In der Hansestadt sind mehr als 30.000 Elektroautos registriert, doch eines von ihnen sticht besonders hervor: ein Tempo Hanseat von 1951. Der Kleinlaster mit den drei Rädern, der ursprünglich von einem stinkenden Zweitaktmotor angetrieben wurde, hat eine Öko-Metamorphose durchlaufen. So wurde der E-Sonderling zu einem Symbol für Innovation und Tradition.
Das Tempo-Dreirad – es beherrschte in den 50er Jahren das Straßenbild, war das Symbol des deutschen Wirtschaftswunders. Produziert wurde der Kleinlaster im Harburger „Tempowerk“. Wo einst die Autos vom Band liefen, befindet sich seit 1985 der hit-Technopark, ein Standort für Technologie-Start-ups – der nun wieder „Tempowerk“ heißt. Eine Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln, aber immer mit dem Blick nach vorn – in Anlehnung an den alten Werbeslogan „Mit Tempo in die Zukunft“.
Der knallrote Tempo: Einst ein Haufen Blech, jetzt ein historisches Elektro-Dreirad
Als die Initiatoren über einen geeigneten Werbeträger für die neue Philosophie nachdachten, kam die Idee: „Was ist, wenn wir einen historischen Tempo mit der Technologie eines E-Autos ausstatten?“ So machte sich Mark Behr, Innovationsmanager des „Tempowerks“, auf die Suche nach einem geeigneten Fahrzeug und wurde fündig – in den Niederlanden.
Ein frisch restaurierter, knallroter Tempo Hanseat, Baujahr 1951, mit turbulenter Vergangenheit sprang Behr ins Auge: „Ein reicher Bauer aus Holland hatte sich den Wagen damals nagelneu gekauft, kam aber nicht so recht klar damit. Aus Frust zersägte er das Fahrzeug. Ein Nachbarsjunge, der Sohn eines Schmiedes, hat die Einzelteile dann für 10 Gulden übernommen und den Tempo wieder zusammengeschweißt.“
Mit „Flux-Kompensator“ und PC-Lüfter auf drei Rädern durch Harburg
Jahrzehnte später, wieder zurück in der Heimat, durchlief das Auto schließlich bei der Firma E-Cap in Winsen seine Öko-Metamorphose. Der alte Zweitaktmotor flog raus, ein neuer E-Motor kam rein. Der TÜV verlangte eine Scheibenbelüftung, die serienmäßig nicht vorgesehen war. Die Lösung: Luftschlitze aus dem 3D-Drucker für das Armaturenbrett und ein alter PC-Lüfter für die Frischluftzufuhr.
Von einst mehr als 30.000 produzierten Wagen sind heute nur noch weniger als 100 auf deutschen Straßen unterwegs
Von einst mehr als 30.000 produzierten Wagen sind heute nur noch weniger als 100 auf deutschen Straßen unterwegs
Der Innenraum des Tempo Hanseat ist spartanisch und eng – insbesondere wenn der Fahrer den „Öl-Tanker“ mal wenden muss.
Der Innenraum des Tempo Hanseat ist spartanisch und eng – insbesondere wenn der Fahrer den „Öl-Tanker“ mal wenden muss.
Das Typenschild erstrahlte zu neuem Glanz
Das Typenschild erstrahlte zu neuem Glanz
Elektro- statt Zweitaktmotor, Winker statt Blinker
Elektro- statt Zweitaktmotor, Winker statt Blinker
Auf Messen ist das Wägelchen immer ein Hingucker
Auf Messen ist das Wägelchen immer ein Hingucker
Und die Ladefläche? Auf der befindet sich wahlweise eine hölzerne Werbetafel oder eine dem „Flux-Kompensator“ aus „Zurück in die Zukunft“ nachempfundene Installation, die unter anderem den Ladezustand des E-Motors anzeigt.
Tempo statt Maserati – denn der fällt mehr auf
„Wir hätten natürlich auch einen Maserati als Werbeträger nehmen können, aber mit dem fällt man in Hamburg ja nicht auf“, sagt Behr scherzhaft. Übrigens: Auch das Tempo-Dreirad lässt sich sportlich fahren: „Ich hatte den schon auf zwei Rädern“, sagt Behr. Manövrieren lasse er sich allerdings „wie ein Öltanker“. Es gibt eben keine Servolenkung.
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Auch zukünftig soll der E-Tempo als Blickfänger zu Innovations- und Technologiemessen düsen. Zu besichtigen ist das Fahrzeug in einer gläsernen Garage am Tempowerkring 6 – nur einige Meter entfernt von seinem Brudermodell, einem himmelblauen Tempo Hanseat, Baujahr 1955, dessen original Zweitaktmotor noch das Räng-Täng-Täng des Hamburger Wirtschaftswunders von sich gibt.
Tempo statt Maserati: Dieser Hamburger Dreirad-Flitzer ist etwas ganz Besonderes wurde gefunden bei mopo.de
