haft mangelt es an Personal

Auch in der Justizbehörde ist sie keine Unbekannte. Drei Jahre arbeitete sie unterstützend unter anderem im Referat Strafrecht, bevor sie 2019 Pressesprecherin der (General)-Staatsanwaltschaft wurde.

Die Untersuchungshaftanstalt Hamburg am Holstenglacis (Archivbild).
dpa

Die Untersuchungshaftanstalt Hamburg am Holstenglacis (Archivbild).

Doch nun geht es für die zierliche Frau in den Knast. Und sie freut sich darauf. „Es wird eine besondere Herausforderung und ein spannendes Umfeld.“ Für 400 Mitarbeiter und rund 500 Gefangene wird Oechtering zuständig sein. Auch das Zentralkrankenhaus, in dem alle kranken Hamburger Gefangenen behandelt werden, fällt in ihren Aufgabenbereich.

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Ein leichter Job wird es nicht, denn die Zustände am Holstenglacis gelten als besonders schwierig, erklärt Oechtering. Die Häftlinge in der U-Haft seien psychisch besonders labil, wüssten nicht, wie lange sie weggeschlossen bleiben. Eine Mischung aus Angst, Wut und Verzweiflung bestimme den Alltag in der U-Haft.

Die Zahl schwerer Straftaten nimmt zu und die Zellen füllen sich weiter. Derzeit sind laut Justizbehörde 2168 Menschen in Hamburg in Haft – bei 2221 verfügbaren Plätzen. Gleichzeitig herrscht absoluter Personalnotstand. Mehr als 65 Vollzeitstellen in Hamburger Gefängnissen sind unbesetzt – die meisten davon in der U-Haft. Doch die Juristin ist zuversichtlich: „Mich reizt besonders, dass man hier ganz viele verschiedene Aufgaben einer Behördenleitung übernimmt. Letztlich ist es ein wenig, als ob man eine kleine Stadt mit allen großen und kleinen Aufgaben des täglichen Lebens organisieren muss.“

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