Der komplette Bundesvorstand der Grünen Jugend ist zurückgetreten und verlässt die Partei – und die „Großen“ reagieren unterschiedlich auf den Aufstand des Nachwuchses. Während Grünen-Politikerin Renate Künast freimütig erklärt, dass sie den jungen Klassenkämpfern keine Träne nachweint, greift der grüne Verkehrssenator Anjes Tjarks eher zu Spöttelei. Und der Chef der Hamburger Grünen ist um hanseatische Zurückhaltung bemüht.
Zehn junge Menschen, die Führungsriege der Nachwuchsorganisation, verlassen mit einem Knall die Partei, werfen den Grünen vor, vor den Reichen und Mächtigen zu kuschen. Sie wollen nun eine neue, linke Jugendorganisation aufbauen. Erklärtes Ziel: Es solle „bald eine starke linke Partei in Deutschland geben. Eine Partei, die nicht so ist wie alle anderen.“
Renate Künast nimmt kein Blatt vor den Mund
Renate Künast, frühere Landwirtschaftsministerin und Ex-Fraktionschefin im Bundestag, nimmt im RBB-Inforadio kein Blatt vor den Mund: Die Spitze des Parteinachwuchses sei „nicht realitätstauglich“ gewesen und habe „einen Klassensystem-Sozialismus aufbauen“ wollen. „Da wundere ich mich nicht drüber und da weine ich jetzt auch nicht.“
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Anjes Tjarks, Hamburgs grüner Verkehrssenator, zeigt Nachsicht mit den jungen Rebellen: „Ich würde da jetzt nicht zu viel hinein deuten. Das sind junge Menschen und damit sollte man es wahrscheinlich auch belassen.“ Den Vergleich mit Kevin Kühnert, den manche in den sozialen Medien ziehen, weist Tjarks zurück, spöttelt: „Ich will darüber nicht urteilen, weil ich keine Person davon kenne. Das ist bei Kevin Kühnert anders gewesen. Und das sagt vielleicht auch schon nicht so wenig.“ Subtext: Vorstand der Grünen Jugend? Hat man vor dem Rücktrittsknall je von denen gehört? SPD-Generalsekretär Kühnert hingegen war schon als Juso in den Medien präsent.
Hamburgs Grünen-Vorstand Leon Alam, selbst ein Gewächs der Grünen Jugend, deutet nur vorsichtig an, dass der nun ausgetretene Bundesvorstand „die Grüne Jugend in eine andere Richtung gesteuert hat.“ Die zehn jungen Männer und Frauen haben sich „stärker von der Partei entfernt und so ist es nur konsequent, dass sie diesen Schritt gemacht haben.“ Die Nachwuchsorganisation habe nun die Chance, „sich neu aufzustellen“. Auch wenn es natürlich bedauerlich sei: „Die haben ja auch viel Energie in die Parteiarbeit gesteckt.“
Auch Jenny Jasberg, Grünen-Fraktionschefin in der Bürgerschaft, äußert Bedauern: „Schade, dass mit dem Rücktritt des Vorstands der Grünen Jugend kluge Menschen unseren gemeinsamen Pfad verlassen. Klar ist: Zersplitterung bringt uns keinen Schritt weiter.“ Die Grüne Jugend Hamburg wollte bis Redaktionsschluss nichts zu dem Beben im Bundesverband sagen. In Hamburg ist die Jugendorganisation zwar durchaus auch kritisch gegenüber dem rot-grünen Senat, trommelt etwa gegen den MSC-Deal im Hafen, gilt aber auch als Sprungbrett für Jung-Politiker.
Tjarks spöttelt über zurückgetretenen Grüne-Jugend-Vorstand wurde gefunden bei mopo.de
