Täglich wird abgeschleppt! Parkplatznot im Ex-Flüchtlingsquartier

Täglich wird abgeschleppt! Parkplatznot im Ex-Flüchtlingsquartier

Bei seiner Einweihung 2018 galt das Neubauviertel Am Gleisdreieck in Billwerder als Deutschlands größtes Flüchtlingsquartier: 2500 Flüchtlinge brachte die Stadt in den eilig hochgezogenen, schicken Mehrfamilienhäusern unter. Damals reichten 253 Parkplätze für 780 Wohnungen, aber inzwischen haben immer mehr Bewohner eigene Autos, die Hälfte der Wohnungen sind regulär vermietet – und die Blechlawine breitet sich in den umliegenden Wohnstraßen aus. Die Bergedorfer CDU sieht darin eine Warnung für die Zukunft: Auch Hamburgs Mega-Wohnungsbauprojekt Oberbillwerder soll möglichst wenig Platz für Autos bekommen.

„Autoarm“ heißt das Lieblingswort moderner Stadtplaner, aber die Bewohner machen den grünen Visionen oft einen Strich durch die Rechnung, klagen nach dem Einzug lautstark über Parkplatznot. Das ist in der „Neuen Mitte Altona“ so, im schicken Pergolenviertel in Winterhude – und auch in dem neuen Quartier in Billwerder. „Wenn das hier schon nicht klappt, wo denn dann?“, fragt sich der CDU-Abgeordnete Jörg Froh. Was er meint: Das Neubaugebiet Am Gleisdreieck hat einen eigenen S-Bahn-Anschluss („Mittlerer Landweg“), von dem alle zehn Minuten eine S-Bahn Richtung Hauptbahnhof fährt. Fahrtzeit: 14 Minuten. Dazu halten mehrere Buslinien quasi direkt vor den Wohnhäusern.

Immer mehr Bewohner haben ein eigenes Auto

Zu Anfang hat das Konzept „autoarm“ gut funktioniert, aber seit 2022 hat die Stadt viele Flüchtlinge aus der Ukraine dort untergebracht, von denen viele eigene Autos besitzen. Außerdem werden nach und nach (und sehr viel langsamer als geplant) freiwerdende Wohnungen auch an reguläre Mieter (und Autofahrer) vergeben. Fazit: Trotz Superanbindung an Bus und Bahn fahren immer mehr Bewohner mit dem eigenen Fahrzeug in das „autoarme Quartier“.


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Die Folge: Autos stehen auf Grünflächen, vor Einfahrten, im Halteverbot. „Die Polizei ist dort fast jeden Tag im Einsatz, um die Ordnungswidrigkeiten zu ahnden und lässt auch Fahrzeuge abschleppen“, sagt Jörg Froh. Er schildert einen „Dominoeffekt“: Weil teilweise so viele Autos am Mittleren Landweg parken, dass der fließende Verkehr nicht mehr durchkommt, werden dort nun Halteverbotszonen eingerichtet – und die Autofahrer stellen ihre Fahrzeuge nun in den umliegenden Wohnstraßen und Gewerbegebieten ab.

Oberbillwerder soll ebenfalls wenig Platz für Autos bieten

„Dieses Dominosystem wird sich spätestens dann verschärfen, wenn die Erschließung von Oberbillwerder beginnt“, warnt die CDU Bergedorf. Oberbillwerder, Hamburgs lange geplanter 105. Stadtteil für 15.000 Bewohner auf der grünen Wiese, soll einen Stellplatzschlüssel von 0,3 haben. Es soll also nur einer von drei Haushalten ein (!) eigenes Auto besitzen, und wer dazu gehören will, muss für viel Geld einen Stellplatz im Parkhaus (oder wie Stadtplaner sagen: „Mobility Hub“) mieten. Autoarm halt. Der Schlüssel von 0,3 gilt bereits am Gleisdreieck: „Und hier sieht man ja, dass das nicht funktioniert“, sagt Jörg Froh. Die Bergedorfer CDU würde das SPD-Herzensprojekt Oberbillwerder am liebsten ganz abblasen. Bei den Bergedorfern kommt das gut an: Bei der Bezirkswahl wurde die CDU mit 28,6 Prozent stärkste Partei.

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Immerhin: Eine kleine Entlastung wäre in Sicht. Der B-Plan würde für das Gleisdreieck 20 bis 30 weitere Parkplätze erlauben. Diese sollten nun „unmittelbar errichtet werden“, fordert die CDU. Der Antrag fand vor einigen Wochen in der Bezirksversammlung eine Mehrheit: Auch einzelne Abgeordnete von SPD, Grünen und FDP hatten mit der Opposition für mehr Parkplätze gestimmt.

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