Straßensperren mitten in Hamburg: Hier sind Autos künftig unerwünscht

Straßensperren mitten in Hamburg: Hier sind Autos künftig unerwünscht

Es ist eng und es ist voll: Nirgendwo in Hamburg liegen so viele Schulen dicht beieinander wie in dem Viertel östlich des Isebekkanals mitten in Eimsbüttel. 6600 Schülerinnen und Schüler sind hier täglich unterwegs, die sich zwischen Autos, E-Bikes und Lastenrädern hindurchschlängeln müssen. Um die Schulwege sicherer zu machen, hat die Bezirkspolitik bereits vor Jahren beschlossen, ein neues Verkehrskonzept zu erstellen. Jetzt könnte es bald in eine erste Umsetzung gehen. Drei ziemlich unterschiedliche Varianten sind im Gespräch – mindestens eine würde Autofahrer mit Sicherheit verärgern.

In den engen Straßen zwischen Isebekkanal, Grindelberg und Schlump befinden sich insgesamt fünf weiterführende Schulen, zwei Grundschulen und eine Berufsschule, dazu mehrere Kitas. „Ungefähr die Hälfte aller Schüler:innen des Bezirks geht hier zur Schule“, erklärt Kathrin Warnecke, Fraktionsvorsitzende der Eimsbütteler Grünen, die besondere Situation des Quartiers. Regelmäßiges Verkehrschaos ist hier vorprogrammiert – zum Nachteil der Kinder und Jugendlichen.

Eimsbüttel: Schulwege in dem Quartier sind nicht sicher

Auch das Bezirksamt Eimsbüttel bezeichnete die Schulwege als problematisch: „Zu schmale Geh- und Radwege, fehlende Querungen oder geparkte Autos, die die Sicht für die Kleineren versperren. Dabei brauchen Kinder und Jugendliche sichere Wege, damit sie eigenständig und aktiv unterwegs sein können“, so die Behörde. Ein besonderes Dorn im Auge der Stadt aber auch der Polizei sind diesbezüglich die Eltern-Taxis, die ihren Nachwuchs bis direkt vor die Schule kutschieren – und dabei den Straßenverkehr noch unsicherer machen, wenn sie etwa in zweiter Reihe halten.

In dem Gebiet östlich des Isebekkanals befindet sich eine Vielzahl an Schulen.
Bezirksamt Eimsbüttel

In dem Gebiet östlich des Isebekkanals befindet sich eine Vielzahl an Schulen.

Die Bezirkspolitik beschloss deshalb auf Initiative der Schüler, Eltern und Lehrer im Oktober 2021, ein neues Verkehrskonzept für das Schulquartier zu erstellen. Es folgten Online-Beteiligungen, Spaziergänge vor Ort sowie Workshops, aus denen schließlich drei Varianten hervorgingen.

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Variante A sieht eine Durchfahrtssperre für Autos in der Gustav-Falke-Straße im Bereich der Ida-Ehre-Schule und des Helene-Lange-Gymnasiums vor sowie eine weitere Sperrung in der Kielortalle zwischen Kleiner Kielort und Kippingstraße. Dazu käme eine Einbahnstraße in der Gustav-Falke-Straße, die Hohe Weide würde zur Fahrradstraße.

Variante B ergänzt zu Variante A noch eine weitere Auto-Sperre in der Gustav-Falke-Straße im Bereich des Emilie-Wüstenfeld-Gymnasiums. Dazu kämen mehrere Einbahnstraßen, unter anderem in einem Abschnitt der Heymannstraße.

Variante C gilt wegen Tempo 30 als unwahrscheinlich

Variante C wäre wohl die radikalste von allen: Sie beinhaltet Varianten A und B, sieht aber noch eine zusätzliche Einbahnstraße auf der Bundesstraße zwischen Beim Schlump und der Gustav-Falke-Straße vor und will Tempo 30 im Gebiet etablieren.

Eine der Varianten des Verkehrskonzepts sah mehr Tempo 30 in dem Schulgebiet vor. Hier: Die Kreuzung Bogenstraße/Schlankreye.
Florian Quandt

Eine der Varianten des Verkehrskonzepts sah mehr Tempo 30 in dem Schulgebiet vor. Hier: Die Kreuzung Bogenstraße/Schlankreye.

„Variante C wurde zu einem Zeitpunkt geplant, als davon ausgegangen wurde, dass Tempo 30 künftig einfacher angeordnet werden kann“, erklärt Warnecke frustriert. „Mit Hamburgs Hilfe ist das ja aber im Bundesrat gescheitert.“ Im Dezember hatte sich die Stadt bei der Abstimmung enthalten und damit für ordentlich Zoff zwischen Hamburgs SPD und Grünen gesorgt.

Variante C gilt deshalb als unwahrscheinlich. Das Bezirksamt Eimsbüttel sitzt derzeit noch an der finalen Ausarbeitung – dann könnte die Bezirkspolitik abstimmen. Vor der Bezirkswahl im Juni wird das wohl aber nicht passieren – allein deshalb, weil die Grünen in Eimsbüttel derzeit noch mit wechselnden, instabilen Mehrheiten regieren. Warnecke hofft, dass die Verhältnisse nach der Wahl geordneter sind und es dann endlich vorangehen kann.

Schulwege in Eimsbüttel: Erste Kreuzung soll umgebaut werden

Immerhin an der von Schülern oft kritisierten Kreuzung Gustav-Falke-Straße/Heymannstraße wird es schon etwas konkreter. Hier soll es für Fußgänger bald einfacher werden, die Fahrbahn zu kreuzen. Wie genau ist allerdings noch unklar, das Bezirksamt erarbeitet derzeit Vorschläge. Bislang gibt es dort keine einzige Querungsmöglichkeit.

Die Kreuzung Gustav-Falke-Straße/Heymannstraße: Hier soll es für Schüler künftig bessere Querungsmöglichkeiten geben.
Florian Quandt

Die Kreuzung Gustav-Falke-Straße/Heymannstraße: Hier soll es für Schüler künftig bessere Querungsmöglichkeiten geben.

„Dieses Projekt muss kommen und es muss mutige Veränderungen mit sich bringen“, ist Warnecke überzeugt. Allerdings: Bis es soweit ist, werden viele der heutigen Schüler wohl schon längst ihren Abschluss haben.

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